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Duale Curricula im internationalen Vergleich – BIBB im Dialog mit Mexiko und Peru

20.08.2025

Wie lassen sich duale Lehrpläne so gestalten, dass sie nationalen Qualitätsstandards entsprechen, regional flexibel bleiben und den Anforderungen des Arbeitsmarkts gerecht werden? Diese Frage stand im Mittelpunkt der dritten Videokonferenz 2025 der Allianz für duale Ausbildung Lateinamerika und Karibik. Vertreterinnen und Vertreter aus Mexiko, Peru und Deutschland diskutierten Ansätze und Herausforderungen – und das BIBB brachte seine Erfahrungen in die internationale Debatte ein.

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Webinar der Allianz für duale Berufsbildung Lateinamerika und Karibik zu Lehrplangestaltung, Innovation und Arbeitsmarktrelevanz

Am 24. Juli 2025 fand die dritte Videokonferenz der Allianz für duale Ausbildung Lateinamerika und Karibik statt. Mehr als 300 Fachleute aus der Region verfolgten den Erfahrungsaustausch zwischen drei zentralen Berufsbildungsinstitutionen zu Modellen der Lehrplangestaltung in der dualen Ausbildung: das Nationale Kolleg für berufliche Bildung (Colegio Nacional de Educación Profesional Técnica - CONALEP) aus Mexiko, der Nationale Dienst für Ausbildung in industrieller Arbeit (Servicio Nacional de Adiestramiento en Trabajo Industrial - SENATI) aus Peru und das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) aus Deutschland.

In kurzen Impulsvorträgen stellten die Referierenden ihre nationalen Systeme und die Besonderheiten ihrer Lehrpläne vor:

Maritza Huitrón vom BIBB Partnerinstitut CONALEP in Mexiko berichtete, wie in ihrem dualen Modell ein zentraler Kernlehrplan mit regional angepassten technischen Ausbildungsgängen kombiniert wird. So kann gezielt auf die Bedürfnisse der lokalen Wirtschaft eingegangen werden. Ein besonderes Merkmal ist die Integration sozial-emotionaler Kompetenzen, die aus humanistischer und konstruktivistischer Perspektive in den Unterricht eingebettet werden.  Walter Rioja aus Peru stellte das modular aufgebaute Curriculum-Modell von SENATI vor, das auf detaillierten Berufsanalysen in Unternehmen basiert. Diese Stufenstruktur ermöglicht es Lernenden bereits früh Teilqualifikationen zu erwerben und in den Arbeitsmarkt einzusteigen. Durch die enge Anbindung an die Industrie bleiben die Ausbildungsinhalte praxisnah und aktuell. Ilona Medrikat (BIBB) erläuterte die Entwicklung bundesweit einheitlicher Ausbildungsordnungen im dualen System in Deutschland. Neben Fachinhalten spielen Querschnittskompetenzen wie Digitalisierung, Nachhaltigkeit und Teamarbeit eine wichtige Rolle. Aktualisierungen erfolgen in einem abgestimmten Verfahren mit Vertreterinnen und Vertretern von Staat, Arbeitgebern und Gewerkschaften – ein Mechanismus, der sicherstellt, dass Curricula technologische und gesellschaftliche Veränderungen angemessen widerspiegeln.

Drei Länder – drei Modelle

In der anschließenden Diskussion, moderiert von Gonzalo Graña (ILO/Cinterfor), standen Fragen nach rechtlicher Verankerung, regionaler Umsetzung, Modernisierungsmechanismen und der Integration sozial-emotionaler Kompetenzen im Vordergrund.

Es wurde deutlich, dass die Curricula von CONALEP in Mexiko eine hohe Flexibilität durch regionale Module innerhalb eines nationalen Rahmens aufweisen, SENATI in Peru eine konsequente Ausrichtung auf die betriebliche Realität verfolgt und klare Zertifizierungsstufen hat, während Deutschland ein strukturiertes, föderal abgestimmtes System mit zahlreichen, ineinandergreifenden Qualitätsmechanismen hat.

Alle Teilnehmenden betonten die enge Abstimmung mit dem Produktionssektor als Schlüssel, um Ausbildungsprogramme zukunftsfähig zu gestalten. Aus Sicht des BIBB bestätigt der Austausch die Bedeutung sozialpartnerschaftlicher Abstimmungsmechanismen, verbindlicher Standards und der Förderung überfachlicher Kompetenzen. Zugleich bieten die lateinamerikanischen Ansätze Inspiration für mehr Flexibilität und passgenaue regionale Lösungen.

Fazit: Curricula müssen dynamisch bleiben

Die dritte Videokonferenz machte deutlich: Duale Curricula sind kein starres Konstrukt. Sie müssen regelmäßig überprüft, modernisiert und an neue technologische wie gesellschaftliche Entwicklungen angepasst werden. Der offene Dialog zwischen Mexiko, Peru und Deutschland stärkt das gegenseitige Verständnis und liefert wertvolle Impulse für die Weiterentwicklung der beruflichen Bildungssysteme in allen drei Ländern.

Die nächste virtuelle Veranstaltung zum Thema Curriculum-Entwicklung findet am 21.08.2025 von 16-17:30 Uhr statt.

Anmeldung über Zoom

Die Allianz für duale Ausbildung Lateinamerika und Karibik bietet mit den monatlichen virtuellen Fachveranstaltungen eine wichtige Plattform für den internationalen Austausch und die gemeinsame Gestaltung der beruflichen Bildung der Zukunft. Organisiert wird die Reihe von der Koordinierungsgruppe der Allianz, bestehend aus der Präsidentschaft 2025 SENAC (Brasilien), dem BIBB (Referenzinstitution) und ILO/Cinterfor (Technisches Sekretariat).