Digitale Tools in der ÜBA

Über 100 Personen nahmen an der Veranstaltung teil, um sich zu digitalen Einsatzmöglichkeiten in der überbetrieblichen Ausbildung (ÜBA) zu informieren. Unter den Teilnehmenden fanden sich: Ein Großteil aus dem bundesweiten ÜBS-Bereich (Ausbilderinnen und Ausbilder sowie Führungskräfte), aber auch Interessierte aus Betrieben und Berufsschulen.

Mehrwert für alle Interessierten: Das Bildungszentrum Biberach gab den Teilnehmenden in seiner Präsentation nicht nur Einblick in die eigene Arbeit, sondern auch Hinweise, wie die Umsetzung der digitalen Tools über die Holzbaubranche hinaus in anderen Einrichtungen funktionieren kann.  

Digitale Lernmedien

Mit „Online lernen“ bietet das Bildungszentrum Biberach seinen Auszubildenden digitale Lernsequenzen, Lernaufgaben, Youtube-Videos und Quizformate (je nach Lernfortschritt) an. Sämtliche Lernsequenzen sind barrierefrei online über die Website verfügbar und somit auf sämtlichen Endgeräten abspielbar. Die Gestaltung ist nutzerfreundlich und die Lernsequenzen als HTML-Dateien eingebunden.

Vorteil für die Auszubildenden: Abseits analoger Lernformen in der Werkstatt kann das Wissen mehreren Lernenden parallel vermittelt werden. Auszubildende können ergänzend und eigenständig von zuhause lernen. Sie erhalten direktes Feedback in Form von Lösungen zu den jeweiligen Arbeitsaufgaben. Die digital verfügbaren Inhalte können dadurch vor- und nachbereitet und das Wissen besser gefestigt werden. Sowohl stärkere als auch schwächere Auszubildende profitieren von dieser Lernmethodik.

Von der Idee zur fertigen Lernsequenz: Das Bildungszentrum gab Einblick in die Erstellung des Tools. Sämtliche Arbeitsschritte übernehme das Kompetenzzentrum selbstständig: Von der Erstellung der Drehbücher, über die Produktion der Inhalte (Bilder, Dateien, Aufgaben, Tonaufnahmen usw.), bis zur Umsetzung der Lernsequenzen mittels geeigneter Software.

Digitale Kursmappe

Die kursm.app hat das Bildungszentrum Biberach über ein Jahr selbst entwickelt und programmiert. Dabei handelt es sich um einen persönlichen, digitalen Wissens- und Kompetenzspeicher für die Auszubildenden der überbetrieblichen Ausbildung. Hier werden sämtliche kursbezogenen Dokumente und Dateien von den Ausbildungsmeister/-innen digital zur Verfügung gestellt. Zudem können Auszubildende auch eigene Unterlagen selbst hochladen und die eigenen personenbezogenen Daten eigenständig pflegen. Damit erleichtert die kursm.app die Organisation von Kursen intern wie auch nach außen. Im Sinne der Nachhaltigkeit müssen weniger Unterlagen ausgedruckt werden.

Einfache Bedienbarkeit: Termine, Lernunterlagen und Zertifikate werden hier zentral organisiert und zum Download zur Verfügung gestellt. Abseits von Bildungsinhalten können auch anderweitige Inhalte (z. B. Datenblätter, Bedienungsanleitungen, usw.) gespeichert werden. Als Browser-Anwendung (HTML-Programmierung) ermöglicht die kursm.app den Nutzenden jederzeit und überall – ob auf dem Smartphone, Tablet oder Desktop-PC – auf ihre Unterlagen zuzugreifen. Auch nach der Ausbildung dient sie als wertvolle Unterstützung im Berufsalltag oder bei zukünftigen Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen. Die Zugänge sind an die jeweilige E-Mail-Adresse der Nutzenden gebunden.

Hinsichtlich der technischen Umsetzung sei bewusst keine App-Anwendung genutzt worden, um Kosten und Speicherplatz zu reduzieren. Die Daten seien auf einem deutschen Server ortsunabhängig gespeichert.

Digitale Werkstattmodelle

Die WebXR-Anwendung bietet den Auszubildenden drei unterschiedliche Funktionsbereiche. Integriert in die kursm.app können die Anwendungen weiterhin browserbasiert auf den meisten Endgeräten abgerufen werden, ohne Installation weiterer Software.

Im „Modelviewer“ können kursbezogen, aber auch eigene, CAD-Modelle browserbasiert in Augmented oder Virtual Reality dargestellt werden. So lässt sich etwa ein Dachstuhl als 3D-Modell auf einem Smartphone/ Tablet abbilden. Auszubildende können Bauteile digital an- und ausschalten, einzelne Hölzer und Holzverbindungen ansehen, Aufmaße nehmen und Maße aus dem CAD-Modell mit eigenen Berechnungen vergleichen.
Die Anwendung erlaubt zudem den Vergleich zwischen selbst gebauten Werkstattmodellen und deren digitalen XR-Varianten, indem beide Modelle zur Selbstkontrolle übereinandergelegt werden.

Mehrwert für die Ausbildung: Die digitale Darstellung in 3D fördert das Vorstellungsvermögen der Auszubildenden. Die Anwendung ermöglicht zudem die eigene bzw. gemeinsame Kontrolle der umgesetzten Arbeiten (Auszubildende und Ausbildende). Aufgaben im Rahmen der ÜBA werden gut abbildbar an den Modellen platziert. Digitale Notizen (in Form von Weblinks, Texten, Dateien) können direkt digital in der Aufgabe hinterlegt werden. Die Modelle können auch von zuhause in der Prüfungsvorbereitung später nochmal angesehen werden. 

Bei „PRIMO“ handelt es sich um einen Modellbauwagen, über den Dach-, Wand oder Deckenaufbauten aufgebaut werden können, um diese mit den Auszubildenden zu besprechen. Das vor 20 Jahren entwickelte analoge Modell wurde mit dem PRIMO 3D ins Digitale gehoben. Durch das digitale Modell können Aufgaben jetzt leichter an alle Azubis gegeben werden (z. B. Aufbau planen). Zudem werden diese automatisch in der kursm.app gespeichert. So können sich die Auszubildenden Aufgaben und Lösungen später auf dem Handy/ dem Tablet ansehen.
Im Bereich PRIMO 4D können die zuvor in PRIMO 3D erstellten Aufbauten in verschiedenen Szenarien, z. B. Wandecken, miteinander Schicht für Schicht verschnitten werden. So können Anschlussdetails geplant und mit dem Blick ins Bauteil verständlich visualisiert werden. Auch das digitale PRIMO ermöglicht, je nach technischer Ausstattung, die Darstellung in VR, iVR, sowie AR.
Die erweiterte Realität bietet weitere Möglichkeit, um die Vorstellungskraft zu ergänzen. Unterrichtsinhalte können dabei anschaulich aufgearbeitet werden.

Transferpotenzial

Die Informationsveranstaltung hat das vielseitige Interesse an dem erarbeiteten Wissen des Bildungszentrums in Biberach deutlich gemacht. Der gesammelte Erfahrungsschatz und die Vorteile, die die digitalen Tools für die ÜBA im Allgemeinen mit sich bringen, sind deutlich geworden.

Die Erfahrungen hinsichtlich der technischen Umsetzung der eingesetzten Tools können für andere Bildungseinrichtungen einen wertvollen Erkenntnisgewinn darstellen. Die browserbasierte Lösung wird seitens des Bildungszentrums Biberach als besonders vorteilhaft eingeschätzt, da sie einen dauerhaften und ortsunabhängigen Zugriff auf die eingebundenen Daten ermöglicht. Lernmanagementsysteme hingegen werden in der Administration als deutlich aufwändiger empfunden. Zudem lassen sich Lernmanagementsysteme in Form virtueller Umgebungen mit integrierten Aufgaben in der Regel nicht eigenständig überarbeiten oder aktualisieren. Hierfür ist meist das Eingreifen externer Dienstleister bzw. Administratoren erforderlich, was mit zusätzlichen laufenden Kosten verbunden sein kann.

Das Kompetenzzentrum gab auch Einblick in konkrete Erfahrungen bei der Umsetzung der Tools: Viele Lernsequenzen konnten mit den eigenen Mitarbeitenden umgesetzt werden. Diese wurden teils freigestellt, um ihr explizites Wissen einzubringen. Es sei sinnvoll, größtenteils mit Bordmitteln zu arbeiten, um das Wissen intern zu integrieren und die Zuständigkeiten je nach Themenbereich zu verteilen. In den kursfreien Zeiten sei es eher schwierig an der Entwicklung zu arbeiten, da zu wenig Zeit vorhanden sei.

Das Bildungszentrum berichtete zudem über die Akzeptanz der Tools bei den Auszubildenden. Insgesamt sei diese positiv und die Vorteile (ortsunabhängiges Arbeiten usw.) würden gesehen. Die aktive Nutzung fiele teils gemischt aus – einige Auszubildende würden viel mit den Tools arbeiten, andere weniger. Es sei insgesamt sinnvoll, den Nutzenden freizustellen, inwiefern sie mit den Anwendungen arbeiten möchten.

Förderung

Die Tools hat das Kompetenzzentrum im Leitprojekt „Zukunft Holzbau – Qualifizierungswege für nachhaltiges Bauen“ entwickelt. Das Leitprojekt wurde gefördert vom Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF).

Die Förderung von Kompetenzzentren verfolgt das Ziel, die Qualität der überbetrieblichen Berufsbildung zu steigern und sie kontinuierlich neuen technologischen und sozioökonomischen Anforderungen anzupassen. Dabei gilt es ebenso die Ausbildungsfähigkeit v. a. kleiner und mittlerer Betriebe sowie die beruflichen Zukunftschancen von Auszubildenden durch entsprechende moderne pädagogische Förderkonzepte im Rahmen des öffentlichen Bildungsauftrags zu unterstützen. Das BIBB begleitet die Projekte dabei fachlich auf ihrem Weg zum Kompetenzzentrum, Leitprojekt oder Folgeprojekt.