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Auswirkungen der Coronapandemie auf technologische Entwicklungen

Welche Auswirkungen hat die Coronapandemie auf technologische Entwicklung? Diese Fragestellung wurde an Theoretikerinnen und Theoretiker gerichtet, die bereits im Jahr 2019 im Rahmen der "Theorieinterviews" einmal zu den möglichen Auswirkungen von technologischem Wandel befragt wurden.

Die Theorieinterviews zu den möglichen Auswirkungen von technologischem Wandel haben zwar unterschiedliche Perspektiven eröffnet, aber sie stellen sich der Frage von Auswirkungen von Technik auf Gesellschaft. Den Rahmen des Projektes bilden die drei Pole Gesellschaft, Technik und Mensch.

Mit dem Ausbruch der COVID-19 Pandemie erleben wir eine Situation, in der eine außenstehende und schwer kontrollierbare Größe massive gesellschaftliche Auswirkungen hat und haben wird. Wir können Techniken und Technologien nutzen, um dieser Situation wieder Herr zu werden. Gleichzeitig sehen wir ein Phänomen, mit dem gesellschaftliche Entwicklungen Auswirkungen auf technologische Entwicklungen haben.

Die Rekonstruktion und Erklärung solcher Ereignisse kann uns helfen, die Verknüpfung von sozialen und technologischen Veränderungen noch besser zu verstehen. Deshalb haben wir die schon von uns befragten Interviewpartnerinnen und –partner darum gebeten, online kurze Statements zu geben, die wir neben den Theorieinterviews an dieser Stelle veröffentlichen.

Die Fragen, über die wir mit den Theoretikerinnen und Theoretikern gesprochen haben, sind:

  • Wird die derzeitige Krise die Akzeptanz für (neue) Technologien erhöhen, und wenn ja, für welche?
  • Werden wir mit dem Ende der Krise zurückkehren zu Vor-Krisen-Arten sozialer Interaktion, auf gesellschaftlicher und arbeitstechnischer Ebene?
  • Wird die derzeitige Krise Ungleichheiten in der Gesellschaft und speziell im Hinblick auf den Zugang zu Technologien verändern?

Die Antworten auf diese Fragen finden Sie in den folgenden Interviews.

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Heinz D. Kurz, Graz, beschreibt die Krise als einen Beschleuniger der betrieblichen Adaption digitaler Techniken, in dessen Folge es zu einer verstärkten Marktdominanz von Unternehmen kommt, die bereits vor der Krise technologieintensiv waren. Einen bremsenden Faktor der digitalen Transformation sieht Kurz im wachsenden individuellen Misstrauen gegenüber den Überwachungspotenzialen von Technik. Als Konsequenz der Corona-Pandemie erwartet er insgesamt die Herausbildung neuer wirtschaftlicher Verhältnisse, gekennzeichnet durch einen hohen digitalen Durchdringungsgrad und neue sowie zunehmend konzentrierte Betriebspopulationen. Das Interview wurde am 29. April 2020 geführt.

Länge 06:53 Min.

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Sabine Pfeiffer, Nürnberg, sieht in der breitflächigen Realisierung des Homeoffice im Zuge der Corona-Pandemie den kompetenten Umgang der Beschäftigten mit (neuen) digitalen Technologien bestätigt, und dies selbst in Situationen großer Unsicherheit. Trotz unbestreitbarer Vorzüge erwartet Pfeiffer jedoch eine gewisse Entzauberung des Homeoffice und verweist auf den Betrieb als sozialen Ort, an dem wesentliche Aspekte des Arbeitsprozesses vollzogen und umgesetzt werden. In der Krise sieht sie eine Chance zur Reflexion wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Praktiken, mit Gestaltungspotenzialen in Bezug auf das nachhaltige Wirtschaften und der Abmilderung sozialer Ungleichheitsstrukturen. Notwendig hierfür seien demokratische und partizipative Formen gesellschaftlicher Aushandlungsprozesse. Das Interview wurde am 29. April 2020 geführt.

Länge 07:52 Min.

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Frederic Lebaron, Paris, führt Unterschiede in der Nutzung und Akzeptanz der im Zuge der auferlegten physischen Distanzierung an Bedeutung gewonnenen Interaktions- und Kommunikationstechnologien auf die Verschiedenartigkeit der sozialen Gruppen einer Gesellschaft zurück. Damit zusammenhängend sieht er Polarisierungstendenzen, die sich entlang von sozialer Integration auf der einen Seite und sozialer Isolation auf der anderen Seite bewegen. Wie Pfeiffer sieht aber auch Lebaron aus der Krise erwachsene Möglichkeiten zur Veränderung von gesellschaftlichen Verhältnissen und betont hierfür die Bedeutung partizipativer gesellschaftlicher Aushandlungsprozesse. Auf die Beständigkeit individueller Verhaltensweisen, Dispositionen und Ressourcen verweisend, geht er jedoch nicht von disruptiven, sondern sich nur langsam vollziehenden Veränderungen sozialer wie wirtschaftlicher Verhältnisse aus. Das Interview wurde am 3. Juni 2020 geführt.

Länge 09:36 Min.

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Richard Münch, Friedrichshafen, sieht durch die Corona-Pandemie eine zunehmende Verschränkung persönlicher und virtueller Interaktionen in sozialen wie in Arbeitszusammenhängen mit wachsenden technischen Anteilen. Den sich bereits vor der Krise andeutenden ‚digital divide‘ sieht Münch als sich verstärkendes Phänomen und thematisiert ihn in Bezug auf technikversierte und -unerfahrene Beschäftigte, technisch gut und schlecht aufgestellten Betriebe sowie hinsichtlich technologisch fortschrittlicher und abgehängter Wirtschaftsregionen. Das Interview wurde am 17. Juni 2020 geführt.

Länge 10:34 Min.

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Uwe Schimank, Bremen, sieht eine durch die Corona-Pandemie ausgelöste Veränderung in der gesellschaftlichen Bewertung von Technikforschung, die sich sowohl auf die Priorisierung von Forschungsfeldern als auch auf Forschungspraktiken und die Technikimplementierung bezieht. In Bezug auf das gesellschaftliche Gefüge verweist er auf eine Verstärkung sozialer Ungleichheit, die sich insbesondere entlang der sozialen Herkunft vollzieht, und sich zum Beispiel an dem ungleichen Zugang zu Bildung und den die Kriseneffekte abmildernden Mittel und Maßnahmen kenntlich macht. Das Interview wurde am 3. Juni 2020 geführt.

Länge 06:52 Min.

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Hartmut Hirsch-Kreinsen, Dortmund/Berlin, identifiziert verschiedene Polarisierungs- und Segmentationstendenzen auf Beschäftigten- und betrieblicher Ebene, die sich als Fortführung bereits vor der Krise eingeschlagener Entwicklungen darstellen. Die Effekte der Corona-Pandemie auf die Technologieakzeptanz und -entwicklung beschreibt Hirsch-Kreinsen entlang dieser Tendenzen. Wenngleich aus einer strukturkonservativen Perspektive argumentierend, sieht er aus der Krise auch Veränderungspotenziale, insbesondere wirtschaftsstruktureller Art, erwachsen. Das Interview wurde am 27. April 2020 geführt.

Länge 07:36 Min.

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Joachim Renn, Münster, beschreibt einerseits eine (erzwungene) Überwindung von Schwellenängsten gegenüber der Nutzung von Kommunikations- und Interaktionstechnologie im Verlauf der Corona-Pandemie, anderseits identifiziert er ein wachsendes Misstrauen gegenüber eben diesen Technologien bzw. den sich dahinter verbergenden ökonomische Interessen, intransparenten Machtverhältnissen sowie der latenten Festlegungen auf bestimmte Formen der Kommunikation. Renn stellt weiterhin verschiedene mit digitalen Kommunikationsweisen verbundene Ungleichheitsdimensionen heraus, die sich neben der Verfügung über die notwendige Technik auch auf den kompetenten Umgang mit dieser sowie auf die individuelle Entscheidungskompetenz zur ihrer Nutzung beziehen. Das Interview wurde am 12. Juni 2020 geführt.

Länge 10:20 Min.