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Diskussion über die Zukunft der Berufsbildungssysteme im deutschsprachigen Raum

6. Österreichische Berufsbildungsforschungskonferenz (BBFK) in Steyr

Unter dem Titel "Bildung = Berufsbildung ?!" fand vom 05. bis 06. Juli 2018 die diesjährige Österreichische Berufsbildungsforschungskonferenz (BBFK) statt. Entsprechend dem Titel wurde bei der diesjährigen Konferenz das sich wandelnde Verhältnis von Berufsbildung und Allgemeinbildung in den Fokus gesetzt. In diesem Rahmen hat auch das BIBB seine Forschungsergebnisse eingebracht und sich an der Diskussion über die Zukunft der Berufsbildungssysteme im deutschsprachigen Raum beteiligt.

Diskussion über die Zukunft der Berufsbildungssysteme im deutschsprachigen Raum

Eine zentrale Fragestellung der Konferenz war, ob es durch das All­gemeine im Beruflichen und das Berufliche im Allgemeinen möglicherweise zu einer Neuorientierung unserer Bildungswelt kommt. Das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) hat diese Fragestellung zum Anlass genommen, aktuelle Forschungsergebnisse mit dem deutschsprachigen Fachpublikum zu diskutieren. Das Institut war mit dem Forschungsdirektor und 15 wissenschaftlichen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen an der Konferenz beteiligt.

Der Input des BIBB bestand aus der Beteiligung an der Podiumsdiskussion „Veränderung in der Berufsbildung – Evolution oder Revolution“ sowie der Betreuung von Foren und Fachbeiträgen zu folgenden Themen:

  •  Berufsscreening: Veränderung von Tätigkeiten und Kompetenzanforderungen;
  •  Ausbildungsqualität und die Rolle der Betriebsräte;
  •  Förderung der Integration von Geflüchteten;
  •  Kooperation der Akteure in unterschiedlichen Berufsbildungssystemen;
  •  Segmentierung und Akademisierung in Bildungssystemen;
  • Einflussfaktoren auf wissenschaftliches Publizieren in der Berufsbildungsforschungscommunity.

Die teilweise sehr unterschiedlichen Themen, die vom BIBB aufgegriffen wurden, spiegeln die Vielfalt an Herausforderungen wider, die aktuell an die Berufsbildung gestellt werden. Dabei haben die Beiträge der BIBB-Forschung zur Modernisierung des deutschen Berufsbildungssystems zu anregenden Diskussionen geführt.

"Die Entwicklungen im Zuge der Digitalisierung bedingen, dass kritisch-evaluative Kompetenzen für die Lernenden in der beruflichen Bildung wichtiger werden."

Prof. Dr. Hubert Ertl, Forschungsdirektor im BIBB

In der Podiumsdiskussion zum Thema „Veränderung in der Berufsbildung – Evolution oder Revolution“ wurden ausgehend von den aktuellen Entwicklungen in der Berufsbildung in Österreich, der Schweiz und Deutschland mögliche Zukunftsszenarien erörtert. Für die deutsche Seite haben daran BIBB-Forschungsdirektor Prof. Ertl und WZB-Präsidentin Prof. Allmendinger teilgenommen. Komplettiert wurde die Expertenrunde mit Vertretern der Ministerien aus Österreich (Herr Dr. Dorninger, Herr Horschinegg) sowie der Schweiz (Herr Widmer).
Einig war man sich weitgehend in der Einschätzung, dass die Digitalisierung berufliche Bildung in den drei Ländern in den nächsten Jahren maßgeblich verändern wird. Dies zeichnet sich z. B. bereits in der wachsenden Bedeutsamkeit der Weiterbildung ab, für die tragfähige Konzepte entwickelt werden müssen. Für Lernende werden soziale und personale Kompetenzen immer wichtiger. Mit der Automatisierung, dem Einsatz von Robotern und dem Entstehen von virtuellen Räumen ergeben sich aber auch neue ethische Fragen, die kritisch-evaluative Kompetenzen erfordern: Ein Beispiel hierzu ist der Einsatz von Robotern im Pflegebereich, ein anderes die Persönlichkeitsrechte bei der mit ökonomischen Zielen verbundenen Nutzung von sozialen Netzwerken.
Bei allen Unterschieden in der Verfasstheit der Bildungssysteme in den betrachteten Ländern sind in allen drei Kontexten evolutionäre Veränderungsprozesse im Gange, die sicherstellen, dass der Wandel in der Wirtschaft und der Gesellschaft allgemein seine Entsprechung in der beruflichen Bildung findet.

 

Ein weiterer Teil der Konferenz bestand aus einer Poster-Session, in der innovative Forschungs-, Entwicklungs- bzw. Pilotprojekte im Bereich der Berufsbildung in Form von Postern präsentiert wurden. Auch hier war das BIBB mit neuen Forschungsinitiativen vertreten. So werden mit dem Themenradar "Duale Berufsausbildung" seit dem Frühjahr 2017 die Einschätzung von 2.000 Experten/-innen zur Weiterentwicklung der dualen Berufsausbildung analysiert. Ebenso war das Forschungsprojekt „Open Access in der Berufsbildungsforschung“ vertreten, das sich mit dem wissenschaftlichen Publizieren beschäftigt, und ein weiteres Poster fasste Kernaussagen eines Fachbeitrages im Internet mit dem Titel „Potenziale und Herausforderungen von Open Educational Resources (OER) in der Berufsbildung“ zusammen.

Das Besondere an der BBfK ist der immanente Vergleich zwischen den drei deutschsprachigen Berufsbildungssystemen, der durch die Zusammensetzung des Publikums und der Vortragenden immer wieder zu interessanten neuen Einblicken und Anregungen für die Forschung führt.
Die beim BIBB-Kongress im Juni 2018 begonnene Auseinandersetzung mit dem Thema „Zukunft der Berufsbildung“ wird auch im Rahmen des 6. Berufsbildungsforschungskongresses des Eidgenössischen Hochschulinstituts für Berufsbildung (EHB) im März 2019 aufgegriffen werden.