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Konzeption

Ziele

Mit den BIBB/BAuA-Erwerbstätigenbefragungen werden von Seiten des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) insgesamt drei Ziele verfolgt:

  1. Weiterentwicklung der Datengrundlage für die Berufsbildungsforschung zur Modernisierung der Berufsausbildung vor dem Hintergrund der sich verändernden Arbeitswelt,
  2. Durchführung aktueller und langfristiger Analysen des Verhältnisses von Ausbildung und Beschäftigung vor dem Hintergrund des Wandels von Bildung, Beruf und Arbeit,
  3. Erhebung repräsentativer, reliabler und valider Daten über Erwerbstätige, deren Ausbildung und Tätigkeiten sowie deren Bereitstellung als Forschungsdaten über das BIBB-FDZ.

Nach dem Berufsbildungsgesetz (BBiG § 84, Abs. 3-4) soll die Berufsbildungsforschung "Anforderungen an Inhalte und Ziele der Berufsbildung ermitteln" und die "Weiterentwicklung der Berufsbildung in Hinblick auf gewandelte wirtschaftliche, gesellschaftliche und technische Erfordernisse vorbereiten". Voraussetzungen für die Erfüllung dieser gesetzlichen Aufgabe sind demgemäß empirisch abgesicherte Informationen über die beruflichen Realitäten und die wesentlichen Entwicklungsfaktoren auf dem Arbeitsmarkt. Hierzu gehört auch eine systematische Analyse des Erwerbs und der Verwertung beruflicher Qualifikationen sowie der Qualifikationsentwicklung und Anforderungen in der Arbeitswelt differenziert nach Berufen. Berufliche Differenzierungen erfordern eine entsprechend große Datenbasis, wie sie üblicherweise nur bei amtlichen Daten gegeben ist. Amtlichen Daten wie dem Mikrozensus oder den prozessproduzierten Daten der Bundesagentur für Arbeit mangelt es aber oft an entsprechenden Indikatoren. So enthalten diese Daten keine detaillierten Angaben zu Tätigkeiten, Anforderungen oder zu nichtmonetären beruflichen Erträgen. Für die Erfüllung der gesetzlichen Aufgaben liefern die Erwerbstätigenbefragungen daher grundlegende Daten, die oftmals die Entwicklung weiterer Fragestellungen erst ermöglichen. Mit ihr werden auf Individualebene tief gegliederte und differenzierte Daten erhoben, die auch schon an sich die Möglichkeit eröffnen, einzelne mit den genannten Zielen zusammenhängende Fragestellungen zu beantworten.

Forschungsschwerpunkte

Die geplanten inhaltlichen Auswertungen werden nachfolgend den Themen "Arbeit und Beruf im Wandel" (A) und "Erwerb und Verwertung beruflicher Qualifikationen" (B) zugeordnet, wobei eine weitere Unterscheidung in Kernthemen und neue Auswertungsschwerpunkte vorgenommen wird.

Teilprojekt Kontinuität
A Arbeit und Beruf im Wandel
A1 Tätigkeiten und Anforderungen im Wandel Kernthema
A2 Telearbeit und Homeoffice im Kontext der Flexibilisierung von Arbeit Neuer Schwerpunkt
B Erwerb und Verwertung beruflicher Qualifikationen
B1 Ausbildungs(in)adäquate Erwerbstätigkeit und beruflicher Erfolg Kernthema
B2 Verwertungschancen höherer beruflicher Abschlüsse in Zeiten der Akademisierung Neuer Schwerpunkt


(A1) Dieses erste Kernthema fokussiert auf den ausgeübten Beruf mit seinen konkreten Anforderungen am Arbeitsplatz. Ziel dieses Teilprojektes ist es, die bereits vorliegenden Analysen zu überprüfen und am aktuellen Rand der Entwicklungen fortzuführen. Weiterhin sollen Gründe und Einflussgrößen festgestellt werden sowie vertiefende Untersuchungen ihrer Folgen im Hinblick auf Entlohnungen und (verschiedene) Aspekte von Arbeitszufriedenheit. Außerdem wird die Frage in den Blick genommen, welche Erwerbstätigen und welche Bereiche der Arbeitswelt von einem Wandel und veränderten Anforderungen besonders betroffen sind.

(A2) Ziel des Teilprojektes ist es, die tatsächliche Verbreitung und Nutzung von Telearbeit unter den Erwerbstätigen zu dokumentieren und diese im Kontext verschiedener Berufe, Tätigkeiten und benötigten Arbeitsmittel zu untersuchen. Im Zuge dessen lassen sich auch Rückschlüsse auf den vermuteten Einfluss der fortschreitenden (Kommunikations-)Technologien ziehen. Daneben ist auch von Interesse, inwiefern sich diese Ausgestaltung des Arbeitsortes tatsächlich auf Aspekte der Arbeitszeit auswirkt und ob ein Zusammenhang mit der persönlichen bzw. familiären Situation des Arbeitnehmers erkennbar ist.

(B1) Ziel dieses Teilprojektes ist es, den beruflichen Verbleib und Erfolg von dual Ausgebildeten relativ zu anderen Qualifikationsgruppen und im Zeitverlauf zu analysieren. Da Frauen und Männer in unterschiedlichen Ausbildungsinstitution unterschiedliche Berufe erlernen und daher unterschiedliche Bildungsressourcen aufweisen, sind diese Analysen nach Geschlecht zu differenzieren. Zur Messung von Berufs- bzw. Arbeitsmarkterfolg von Personen mit Berufsausbildung wird in der Literatur häufig das Arbeitseinkommen als monetärer Indikator des Erfolgs herangezogen. Zu den "Bildungsrenditen" sind aber auch andere eher subjektive Aspekte des Erfolgs hinzuzurechnen, u.a. sollen auch selbstständige Positionen betrachtet werden.

(B2) Ziel des Teilprojekts ist es, die Verwertungschancen von Fortbildungsabschlüssen (ISCED 65) und akademischen Abschlüssen auf dem gleichen ISCED-Level (ISCED 64) zum aktuellen Zeitpunkt (2018) als auch im Vergleich zu früheren Jahren (2012 und 2006) aufzuzeigen. Sinkende Verwertungschancen einer beruflichen Höherqualifizierung bzw. berufliche Sackgassen würden einen hohen Attraktivitätsverlust für das duale System bedeuten. Berufliche Verwertungschancen sollen am Einkommen und der beruflichen Positionierung abgebildet werden. Dabei soll auf unterschiedliche Aspekte von Führung zurückgegriffen werden.

Frageprogramm

Im Fokus der ETB 2018 stehen zum einen die Erwerbstätigkeit und der Arbeitsplatz zum Befragungszeitpunkt, wie z. B. ausgeübte Tätigkeiten und benötigte Kenntnisse (arbeitsplatzbezogener Querschnittsteil), sowie Informationen über die Arbeitsplatzinhaber, wie z. B. deren Arbeitszufriedenheit oder deren Arbeitsbelastungen (individueller Querschnittsteil). Zum anderen wurden Längsschnittvariablen zum Bildungs- und Berufsverlauf der Befragten (z. B. die Qualifikationsgeschichte, berufliche Wechsel etc.) retrospektiv erfasst (individueller Längsschnittteil). Eine lückenlose Erfassung des Berufsverlaufs ist dabei allerdings nicht realisierbar. Weiterhin wurden Angaben zur Person und zum Betrieb (soziodemografische und betriebsbezogene Angaben) erfasst. Eine Variablenliste ist im FDZ-Methodenbericht enthalten (vgl. Rohrbach-Schmidt/Hall 2020).

Fragebogen zur BIBB/BAuA - Erwerbstätigenbefragung 2018

Der Datensatz umfasst rund 700 Variablen; nachfolgend ein grober Überblick:

F100ff Aktuelle Berufstätigkeit
F200ff Arbeitszeit und Arbeitsort
F300ff Ausgeübte Tätigkeiten (19 Indikatoren), Schlüsselqualifikationen (6 Indikatoren)
F400ff Berufliche Anforderungen (Anforderungsniveau, Über-, Unterforderung, Fachkenntnisse (9 Indikatoren), Arbeitsanforderungen (13 Indikatoren))
F500ff Beschäftigungsverhältnis (Betriebliche Merkmale)
F600ff Körperliche Arbeitsbedingungen und -belastungen (12 Indikatoren)
F700ff Psychische Arbeitsbedingungen und -belastungen (11 Indikatoren)
F900ff Berufs- und Lebensziele (in ETB 2018: F900_01 berufliche Karriereorientierung)
F1000ff Veränderungen im Arbeitsumfeld in den letzten zwei Jahren
F1100ff Höchster allgemeinbildender Schulabschluss
F1200ff Berufsausbildung (in bis zu 5 Schleifen)
F1225ff Zusammenhang (letzte) Ausbildung und aktuelle Tätigkeit
F1300ff Weiterbildung in den letzten 2 Jahren
F1400ff Erster ausgeübter Beruf, Berufsverlauf (Unterbrechungszeiten, Arbeitslosigkeit, beruflicher Aufstieg)
F1450ff Arbeitszufriedenheit (11 Indikatoren)
F1500ff Gesundheitliche Beschwerden (24 Indikatoren)
F1600ff Zur Person (u. a. Migrationshintergrund, soziale Herkunft)


Neben den direkt erhobenen Variablen wurden eine Reihe von Variablen zusätzlich generiert (siehe FDZ-Methodenbericht, Rohrbach-Schmidt/Hall 2020, S.9ff). Diese umfassen automatisch generierte Variablen und Gewichtungsvariablen, Vercodungen offener Berufs- und Branchenangaben in Berufs- bzw. Wirtschaftszweigkennziffern, aufbereitete Variablen aufgrund von Plausibilitätsprüfungen (bereinigte Variablen zum Ausbildungsabschluss, den Ausbildungsschleifen und dem Wirtschaftsbereich) sowie aufbereitete Variablen zum Einkommen und zu den Regionalinformationen. Darüber hinaus wurden eine Reihe von sozialwissenschaftlichen Klassifikationen anhand standardisierter Syntaxroutinen erstellt. Diese zusätzlichen Variablen sind zum Teil im SUF, zum Teil nur über die anderen Datenzugangswege auswertbar. Allgemein gilt, dass vor der Verwendung dieser zusätzlich generierten Variablen eine gründliche Auseinandersetzung mit ihrer Generierung zu empfehlen ist; je nach Fragestellung und Forschungsinteresse können andere Rekodierungen sinnvoller als die dort durchgeführten sein.

FDZ-Methodenbericht zur BIBB/BAuA - Erwerbstätigenbefragung 2018

Zusatzbefragung

Am Ende des Interviews wurden die Befragten um ihre Zustimmung zu möglichen Folgebefragungen gebeten. 17.408 der 20.012 Befragten gaben ihre Zustimmung, 2.604 verweigerten die Zustimmung; die Nachbefragungsbereitschaft liegt in der ETB 2018 bei 87 Prozent. Sie liegt damit zehn Prozentpunkte über der Nachbefragungsbereitschaft in der ETB 2012. Ein multivariates Selektionsmodell zeigt 2018 keine signifikanten, oder allenfalls sehr kleine Unterschiede in der Nachbefragungsbereitschaft im Hinblick auf zentrale Merkmale. Von systematischen Verzerrungen bei der Teilnahmebereitschaft zu einer Nachbefragung aufgrund von Verweigerungen ist somit nicht auszugehen. Insgesamt werden drei Nachbefragungen zur ETB 2018 durchgeführt: im Rahmen der Forschungsprojekte

  • "Berufe in Deutschland: Gesellschaftliche Wahrnehmung und Persönlichkeitsmerkmale" (FP 2.1.315)
  • "Chancen und Risiken des technologischen Wandels für die berufliche Teilhabe von Menschen mit Behinderung" (FP 2.1.318)
  • "Typische Bildungsverläufe und Karrierewege in ausgewählten kaufmännischen Berufsbereichen - Konkurrenz und Komplementarität zwischen beruflich und akademisch Qualifizierten" (FP 4.1.303)