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Internationale Konferenz zur Berufsbildungsforschung

30 hochrangige Vertreterinnen und Vertreter nationaler Berufsbildungsinstitute und Forschungseinrich­tungen aus 14 europäischen Ländern haben sich auf einer virtuellen Tagung auf Einladung des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) getroffen,sich über die Berufsbildungsfor­schung in Europa und in ihrem internationalen Umfeld auszutauschen.

Internationale Konferenz zur Berufsbildungsforschung

Befragung nationaler Institute

Um die gemeinsamen Herausforderungen zu identifizieren, wurden in einem ersten Schritt die Institutionen und Einrichtungen zu ihrer Organisation, ihren thematischen Schwerpunkten und Arbeitsmethoden sowie zu ihrer strategischen Einbettung in die länderspezifischen Diskussionen um eine Weiterentwicklung der Berufsbildung befragt.

In einer Art Schneeballverfahren wurden ab August 2020 71 Institutionen aus 35 Ländern angeschrieben. Erste Ergebnisse der derzeit noch laufenden Befragung wurden auf der virtuellen Tagung vorgestellt. Analysiert wurden hierfür vorliegende Antworten von 33 Instituten aus 20 Ländern.

Berufsbildungsforschung hat eine lange Tradition

Einige der Berufsbildungsforschungsinstitute verfügen über eine sehr lange Tradition. In den 1950er Jahren wurden in den heutigen europäischen Mitgliedsstaaten die ersten spezialisierten Institutionen eingerichtet. Das früheste Beispiel ist eines der Vorgängerinstitute des heutigen Nationalen Pädagogischen Institut der Tschechischen Republik, das bereits 1953 gegründet wurde. Wie das BIBB kann das französische Institut, Centre des études et des recherches und sur les qualifications (Céreq), dieses Jahr auf ein 50-Jähriges Bestehen zurückblicken. In zwei Jahren kann auch das das italienische Institut für Berufsbildung (ISFOL), seit 2016 Teil des Istituto Nazionale per l'Analisi delle Politiche Pubbliche (INAPP) auf fünfzig Jahre Erfahrungen in der Berufsbildungsforschung verweisen.

Die Zwischenergebnisse der Befragung zeigen den Wandel in der institutionellen Struktur der Berufsbildungsforschung auf.

Während in den siebziger Jahren eine Reihe von staatlichen Instituten gegründet wurde, ist die Landschaft heute durch eine große institutionelle Vielfalt geprägt. Neben öffentlichen Forschungsinstituten und Behörden nehmen auch Universitäten und privatwirtschaftliche geführte Institute Aufgaben in der nationalen Berufsbildungsforschung wahr.

Berufsbildungsforschung erfordert die Zusammenarbeit verschiedener Disziplinen

Insgesamt tragen ca. 7000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit ihrem Fachwissen zur Entwicklung der Berufsbildung bei. Die Mehrheit des wissenschaftlichen Personals kommt aus dem Bereich der Erziehungswissenschaften und der Soziologie gefolgt von den Bereichen Psychologie und Wirtschaftswissenschaften. Das von den Instituten bearbeitete Themenspektrum ist breit gefächert: auf der einen Seite werden Fragen der staatlichen Organisation des Berufsbildungssystems untersucht und Strukturen seiner Ordnung weiterentwickelt, auf der anderen Seite geht es um Fragen der Organisation von Lehr- und Lernprozessen und der Ausbildung des Berufsbildungspersonals.

Überdies wurde ein breites Spektrum an Themen identifiziert, für das sich alle Institute gleichermaßen interessieren, wie beispielsweise die Bedeutung der Digitalisierung für die Berufsbildung.

Fazit der Veranstaltung

Mit viel Engagement der Teilnehmerinnen und Teilnehmer wurden in Workshops auf Grundlage der Zwischenergebnisse der Umfrage in Workshops über die Inhalte und Formate von Kooperationen, die Herausforderungen für die Berufsbildungsforschung und die Kommunikation zwischen Wissenschaft, Politik und Berufsbildungspraxis diskutiert, um gemeinsam Perspektiven für eine Zusammenarbeit in der Berufsbildungsforschung zu entwickeln.

„Viele Fragestellungen der Berufsbildungsforschung sind in Europa sehr ähnlich gelagert und länderübergreifend“, betonte BIBB-Forschungsdirektor Prof. Dr. Hubert Ertl „Ganz aktuell sind beispielsweise die Fragen nach den Auswirkungen der Covid-19-Pandemie auf die Berufsbildung und der Digitalisierung auf die Arbeitswelt. Durch die Bildung eines Netzwerkes wird es uns gelingen, die Forschungskapazitäten zu bündeln, den Informationsaustausch zwischen den einzelnen Berufsbildungsinstitutionen in Europa zu verbessern und voneinander zu lernen.“

Alle Beteiligten stimmten zu, dass durch eine Stärkung der Berufsbildungsforschung in Europa, eine Festigung der Zusammenarbeit der Institute und Einrichtungen sowie der Gründung eines entsprechenden Netzwerkes ein aktiver Beitrag zu einer zukunftsfähigen Berufsbildung in Europa geleistet werden kann. Die Diskussion über eine europäische Zusammenarbeit in der Berufsbildungsforschung soll in weiteren Veranstaltungen im Rahmen der deutschen EU-Ratspräsidentschaft weitergeführt werden. So organisiert das BIBB beispielsweise gemeinsam mit dem European Research Network on Vocational Education and Training (VETNET) und der Europäischen Kommission einen Workshop im Rahmen der Europäischen Woche der Berufsbildung, die vom 9. bis 13. November 2020 stattfindet.