Digitalisierungsprozesse der beruflichen Ausbildung in den Pflegeschulen (DibAP)
| Laufzeit | 12/2021-11/2024 |
| Kurzbeschreibung |
Ziel des Auftrags war die Analyse der Auswirkungen des „DigitalPakt Schule“ (DPS) (2019-2024) auf Pflegeschulen in Deutschland. Fokussiert wurden die Wirkungen der Förderkulisse des DPS auf die digitale Infrastrukturausstattung an Pflegeschulen und diesbezügliche Herausforderungen der digitalisierungsbezogenen Schulentwicklung. Die Ergebnisse zeigen die Effekte des DPS auf Pflegeschulen (Wirkungsmessung), bieten ein empirisch begründetes Instrumentarium zur Messung des Digitalisierungsstandes an Pflegeschulen (Instrumentenentwicklung) und liefern Gestaltungsimpulse für eine digitalisierungsbezogene Schulentwicklungspraxis an Pflegeschulen unter dem Primat der Pädagogik (Governance). |
| Auftragnehmer |
Institut Arbeit und Technik (IAT) der Westfälischen Hochschule, Universität Osnabrück (UOS), Institut für Gesundheitsforschung und Bildung (IGB), Abteilung Pflegewissenschaft, Osnabrück |
| Ansprechpersonen |
Pflegeforschung, AB 2.6 BIBB Michaela Evans-Borchers, IAT Prof. Dr. Manfred Hülsken-Giesler, UOS |
Beschreibung
Das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) hat das Forschungsprojekt an die Partner Institut Arbeit und Technik (IAT), Westfälische Hochschule (Gelsenkirchen) und Universität Osnabrück (UOS), Abteilung Pflegewissenschaft, vergeben. Das Projekt untersucht Digitalisierungsprozesse in der beruflichen Ausbildung an Pflegeschulen.
Das Forschungsprojekt zielt darauf ab, ausgehend von der Förderkulisse des „DigitalPakts Schule”, Status-quo und Wandel der Nutzung von und die Ausstattung mit digitaler Hard- und Software in Pflegeschulen sowie entsprechende Umsetzungskonzepte und -erfahrungen empirisch gestützt zu erheben. Von Interesse sind die Infrastrukturausstattungen der Pflegeschulen, die pädagogisch-didaktische Einbindung digitaler Anwendungen in die Pflegeausbildung, die Erfahrungen der Akteure in der pflegeberuflichen Ausbildung hiermit sowie die Anforderungen durch digitale Lehr- und Lernarrangements in der betrieblichen Ausbildungspraxis. Besondere Aufmerksamkeit erfahren in diesem Zusammenhang die Wirkungen des „DigitalPakts Schule” (z. B. abgerufene Mittel, Verwendung der Mittel, Umsetzungserfahrungen) auf die (Qualität der) Pflegeausbildung.
Die übergeordneten Fragestellungen des Projektes sind:
- Welche digitalen Infrastrukturen / Ausstattungen werden in der Pflegeschule verwendet?
- Wie wirkt der DigitalPakt Schule in Institutionen der Pflegebildung?
- Wie hat sich das Ausstattungsniveau seit Einführung des DigitalPakts Schule verändert?
- Wie werden digitale Ausstattungen didaktisch sinnvoll in den Unterricht eingebunden?
- Welche pädagogisch-technischen Konzepte gibt es und wie werden sie umgesetzt?
- Welche Erfahrungen haben die Schulen damit gemacht?
- Welche zusätzlichen Anforderungen entstehen durch digitale Lehr- und Lernarrangements für die Ausbildungspraxis?
Die digitale Transformation in der beruflichen Bildung betrifft auch die pflegeberufliche Ausbildungspraxis an Pflegeschulen. Damit rücken fachliche, pädagogische und didaktische Potenziale digitaler Bildungstechnologien für die Ausbildungs- und Berufsbildungspraxis in der Pflegeausbildung in den Fokus.
Mit dem „DigitalPakt Schule“ (DPS) (2019-2024) wurde bundesweit im föderalen System eine Förderkulisse etabliert, um Digitalisierungsprozesse in der beruflichen Bildung zu fördern. Der DPS eröffnete auch für Pflegeschulen die Möglichkeit zur Weiterentwicklung digitaler Lehr- und Lernarrangements.
Unter Berücksichtigung des Primats der Pädagogik gilt es für Pflegeschulen, den mit Digitalisierungsprozessen verbundenen Entwicklungspotenzialen und Entwicklungsherausforderungen sowohl in der Schulentwicklung, in Bildungsplänen als auch in der schulischen Curriculumsentwicklung gerecht zu werden.
Ausgehend hiervon richteten sich die Analysen von DibAP auf die Auswirkungen und Gestaltungsimplikationen von Digitalisierungsprozessen in der pflegeberuflichen Ausbildung. Dies inkludierte die Umsetzung digital gestützte Lehr-/Lernarrangements und die Kompetenzentwicklung des Lehrpersonals (Mikroebene), die digitalisierungsbezogene Organisations- und Personalentwicklung an Pflegeschulen (Mesoebene) sowie die Bildungsstrukturentwicklung (Makroebene).
Ziel
Das Forschungsprojekt fokussiert zum einen den Status quo und den Wandel digitaler Infrastrukturen und Ausstattungsniveaus in Pflegeschulen (a). Zum anderen wird untersucht, wie digitale Anwendungen pädagogisch-didaktisch in die Pflegeausbildung eingebunden werden (b), welche Erfahrungen die Akteure in der pflegeberuflichen Ausbildung hiermit machen (c) und welche Anforderungen durch digitale Lehr- und Lernarrangements in der betrieblichen Ausbildungspraxis entstehen (d). Die Frameworks „DigCompOrg“ und „DigCompEdu“ bilden den analytischen Rahmen, das Untersuchungsdesign basiert auf einem Mixed-Methods-Ansatz. Im Ergebnis liefert das Forschungsprojekt Erkenntnisse auf folgenden Ebenen:
- Analyse des Wandels digitaler Lehr- und Lernarrangements in Pflegeschulen,
- Ableitung einer Typologie „Digitale Infrastrukturen & Bildungskonzepte in Pflegeschulen“,
- Anpassung & Weiterentwicklung der analytischen Frameworks für das Feld pflegeberuflicher Ausbildung,
- Ausarbeitung eines wissenschaftlich fundierten Konzepts zur Umsetzung & Begleitung von Digitalisierungsprozessen in der beruflichen Ausbildung in Pflegeschulen.
Die Studie basierte auf einem Mixed-Methods-Forschungsdesign.
Dieses konkretisierte sich durch eine Dokumentenanalyse zum föderal organisierten Antragswesen für Pflegeschulen. Ergänzend wurden standardisierte, bundesweite Befragungen von Schulleitungen an Pflegeschulen in zwei Erhebungswellen (2023: 264 Schulen in privater und freigemeinnütziger Trägerschaft und 2024: 359 Schulen in öffentlicher, privater und freigemeinnütziger Trägerschaft) durchgeführt.
Basierend auf den quantitativen Erhebungen erfolgten statistische Clusteranalysen mit dem Ziel, Pflegeschulen im Hinblick auf ihren Digitalisierungsstand zu typologisieren.
Aufbauend auf den Befunden der zwei Erhebungswellen wurden 20 qualitative, problemzentrierte Interviews mit Lehrpersonen, Schulleitungen sowie Verantwortlichen in den behördlichen Bewilligungsstellen durchgeführt, transkribiert und kategoriengeleitet ausgewertet.
Zur Ableitung von Implikationen der Befunde für die domänespezifische Weiterentwicklung der Rahmenmodelle DigCompOrg und DigCompEdu wurden 10 Fokusgruppendiskussionen (Lehrpersonen, Schulleitungen, Schulträger, Praxisanleitende, Expert*innen für Schulentwicklung) durchgeführt und kategoriengeleitet ausgewertet.
Die empirischen Befunde wurden in einem abschließenden Validierungsworkshop zusammengeführt, reflektiert und überprüft.
Die Ergebnisse verweisen auf einen hohen Impact des „DigitalPakt Schule“ (DPS) auf die digitale Transformation an Pflegeschulen in Deutschland.
Zugleich zeigte sich in den Clusteranalysen ein heterogener Entwicklungsstand in der digitalen Transformation von Pflegeschulen in Deutschland.
Pflegeschulen nutzten den DPS insbesondere zur domäneunspezifischen Infrastrukturentwicklung. Demgegenüber zeigten sich Entwicklungsbedarfe im Bereich der domänespezifischen Infrastrukturentwicklung sowie im Hinblick auf die Rückbindung digitaler Infrastrukturentwicklung an die Schulentwicklungspraxis.
Dies betrifft insbesondere schulische Qualifizierungspraktiken des Lehrpersonals, die Einbettung digitaler Lehr- und Lernmedien in die schulische Curriculumsentwicklung sowie die digital gestützte Weiterentwicklung von Lernortkooperationen.
Die Ergebnisse von DibAP ermöglichen die Ableitung von Instrumenten a) zur Messung des Umsetzungsstandes des digitalen Wandels an Pflegeschulen sowie b) zur gestaltungsorientierten Unterstützung und Begleitung von Pflegeschulen im digitalen Wandel.
Dies adressiert eine Kurzskala zur Messung des digitalen Wandels an Pflegeschulen für Längsschnitt- und Querschnittsanalysen, ein Governance-Modell zur Systematisierung und Analyse politischer (Makroebene), institutioneller (Mesoebene) und unterrichtsbezogener (Mikroebene) Maßnahmen der Schulentwicklung sowie die domänespezifische Konkretion der Rahmenmodelle DigCompOrg und DigCompEdu.
Die Befunde wurden zu zielgruppenspezifischen Handlungsempfehlungen (v.a. Politik, Pflegeschulen, pflegespezifische Berufsbildungsforschung) verdichtet und in einem publikationsfähigen Abschlussbericht zusammengefasst.
Laser, Johannes; Kalkmann, Friederike: Effekte des "Digitalpaktes Schule". Digitalisierung an Pflegeschulen. In: Die Schwester / Der Pfleger 63 (2024) 11, S. 76-77