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Grüne Arbeitswelt im Wandel: Regionale Skill-Anforderungen in Stellenanzeigen

Ines Loll

Bis 2045 soll Deutschland CO2-neutral werden. Dieser Wandel, oft als „Green Transition“ bezeichnet, beeinflusst sowohl die Nachfrage nach bestimmten Berufen, als auch die Anforderungen an bestehende Tätigkeiten, vor allem durch technologischen Fortschritt. Ein Schlüsselkonzept, das in diesem Zusammenhang an Bedeutung gewinnt, sind die „Green Skills“. Hierunter fallen technische Fähigkeiten und „transversale Fähigkeiten“, die branchenübergreifend anwendbar sind. Dazu zählen beispielsweise Lernbereitschaft, Sprachkenntnisse oder Problemlösekompetenz. Gerade transversale Fähigkeiten sind von besonderer Relevanz, wenn es darum geht, sich an neue Anforderungen anzupassen.

Im Zentrum des Dissertationsprojekts stehen zwei zentrale Fragen, jeweils mit einer regionalen Perspektive und mit Stellenanzeigen als Datengrundlage. Dafür werden die Fähigkeiten aus Stellenanzeigen mit einer Fähigkeitstaxonomie der EU (ESCO) verknüpft.

(1) Welche Rolle spielen transversale Fähigkeiten bei der Rekrutierung von Fachkräften im Bereich der Green Economy? Dafür wird ein Indikator entwickelt, der angibt, wie spezifisch die Fähigkeiten sind, nach denen Unternehmen suchen und wie spezifisch die erwartete Qualifikation der späteren Stelleninhaber/-innen ist. Im Anschluss werden regionale und strukturelle Merkmale herangezogen, um mögliche systematische Unterschiede in der Spezifität erklären zu können Es wird beispielsweise angenommen, dass der Fachkräftemangel in dem Beruf und der Region bestimmt, wie spezifisch Unternehmen suchen bzw. ihre Stellenanzeige formulieren, wobei weniger spezifische Stellenanzeigen mehr potentielle Bewerbende ansprechen.

(2) Wie grün sind die Tätigkeiten von Jobs? Deutschlandweit zeigt sich der Trend, dass in den meisten Regionen immer mehr Ausbildungsverträge in Berufen mit „Green Skills“ (d.h. umwelt- und klimafreundliche Tätigkeiten) abgeschlossen werden, während Berufe mit „Brown Skills“ (d.h. umwelt- und klimaschädliche Tätigkeiten) einen Rückgang verzeichnen. Klassische Berufe mit Green Skills sind solche in der Dachdeckerei (Montage von Solarpanelen, Energieberatung) oder in der Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik (Installation von Wärmepumpen). Berufe mit Brown Skills sind beispielsweise solche in der Nutztierhaltung oder Kunststoffherstellung. 
Bisherige Studien betrachten das Wachstum grüner Berufe oft auf einer theoretischen Berufsebene, also wie grün ein Beruf ist auf Basis der dafür benötigten Qualifikation. Ob das Anforderungsprofil im konkreten Job bzw. Arbeitsalltag einer Anlagenmechanikerin oder eines Anlagenmechanikers Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik im Berufsalltag tatsächlich die Installation von Wärmepumpen vorsieht oder primär die Instandhaltung von Sanitäranlagen, bleibt dabei unberücksichtigt. 
Im vorliegenden Promotionsprojekt werden die Green Skills auf der tatsächlichen Job-Ebene durch Stellenanzeigen analysiert, um regionale und strukturelle Merkmale zu identifizieren, die die „Greenness“ von Jobs innerhalb desselben Berufs beeinflussen. Dies trägt letztendlich dazu bei, grünes Wachstum bzw. die dahinterliegenden Triebkräfte auf lokaler Arbeitsmarktebene besser zu verstehen.