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Deutsch-Französischer Dialog: Berufsbildung, Mobilität, Beschäftigung

BIBB-Präsident Esser reiste zu Fachgesprächen mit Politik und Praxis nach Paris

06.12.2023

Berufsbildung, Mobilität, Beschäftigungsfähigkeit junger Menschen in Frankreich und in Deutschland waren Schwerpunkthemen der Fachgespräche von BIBB-Präsident Prof. Dr. Friedrich Hubert Esser anlässlich eines Besuches in Paris im November 2023. Neben seinen Treffen mit Dr. Ursula Maria Egyptien Gad, der Leiterin des DAAD France, nahm Herr Esser am 10. Deutsch-Französischen Berufsbildungstag teil.

Deutsch-Französischer Dialog: Berufsbildung, Mobilität, Beschäftigung
BIBB-Präsident Esser nimmt an der Podiumsdiskussion zum 10. Deutsch-Französischen Berufsbildungstag teil

Berufsbildung, Mobilität, Beschäftigungsfähigkeit junger Menschen in Frankreich und in Deutschland waren Schwerpunkthemen der Fachgespräche von BIBB-Präsident Prof. Dr. Friedrich Hubert Esser anlässlich eines Besuches in Paris im November 2023. Neben seinem Treffen mit Dr. Ursula Maria Egyptien Gad, der Leiterin des DAAD France, nahm Herr Esser am 10. Deutsch-Französischen Berufsbildungstag teil.

Einigung herrschte unter den Teilnehmenden an dem von der Deutsch-Französische Industrie- und Handelskammer (AHK Paris) durchgeführten Deutsch-Französischen Berufsbildungstag im November 2023: Angesichts der Herausforderungen des Klimawandels, der Digitalisierung sowie der prekären Situation der Demokratie weltweit ist die Zusammenarbeit zwischen Frankreich und Deutschland ein Schlüsselfaktor für die Stabilität und Sicherheit auf dem Kontinent. „In Frankreich hat eine Reform die Ausbildungszahlen erheblich gesteigert und das Image der Berufsbildung verbessert. Davon sind wir in Deutschland weit entfernt. Auch wir müssen mutiger agieren und die berufliche Bildung durch mehr Flexibilität, Inklusivität und Exzellenz wieder stark machen!“, so BIBB-Präsident Esser im Vorfeld der Veranstaltung.

 Die Aufnahme der gesamten Tagung ist unter Berufsbildungstag  zu hören

Mobilität fördern – Mobilität erleichtern – Grenzüberschreitende Berufsausbildung

Prof. Friedrich Hubert Esser und Isabelle Le Mouillour (BIBB)

Auf dem Berufsbildungstag wurde hervorgehoben, dass die Mobilität in der Berufsbildung zwar nicht als Selbstläufer betrachtet werden könne, allerdings zeige sich, dass sie sich stetig weiterentwickele. Der Anfang der Deutsch-Französischen Zusammenarbeit in der Berufsbildung beginnt mit dem Elysee Vertrag von 1963. Im gleichen Jahr wurden das Deutsch-Französische Jugendwerk (DFJW) und der DAAD France gegründet. Seit 1980 fördert die deutsch-französische ProTandem mit ihren Programmen jährlich den Austausch von ca. 3.000 Jugendlichen und Erwachsenen in der Berufsbildung. Ebenfalls spielen hier die Deutsch-Französische Hochschule (DFH) – ein Netzwerk von über 200 Hochschuleinrichtungen in Deutschland und Frankreich im Rahmen ihrer dualen Studiengänge sowie die zahlreiche Schulpartnerschaften eine wichtige Rolle, wie der deutsche Botschafter in Paris, S.E. Steinlein, auf der Veranstaltung betonte. Einige Unternehmen, die international oder in beiden Ländern tätig sind, bieten eigene Mobilitätsprogramme. Eine 2018 von der NA BIBB durchgeführte Studie schätzte, dass zusätzlich zu diesen Initiativen das europäische Programm Erasmus Plus ungefähr die Hälfte der Lernmobilität zwischen Deutschland und Frankreich abdecke.

 

BIBB-Präsident Esser im Gespräch mit Frau Egyptien Gad (DAAD) sowie Kolleginnen und Kollegen

Allerdings bleibt die Mobilität der Lernende zwischen beiden Ländern hinter dem, was erreicht werde könnte, betrachtet man die enge wirtschaftlichen Verknüpfung der beiden Länder. Nachteilig wirken oft dabei die Rahmenbedingungen und möglicherweise die unzureichenden Kenntnisse der Partnersprache. Die Entwicklung der Ausbildung bzw. der enseignement professionnel et apprentissage in beiden Ländern erfordere ebenfalls die Entwicklung der Mobilität in der Ausbildung, so Carole Granjean auf dem 10. Berufsbildungstag: „Chancengleichheit bedeutet auch gleichberechtigten Zugang zu Mobilität für alle Zielgruppen“, unterstrich sie. Am 21. Juli 2023 wurde das Deutsch-Französische Abkommen über die grenzüberschreitende Berufsausbildung  unterzeichnet, das „die grenzüberschreitenden Rahmenbedingungen für eine duale Berufsausbildung weiter standardisieren und transparenter gestalten“ soll (Zitat BMBF). Dieses Abkommen kommt zu den unterschiedlichen Initiativen zur Unterstützung der Mobilität hinzu; so zum Beispiel die Deutsch-Französische Ausbildungsbörse in Grenzregionen, Ausbildungsbotschafter oder die Plattform „Ecoles - Entreprises“.

 

Hier fand das Gespräch mit dem DAAD France statt

Wie Mobilität erleichtern und fördern wurde ebenfalls in einem Fachgespräch am 13. November mit der Leiterin des DAAD France, Dr. Ursula Maria Egyptien Gad, erörtert. Dabei spielen die Beratung und die Bündelung der Fördermöglichkeiten eine wichtige Rolle. Mobilität gilt als wichtige Erfahrung in der eigenen Lernbiographie und in der beruflichen Karriere des Einzelnen – darüber waren sich Frau Egyptien Gad und Herr Esser einig. Die Motivation für die Mobilität komme sehr oft durch Kontakte und Erfahrungsberichte. In diesem Zusammenhang leistet die Vernetzung mit den Alumnis von Mobilitätsprogrammen beim DAAD France eine wichtige und wertvolle Arbeit.

Ausblick: Beschäftigungsfähigkeit - Fachkräftemangel

Sowohl in Frankreich als auch in Deutschland besteht ein Widerspruch zwischen der Jugendarbeitslosigkeit und dem Fachkräftemangel. Hier gilt es die Chancen des Wandels zu nutzen. Die Akteure und Akteurinnen in den Arbeitsmärkten und den Berufsbildungssystemen beider Länder reagieren auf unterschiedliche Weise auf Veränderungen. Eigentlich, so die Teilnehmende der Konferenz, gilt es sich von den Modellen und Praktiken jenseits des Rheins inspirieren zu lassen und den Dialog zu vertiefen: Die Rolle der Branchen, die Finanzierungsmechanismen für die Berufsbildung, die Qualitätsanforderungen in den Ausbildungszentren sind unterschiedlich gestaltet. Beim Thema Fachkräftemangel gibt es ebenfalls auch Aspekte, die wenig diskutiert werden, so zum Beispiel die intergenerationelle Transmission von Kompetenzen oder die Einarbeitung der neuen Fachkräfte im Unternehmen. Die Beschäftigungsfähigkeit hängt von der Möglichkeit ab, die eigenen Fähigkeiten und Kompetenzen zu identifizieren und von der Fähigkeit jedes Einzelnen, sich neu anzupassen. Das System zur Validierung der erworbenen Kompetenzen und das individuelle Lernkonto sind in Frankreich Bausteine einer verstärkten Individualisierung und Flexibilisierung der Lern- und Karriereentwicklung.

Diese und weitere Themen werden im nächsten Jahr in dem fortwährenden Deutsch-Französischen Dialog des BIBB aufgenommen.