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Capacity Building in Kairo

Berufsbildung als Schlüssel im deutsch-ägyptischen Austausch zur Fachkräfteeinwanderung

24.07.2025

Auf Einladung der GIZ informierten Katrin Friske und Alexander Studthoff vom BIBB-Arbeitsbereich „Anerkennung von ausländischen Berufsqualifikationen“ Ende Juni ägyptische Akteure in Kairo über die Rolle und Potenziale beruflicher Qualifikationen bei der Einwanderung nach Deutschland.

Eine Karte mit den Worten "Once learnt never forgotten" steckt im Sand vor einer Pyramide.

Die ägyptische Ingenieurskunst ist seit Jahrtausenden weltberühmt. Auch heute noch nimmt ein Großteil der jungen Ägypter, die nach Deutschland kommen, ein Studium im Bereich der Ingenieurswissenschaften auf. Allerdings hat das Land auch viele junge Menschen mit abgeschlossener Berufsausbildung, die sich für die Arbeit als Fachkraft in Deutschland interessieren und deren langfristige Perspektive im Ausland die ägyptische Regierung begrüßt. Hierzu gilt es, künftig noch bessere Wege für qualifizierte Fachkräfte aus Ägypten zu ebnen durch partnerschaftliche Zusammenarbeit mit deutschen Akteuren aus Verwaltung und Wirtschaft.

Die rechtlichen Regelungen zum Berufsbildungssystem, zur Anerkennung ausländischer Berufsqualifikationen sowie zur Einwanderung in Arbeit und Ausbildung in Deutschland bieten mittlerweile vielfältige Möglichkeiten. Allerdings sind sie auch komplex und die Umsetzung der Regelungen braucht ein Verständnis auf beiden Seiten: in Deutschland und in Ägypten - auf Seiten der ägyptischen Fachkräfte ebenso wie auf Seiten der dortigen Institutionen, die für die ägyptische Diaspora zuständig sind.

Die Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH in Ägypten betreibt vor diesem Hintergrund in Zusammenarbeit mit dem ägyptischen Außenministerium das „Egyptian-German Center for Jobs, Migration and Reintegration“ (EGC) und unterstützt mit dem Projekt THAMM Plus reguläre Arbeitsmigration und -mobilität u. a. zwischen Ägypten und Deutschland.

Im Rahmen des „Labour Mobility Forums 2025“ hatte das Vorhaben THAMM Plus der GIZ in Ägypten Alexander Studthoff und Katrin Friske eingeladen, am 24. und 25. Juni 2025 einen Workshop zu den qualifikatorischen Aspekten des deutschen Fachkräfteeinwanderungsgesetzes und zu der Rolle der Berufsanerkennung durchzuführen. Zielgruppe des Workshops waren mehr als 20 Vertreter/-innen verschiedener ägyptischer Ministerien, die ein starkes Interesse am Thema der Fachkräftemigration und Berufsbildung haben. Ziel war „Capacity Building“: Um die geregelte Fachkräfteeinwanderung mit all ihren Aspekten partnerschaftlich zwischen deutschen und ägyptischen Akteuren gestalten zu können, sollen letztere ein solides Verständnis des deutschen Rechtsrahmens und seiner Intention erhalten: selbstgesteuerte Erwerbsmigration und qualifikationsadäquate Beschäftigung auf dem deutschen Arbeitsmarkt mit seinen hohen Sozial- und berufsrechtlichen Standards zu ermöglichen.

Der Workshop setzte bei Grundsätzlichem an: den Zielsetzungen und rechtlichen Grundlagen der Fachkräfteeinwanderung sowie den Regelungen der Berufsbildung und des Berufszugangs in Deutschland. Letzteres stieß auf großes Interesse der ägyptischen Seite und half dabei, für einige der komplexeren Regelungen des Arbeitsmarktzugangs für Drittstaatsangehörige ein besseres Verständnis zu wecken.

Nach einer genauen Betrachtung der neuen rechtlichen Regelungen zur Arbeit mit und ohne Berufsanerkennung in Deutschland wurden die offiziellen deutschen Informations- und Beratungsangebote zu Einwanderung und Anerkennung vorgestellt: neben „Make it in Germany“ und der Hotline „Arbeiten und Leben in Deutschland“ insbesondere das vom BIBB herausgegebene Informationsportal der Bundesregierung „Anerkennung in Deutschland“ sowie die Zentrale Servicestelle Berufsanerkennung (ZSBA) für Fragen zur Berufsanerkennung. Als Angebote vor Ort in Ägypten wurden das EGC, sowie das Projekt „ProRecognition“ zur Anerkennungsberatung bei der Auslandshandelskammer (AHK) in Kairo vorgestellt.

Teilnehmer des Treffen zwischen GIZ und BIBB stehen hinter einem Schild auf dem "#THAMM" steht.

Im Anschluss erfolgte ein Blick auf die Praxis: Anhand von zwei „echten“ Fachkräften aus Ägypten wurden in einer Gruppenarbeit die verschiedenen Möglichkeiten des Arbeitsmarktzugangs in Deutschland betrachtet. Klar wurde hierbei, dass die Berufsanerkennung in jedem Fall einen Mehrwert bringt: nicht nur für einen flexibleren Arbeitsmarktzugang und langfristigen Aufenthalt, sondern auch zwecks Anschlussfähigkeit an das deutsche Berufsbildungssystem. Denn die Möglichkeiten beruflicher Weiterbildung in Deutschland eröffnen zusätzlich die langfristige Perspektive, mit neuen Kompetenzen in das Heimatland zurückzukehren und auch dort einen nachhaltigen Beitrag zu leisten.

Deshalb konzentrierte sich die Diskussion zum Abschluss des Workshops auf Möglichkeiten zur Optimierung der Berufsanerkennung ägyptischer Abschlüsse durch eine engere Zusammenarbeit der ägyptischen und deutschen Seite: Damit angehende Fachkräfte sich für die Berufsanerkennung entscheiden können, brauchen sie frühzeitige Information über die Erfolgsaussichten. Hierfür braucht es noch mehr Transparenz über die ägyptischen Abschlüsse und ihre Bewertung in Deutschland.

Nicht nur für diese mögliche Aufgabe wurde mit dem Workshop ein weiterer Baustein gelegt. Denn der erfolgreiche Ausbau der deutsch-ägyptischen Beziehungen für eine faire Fachkräftemigration erfordert ein genaues Verständnis der Architektur gesetzlicher Regelwerke.