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Booster für regionale Innovationen in der Berufsbildung

Die Roadshow Digitale Medien in der Berufsbildung brachte in Manila Fachleute aus Technologie, Didaktik und Wissenschaft zusammen

Nicht immer nur theoretisch darüber reden, sondern praktisch erleben! Das war das Credo der internationalen Roadshow Digitale Medien, die am 9. Oktober in der philippinischen Hauptstadt Manila stattfand. Das Event hatte das BIBB gemeinsam mit seinem langjährigen Partner TESDA (Technical Education and Skills Development Authority) organisiert.

Fünf Personen mit VR-Brille, Controllern und Laptop stehen hinter einem Tisch.

Die Roadshow war eingebettet in TESDAs Technology Research Forum, das sich an Industrie, Wissenschaft, Verwaltung sowie an TESDAS Ausbildungspersonal richtete. Über 200 Teilnehmende waren der Einladung an die Universität der Philippinen gefolgt.

Während im Konferenzsaal interaktive Workshops zu den Innovationsprogrammen innerhalb TESDAS und zu Themen wie Design Thinking stattfanden, luden im vorgelagerten Ausstellungsbereich sechs internationale Digitalprojekte zum Ausprobieren und Diskutieren ein. Die Bandbreite reichte dabei von Augmented und Virtual Reality über Simulationstechnologien mit KI-gestützten Lerntools, bis hin zu ganzheitlichen Lernwelten als digitaler Begleitung über die gesamte Ausbildung hinweg. Die Projekte aus Kambodscha, Indonesien, Malaysia, Singapur, den Philippinen und Deutschland hatten sich zuvor in einem internationalen Auswahlverfahren aus einem guten Duzend innovativer Berufsbildungsprojekte durchgesetzt.

Bildergalerie

Die Anwendungsbeispiele aus dem asiatischen Markt sind von hohem Interesse auch für die Bildungslandschaft hier in Deutschland. „Wir freuen uns sehr, dass wir die Roadshow gemeinsam mit TESDA durchführen können“, betonte BIBB-Forschungsdirektor Prof. Hubert Ertl in seinem Video-Grußwort[. Von besonderem Interesse für beide Regionen sei die Verknüpfung von Technik, didaktischen Ansätzen und gut qualifiziertem Ausbildungspersonal. „Viel zu oft werden Lösungen isoliert entwickelt, ohne dass von Anfang an auch der Transfer im Vordergrund steht“, so Ertl weiter. Daher sei ein ständiger Austausch über bewährte Verfahren unerlässlich.

Foto des Forschungsdirektors und Ständigen Vertreters des Präsidenten im Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB)

Prof. Dr. Hubert ErtlForschungsdirektor und Ständiger Vertreter des Präsidenten im BIBB (in seiner Videobotschaft)

„Viel zu oft werden Lösungen isoliert entwickelt, ohne dass von Anfang an auch der Transfer im Vordergrund steht.“

Foto der stellvertretendenen Generaldirektorin bei TESDA

Rosanna A. UrdanetaStellvertretende Generaldirektorin für Strategie und Planung bei TESDA

"Unsere Zusammenarbeit mit dem BIBB ist ein Beispiel dafür, wie regionale Innovationen durch globale Expertise gestärkt werden können."

Volle Zustimmung dazu erhielt das BIBB von Rosanna A. Urdaneta, TESDAs stellvertretender Generaldirektorin für Strategie und Planung: „Unsere Zusammenarbeit mit dem BIBB ist ein Beispiel dafür, wie regionale Innovationen durch globale Expertise gestärkt werden können“, so Urdaneta. Die Roadshow trage dazu bei, Berufsausausbildungen für junge Menschen interaktiver, zugänglicher und ansprechender zu machen. Die regionale Vernetzung innerhalb des asiatisch-pazifischen Raum sei dabei von besonderem Wert – damit die digitale Transformation möglichst vielen zugutekomme.

Kurzvorstellung der Aussteller

Temasek Polytechnik (Singapur): KI-basiertes Autorentool für Rollenspiele

Ärgerlicher Passagier? Ängstliche Patientin? Mit diesem Tool können Ausbildende digitale Rollenspiele erstellen, in denen Auszubildende ihre kommunikativen Fähigkeiten in sozial herausfordernden Arbeitssituationen üben können. Die Auszubildenden können in Echtzeit mit einem Avatar kommunizieren, die Antworten werden automatisiert ausgewertet. Zusätzlich können Ausbildende die Rückmeldungen anpassen und dadurch noch genauer Feedback geben.

Temasek Polytechnik (Singapur)

EIne Gruppe von Personen steht vor großem Bildschirm, auf dem eine virtuelle Person zu sehen ist.

Labtech (Indonesien): XR-Anwendung für E-Fahrzeuge

„The digital controls the physical, and the physical controls the digital”. Das ist kein Zitat aus der “Matrix”-Filmreihe, sondern bezieht sich auf Labtech’s digitale Zwillinge in der technischen Ausbildung. Anhand dieser Technik können Auszubildende ortsunabhängig auf physische Systeme zugreifen. Die hier vorgestellte Anwendung aus der Automobilbranche ermöglicht es, die Funktionsweise von E-Autos zu verstehen sowie Fehler zu simulieren und die eigenen Diagnosekompetenzen zu schulen – ganz ohne physisches Automobil.

Labtech

Ein junger Mann mit schwarzer Kappe und weißem T-Shirt bedient ein gelb-blaues Fahrzeug-Diagnosegerät.

École d’Hotellerie et Tourisme (EHT) Paul Dubrule (Kambodscha): Lernplattform für den Hotel- und Tourismusbereich

„Darf es noch ein Pfefferminz-Parfait sein?“ Die Herstellung dieser und weiterer Leckereien sowie die Ausbildung in allen anderen Berufen, die an einem angenehmen Hotelaufenthalt beteiligt sind, liegen im Fokus der EHT. Neben der technischen Ausbildung hat die EHT in den vergangenen Jahren einen Fokus auf Nachhaltigkeit gelegt und ihr digitales Curriculum mit integrativ zu vermittelnden Nachhaltigkeitskompetenzen angereichert. Dies wurde im Rahmen der Roadshow vorgestellt.

École d’Hôtellerie et de Tourisme Paul Dubrule

Mann mit weißem Hemd spricht mit vier Personen in blauen und grauen Jacken in einem Innenraum mit Informationsständen.

Universiti Tun Hussein Onn (UTHM, Malaysia): VR-Anwendung für Klimatechnik

Kühlschrank defekt? Die Klimaanlage hört bei 38° auf zu arbeiten? Um Auszubildenden in diesem Sektor sowie Menschen mit niedrigem Einkommen grundlegende Kompetenzen in der Reparatur von Kälte- und Klimaanlagen zu vermitteln, hat die UTHM ein VR-basiertes Training entwickelt. Dieses soll nicht auf den Ausbildungsbereich fokussiert sein, sondern auch Endverbraucher/-innen dabei unterstützen, ihre Geräte bei einfachen Problemen selbst reparieren zu können.

Universiti Tun Hussein Onn

Mehrere Personen an einem Messestand mit Monitoren, auf denen 3D-Modelle und technische Darstellungen zu sehen sind.

Seaversity Innovations (Philippinen): Virtuelles Training für den maritimen Sektor

Die VR-Kurse von Seaversity erleichtern den Berufseinstieg in die Seefahrt. Für unterschiedliche Berufe „an Bord“ bietet Seaversity VR-gestützte Kurse, die vom Anker bis zur Zündung alles behandeln. Hierfür kooperieren sie mit namhaften Reedereien. In Manila beheimatet, möchte Seaverisity zeigen, dass die philippinische Spieleentwicklung im Bildungssektor voller Talent und Kreativität steckt. Daneben bieten sie auch Trainingsangebote für andere Sektoren an.

Seaversity

Fünf Personen mit VR-Brille, Laptop und Smartphone stehen hinter einem Tisch am Stand von Seaversity Innovations

Überbetriebliches Bildungszentrum Ostbayern: „NextGenLearn“ – ganzheitliche Förderung von Lernprozessen mittels Serious Games und XR

Was bekommt man, wenn man eLearnings, Serious Games, VR und AR zusammenbringt? Das Projekt NextGenLearn zeigt, wie man unterschiedliche Technologien ganzheitlich und zielgruppenorientiert für unterschiedliche Lernprozesse einsetzen kann. Vom Wissenserwerb über die praktische Anwendung mit tutorieller Begleitung können digitale Technologien Auszubildende unterstützen und dabei deren Fähigkeit zum selbstgesteuerten Lernen fördern. 

NextGenLearn

Besucher am Stand des Überbetrieblichen Bildungszentrum Oberbayern

Vernetzung und Kooperationsmöglichkeiten für die Aussteller

Neben den Berufsbildungsexperten besuchte am Nachmittag eine Gruppe von rund 30 TESDA-Auszubildenen die Roadshow und sorgte damit für äußerst lebendige Interaktion. Für diese Gelegenheit des Austauschs waren die Aussteller besonders dankbar: „Es war eine große Freude, mit so vielen inspirierenden Fachleuten und engagierten Studierenden zusammenzukommen. Die Energie, die Zusammenarbeit und die Innovationskraft, die dort zu spüren waren, waren außergewöhnlich“, sagte Brad Ker, Leiter Digitalprogramm und Spezialist für Blended Learning bei dem indonesischen Bildungsanbieter Labtech. Insgesamt zeigten sich die Aussteller beeindruckt von den vielen Vernetzungs- und Kooperationsmöglichkeiten und den wertvollen Input durch die Ausstellungsbesucher/-innen.

Analoge Lerndokumentation

Die Roadshow in Manila war bereits die vierte internationale Roadshow, die das BIBB seit 2019 auf die Beine gestellt hat, immer in einem anderen Land. Eine Besonderheit in diesem Jahr war der sogenannte „Learning Passport“. Jeder Gast erhielt einen kleinen blauen Pass mit Kurzporträts der Ausstellungsprojekte – aus Papier, nicht etwa digital. Mit teils vorgegebenen Bewertungskriterien sowie Freitextfeldern wurden die Teilnehmenden angeregt, ihre Ideen zu Implementierung im eigenen Arbeitskontext oder Impulse für das Aufgreifen der kennengelernten Ansätze zu dokumentieren. Wer wollte, konnte sich von den Ausstellern jeweils einen Stempel geben lassen. Am Ende gab es für den vollgestempelten Pass eine kleine Überraschung von TESDA – ein Angebot, das auf großen Anklang stieß.  

Festigung des deutsch-philippinischen Austauschs

Neben der Roadshow blieb den deutschen Organisatoren der Roadshow (Johanna Elsässer und Luca Jelic) noch etwas Zeit zum Austausch mit TESDA zu aktuellen Themen. Bei einer Führung durch ein regionales TESDA-Trainingscenter lernten sie aktuelle Trainingsprogramme kennen und durften einen Blick in die Werkstätten werfen, unter anderem im Bereich Konditorei, Solarenergie, Mechatronik und Schweißen. Zum Abschluss der Reise tauschen die BIBB-Verantwortlichen sich noch mit der AHK Philippinen über deren Arbeit zur dualen Berufsbildung und über die Kooperation zwischen TESDA und BIBB aus, die seit 2014 erfolgreich betrieben wird.