Gelungener Auftakt der Initiative „Towards a Global TVET Agenda“
17.12.2025
Das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) startete offiziell in die Zusammenarbeit mit den vier multilateralen Partnern UNESCO-UNEVOC, ILO, OECD und ETF im Rahmen der neuen BMBFSFJ-Initiative „Towards a Global TVET Agenda“. Das Global TVET Forum in Berlin zeigte: Impulse für eine globale Berufsbildungsagenda kommen aus allen Weltregionen!
Vom 28. bis 30. Oktober bot das Global TVET Forum den Rahmen für einen feierlichen Launch und für lebendigen Austausch: Die multilateralen Partner stellten gemeinsam mit dem BIBB ihre Beiträge zur BMBFSJ-Initiative „Towards a Global TVET Agenda“ vor – und diskutierten sie mit rund 110 internationalen Vertreterinnen und Vertretern aus Politik, Forschung und Berufsbildungspraxis. Über 380 Zuschauerinnen und Zuschauer verfolgten das Forum im Livestream.
Ausgerichtet wurde das Global TVET Forum vom Internationalen Zentrum für Berufsbildung der UNESCO (UNESCO-UNEVOC), dem Bundesministerium für Bildung, Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMBFSFJ) und dem BIBB – in enger Zusammenarbeit mit den weiteren Partnern der Initiative: der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO), der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) und der Europäischen Stiftung für Berufsbildung (ETF).
Aufzeichnungen des politischen Auftakts am 28. Oktober sowie von ausgewählten Sessions am 29. Oktober sind online auf der Konferenzwebsite verfügbar.
Wir haben Ihnen die Highlights zusammengestellt:
Die Auftaktreden machten deutlich: Nur durch internationale Zusammenarbeit kann die Berufsbildung den globalen Herausforderungen von Digitalisierung, Klimawandel und demografischem Wandel gerecht werden.
Borhene Chakroun, Direktor für Politik und Lebenslanges Lernen bei der UNESCO, forderte eine klare politische Positionierung: „Wir brauchen Fürsprecher auf höchster politischer Ebene – Staatsoberhäupter, die sich entschieden für die Bedeutung der Berufsbildung in den politischen Agenden einsetzen.“ Nur so könne Berufsbildung als strategisches Element in Bildungs- und Arbeitsmarktpolitik verankert werden.
Auch Manuela Geleng, Direktorin bei der Generaldirektion Beschäftigung, Soziales und Integration der Europäischen Kommission unterstrich die Bedeutung von Investitionen in Menschen und ihre Kompetenzen als strategische Priorität. Sie verwies auf die für Sommer 2026 erwartete Europäische Berufsbildungsstrategie, die auf eine verstärkte internationale Zusammenarbeit sowohl innerhalb als auch außerhalb der EU setzt, um dem Fachkräftemangel zu begegnen und die Qualität und Innovationskraft in Berufsbildungssystemen weltweit zu stärken. „Wir müssen berufliche Kompetenzen zur gemeinsamen Währung machen“, erklärte Geleng weiter.
© UNESCO-UNEVOC
Catrin Hannken, Abteilungsleiterin für Berufliche Bildung im BMBFSJ, betonte die politische Bedeutung der engen Zusammenarbeit der vier multilateralen Organisationen, UNESCO-UNEVOC, ILO, OECD und ETF – auch für die Berufsbildung in Deutschland. Sie erinnerte daran, dass Deutschland mit seinem dualen Ausbildungssystem zwar über ein bewährtes Modell verfüge, zugleich aber vor tiefgreifenden strukturellen Veränderungen stehe. „Die Berufsbildung ist das Herzstück der Zukunftsfähigkeit unserer Gesellschaften – aber wir dürfen nicht zulassen, dass der Fokus auf Skills die Bedeutung anerkannter Qualifikationen verdrängt“, so Hannken. Sie unterstrich, dass formale Berufsabschlüsse Stabilität, soziale Anerkennung und Vertrauen schaffen. Deutschland bringe in die globale Berufsbildungsagenda seine Expertise in sozialpartnerschaftlicher Zusammenarbeit, Qualitätssicherung und Berufsbildungsforschung ein.
Birgit Thomann, Leiterin der Abteilung „Berufsbildung International“ im BIBB brachte es beim feierlichen Launch auf den Punkt: „Durch die Initiative fördern wir eine hochwertige, nachhaltige und inklusive Berufsbildung, die auf den Prinzipien der dualen Ausbildung und des arbeitsbasierten Lernens beruht.“

Sie hob die Rolle des BIBB innerhalb der Initiative „Towards a Global TVET Agenda“ hervor: Als anerkanntes Kompetenzzentrum für die berufliche Aus- und Weiterbildung bringt das BIBB neben seiner fachlichen Expertise auch ein starkes Netzwerk an internationalen Partnerorganisationen mit. So beteiligten sich am Auftakt in Berlin die Kooperationspartner SENAI (Brasilien), KRIVET (Südkorea), TESDA (Philippinen) und ILO/Cinterfor, das mit dem BIBB eng im Rahmen der Allianz für duale Ausbildung in Lateinamerika und Karibik zusammenarbeitet.
© UNESCO-UNEVOC
Nach dem feierlichen Launch der Initiative stellten die multilateralen Partnerorganisationen ihre konkreten Beiträge zur Umsetzung der Initiative vor:
- ILO: Globaler und regionaler Kapazitätsaufbau für Innovation in Berufsbildungssystemen
- OECD: Globale Bestandsaufnahme zu Berufsbildungsdaten –
- ETF: Exzellenz in der Berufsbildung und Exzellenzzentren weltweit
- UNESCO-UNEVOC: Vernetzung, Wissensaufbau und globale Foren
Die Präsentationen der Partner verdeutlichten: Der Mehrwert der Initiative liegt darin, dass sie den Rahmen und die Möglichkeiten für engere Zusammenarbeit zu gemeinsamen Schwerpunktthemen schafft. Hier – und im Austausch mit der globalen Berufsbildungscommunity – entstehen die Inhalte für die globale Berufsbildungsagenda.
Auch WorldSkills International und WorldSkills Germany unterstützen den Agenda-Prozess aktiv.
Laurence Gates, CEO von WorldSkills Europe, hob die bestehende Zusammenarbeit im Rahmen der WorldSkills Conference Coalition hervor und betonte, dass sie ihr Netzwerk und ihre Plattform gezielt einsetzen werden, um die Umsetzung der Global TVET Agenda weiter voranzubringen.
© UNESCO-UNEVOC
Zum Abschluss des ersten Konferenztages rückten regionale Perspektiven und die Stimmen junger Menschen in den Mittelpunkt. Moderiert von Isabelle Le Mouillour, Leiterin des Arbeitsbereichs „Berufsbildung im internationalen Vergleich, Forschung und Monitoring“ am BIBB, und Katharina Engel, Gesamtkoordinatorin der Initiative „Towards a Global TVET Agenda“, diskutierten Vertreterinnen und Vertreter der African Union Commission (AUC), von ILO/Cinterfor und TESDA aus den Philippinen, wie sie den globalen Agenda-Prozess als regionale Impulsgeber unterstützen können. Nicholas Ouma (AUC), Balmyrson Valdez (TESDA) und Elena Montobbio (ILO/Cinterfor) bestätigten die Relevanz der Initiative und ihrer Themenfelder stellvertretend für ihre Regionen. Als weitere Prioritäten nannten sie:
- Beteiligung der Wirtschaft
- Grenzüberschreitende Anerkennung von Berufsbildungsqualifikationen und regionale Qualifikationsrahmen
- Inklusion und Geschlechtergerechtigkeit
- Qualifizierung von Bildungspersonal
Komplettiert wurde die Runde durch Shae White, WorldSkills Champion aus Barbados. Sie rief dazu auf, jungen Menschen mehr Möglichkeiten zu geben, aktiv an Prozessen zur Gestaltung von beruflicher Bildung teilzuhaben: „Ihre Stimmen und Perspektiven müssen gehört werden“. Die Paneldiskussion zeigte deutlich: Auch wenn geographische und demographische Gegebenheiten variieren, ähneln sich Herausforderungen und Prioritäten über die regionalen Grenzen hinweg. Und: Regionale Netzwerke, gemeinsame Prioritäten und Jugendpartizipation sind Treiber einer global anschlussfähigen Agenda.
Auch die deutschen UNEVOC-Zentren brachten ihre Expertise aktiv in das Forum ein. Die Handwerkskammer Ostwestfalen-Lippe zu Bielefeld leitete zusammen mit dem Exzellenzzentrum Temasek Polytechnic aus Singapur eine Workshop-Session zum Thema „Künstliche Intelligenz in der beruflichen Bildung“. Moderiert von Cara Schmitt, Wissenschaftliche Mitarbeiterin im BIBB, veranschaulichte die Session praxisnah, wie digitale Technologien Lehr- und Lernprozesse verändern. Die Handwerkskammer Koblenz beteiligte sich an einem Panel zur Rolle von Berufsbildungszentren als Motoren für Exzellenz und Innovation und unterstrich die Bedeutung von regional verankerten Kompetenzzentren für die internationale Zusammenarbeit in der Berufsbildung. Gemeinsam mit dem BIBB sind die deutschen UNEVOC Zentren wichtige Verbindungen zwischen der globalen Initiative und der deutschen Berufsbildungslandschaft.
Ein besonderer Höhepunkt des Forums war die Teilnahme der beiden BIBB-Kolleginnen Hannah Siebertz, Auszubildende zur Veranstaltungskauffrau, und Lisa Kubitschek, Ausbildungskoordinatorin, an der Paneldiskussion „Attraktive und relevante Berufsbildung“. Sie bereicherten die Diskussion mit persönlichen Einblicken aus der Ausbildungspraxis im BIBB – insbesondere zur Demokratiebildung als integralem Bestandteil moderner Berufsbildung. Lisa Kubitschek betonte: „Die Mitbestimmung der Auszubildenden fördert nicht nur ihre fachlichen Kompetenzen, sondern stärkt auch ihre Fähigkeit, selbstständig und verantwortungsvoll Entscheidungen zu treffen.“ So zeigten die BIBB-Kolleginnen eindrucksvoll, dass berufliche Bildung mehr ist als die Vermittlung von Fachwissen: Sie schafft Räume für Verantwortung, Mitgestaltung und gelebte Demokratie – und damit zur persönlichen Entwicklung.
© UNESCO-UNEVOC
Der zweite Konferenztag stand ganz im Zeichen von Dialog und innovativer Berufsbildungspraxis. In interaktiven Workshops arbeiteten die Konferenzteilnehmenden zu Themen mit Bezug zur Initiative:
- Globale Berufsbildungsdatenlage und -lücken ,
- Kapazitätsaufbau für Sozialpartner, politische Entscheidungsträger und Berufsbildungsnetzwerke,
- Künstliche Intelligenz
- Kooperation mit dem Privatsektor, sowie
- Attraktivität der Berufsbildung.
Die Study Visits am dritten Konferenztag ermöglichten den internationalen Teilnehmenden unmittelbare Einblicke in die deutsche Berufsbildung: Besuche im Bildungs- und Technologiezentrum der Handwerkskammer Berlin, im Kompetenzzentrum der Innung SHK Berlin, bei Helmut Ziegner Berufsbildung gGmbH, im BWK Bildungswerk in Kreuzberg, im Berufsförderungswerk der Fachgemeinschaft Bau Berlin und Brandenburg (Lehrbauhof Berlin) und bei der Berliner Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie machten deutlich, wie arbeitsmarktrelevante Curricula, digitale Tools und inklusive Lernsettings in der Praxis zusammenwirken.
Das Global TVET Forum 2025 hat gezeigt: Die multilaterale Zusammenarbeit in der Initiative „Towards a Global TVET Agenda“ ist eine starke Basis für eine glaubwürdige globale Berufsbildungsagenda. Sie braucht darüber hinaus politische Fürsprache und Partnerschaften, regionale Einbettung und Austausch mit der Berufsbildungspraxis.
© UNESCO-UNEVOC
Nils Klagge, Referatsleiter im BMBFSFJ fasste die Erwartungshaltung zusammen: „Die Welt verändert sich in einem Tempo, das uns zwingt, Berufsbildung neu zu denken. Lassen Sie uns Projekte in Partnerschaften verwandeln, Ideen in Umsetzung und Austausch in greifbare Fortschritte.“