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BILT-Bridging Konferenz mit Afrika und Europa

23.06.2021

Sechs Wochen nach der letzten Konferenz setzte BILT die ‚Bridging‘- Reihe fort, diesmal mit Schwerpunkt Afrika. Die Rolle des Co-Hosts übernahm die ‚University of Cape Coast' in Ghana. Mit 460 Teilnehmenden über zwei Konferenz-Tage war diese Veranstaltung ebensogut besucht wie das Pendant vom April.

BILT-Bridging Konferenz mit Afrika und Europa
Sarah Darkwa (University of Cape Coast, Ghana) und Michael Schwarz (BIBB) beim gemeinsamen Schlusswort für den ersten Konferenz-Tag.

Der Ghanaische Vize-Bildungsminister Yaw Osei Adutwum hielt die Eröffnungsrede, gefolgt von den ‚Welcome-Notes‘ der Unterabteilungsleiterin am BMBF Catrin Hannken und der UNESCO-UNEVOC Direktorin Soo Hyang-Choi.

Vera Hark (BIBB), Natalie Ax (UNESCO-UNEVOC) und Wilson Lima Junior (UNESCO-UNEVOC) vom BILT-Team führten als Moderatoren-Teams durch die Konferenz.

In ihrer Key-Note betonte Sarah Anyang Agbor, Kommissarin für Humanressourcen, Wissenschaft und Technologie der Kommission der Afrikanischen Union, dass das ‚Bridging‘ zwischen Afrika und Europa aufgrund der angespannten Bildungs-und Beschäftigungslage, genau zum richtigen Zeitpunkt stattfindet. Sie verwies auf den hohen Bedarf nach konkreten Lösungen und Perspektiven. Die Berufsbildung habe eine enorme Bedeutung für die junge Bevölkerung des afrikanischen Kontinents die einen verbesserten Arbeitsmarktzugang dringend benötige (60% der afrikanischen Bevölkerung sind jünger als 25 Jahre). Außerdem müsse eine Bedarfsorientierung an die Anforderungen der Wirtschaft stattfinden. Durch die Pandemie habe sich die Situation noch zusätzlich verschärft. Nur eine Verbesserung der Zukunfstaussichten, so Agbor, kann das Sterben in der Sahara und im Mittelmeer langfristig stoppen.

Sie verwies auf die kontinentale Bildungsagenda, die Agenda 2063 “An Africa we want” und dem damit verbundenen Aktionsplan für Afrikas Berufsausbildung sowie auf die Afrika-Dekade für technische, berufliche, unternehmerische Ausbildung und Jugendbeschäftigung (2019-2028) und einen ‚Action plan‘ für Afrikas Berufsausbildung. Alle diese Instrumente sollen Verbesserung bringen.

Praxisbeispiele

Kamau Gachigi stellte das Unternehmen Gearbox (Kenia) vor, einen Inkubator zur Entwicklung unternehmerischen Handelns, angepasst an den lokalen Markt, der von der Geschäftsidee bis zur Herstellung des Prototyps den gesamten Produktentwicklungszyklus unterstützt. Er legte überzeugend dar, welch enormes Potenzial sich entfaltet, wenn junge Menschen die Gelegenheit haben mit modernster Technologie kreativ zu werden. Gearbox entwickelt und produziert neue Produkte für verschiedene lokale Märkte und bietet spezialisierte Weiterbildungskurse an. Gearbox ist an einer Universität entstanden, braucht aber einen hohen Grad an Handlungsfähigkeit und Flexibilität. Diesen kann das Unternehmen, so Kamau Gachigi, nur als privatwirtschaftlicher Betrieb erreichen.

Tetteth Padi vom Ghana Refugee Board zeigte, dass es nicht nur wichtig ist, Migranten Fähigkeiten zu vermitteln, sondern auch, alle Anstrengungen zu unternehmen, um zu verstehen, welche Qualifikationen und Fähigkeiten sie überhaupt bereits mitbringen. In diesem Zusammenhang stellt er verschiedene Trainingsmodule vor, die eine schnelle Arbeitsmarktintegration fördern und unterstützen.

Koffi Fofié vom Ministerium für Technische Bildung und Berufsbildung der Elfenbeinküste (Côte d’Ivoire), berichtete über seine Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit dem Privatsektor für die Schaffung einer Weiterbildung für erneuerbare Energien. Damit Nachhaltigkeitsthemen in der Berufsbildung Einzug finden, muss der Privatsektor motiviert werden, den Nutzen von Investitionen in Nachhaltigkeit zu verstehen, so sein Fazit.

Amadou Diawara erreicht mit der Famid Group (Mali) Menschen an abgelegenen und sogar gefährlichen Gegenden durch „Augmented-Reality-Technologie“. Diese Technologie ermöglicht es Trainingszentren, junge Menschen zu gewinnen, auch wenn ohne kostspielige Schulungsmaschinen anschaffen zu müssen. Verbesserungsbedarf sieht Amadou Diawara bei der Ausbildung des Schulungspersonals.

Tag 2 der Konferenz wurde von Johnson Nyarko Boampong, Vize-Kanzler der 'University of Cape Coast', Ghana eröffnet und begann mit einer Key Note von Oliver Diehl, Regierungsdirektor am Bundesministerium für Bildung und Forschung, BMBF, die Berufsbildung zunächst vor dem Hintergrund einer unsicheren und komplexen Welt darstellte. Diese ‚VUCA Welt‘ (VUCA: Volatility, Uncertainty, Complexity, Ambiguity) ist die neue Normalität, so Diehl, woraus sich eine Menge Fragen für die Berufsbildung ergeben, vor allem in Bezug auf Qualifikationen: Welche Qualifikationen führen in eine Beschäftigung, welche nicht? Beteiligt sich die Privatwirtschaft an der Entwicklung von Qualifikationen? Gibt es vielleicht zu viele differenzierte Qualifikationen? Was ist mehr nachgefragt, eine Berufsausbildung oder ein Universitätsabschluss? Oliver Diehl sprach sich dafür aus, die Entwicklung von Angebot- und Nachfrage in der  Berufsausbildungen gut zu beobachten. So könne es gelingen, Qualifikationen als 'Währung der Berufsbildung', stabil zu halten.

Live-Visualisierung der 'Key Note' von Oliver Diehl, gestaltet von Stefanie Heckmann.

Die anschließenden  ‚Breakout Sessions‘ drehten sich um das „Konzept der drei I’s“: Wie können neue Qualifikationen und Kompetenzen identifiziert, in bestehende Ausbildungsprogramme integriert und in der Berufsausbildungspraxis implementiert werden? Dieses Konzept zieht sich wie ein roter Faden durch die Aktivitäten des BILT Projekts und wird durch den Input der Teilnehmenden bei jeder BILT Veranstaltungen konkretisiert. 

Beide Konferenztage schlossen mit den Schlussfolgerungen der Panel-Teilnehmenden (Joao Santos, Europäische Kommission der EU und Nicholas Ouma, Kommission der Afrikanische Union an Tag 1; Christina Hong, THEi  Hong Kong, China, Verena Schneider, BIBB, Germany und Kelly Shiohira, JET Education Services, South Africa an Tag 2):

  • Die Identifizierung neuer Möglichkeiten der Zusammenarbeit und die Diskussion über neue Qualifikationen und Kompetenzen und deren Integration in TVET-Curricula, Lehrpläne und Ausbildungsordnungen steht sowohl in Afrika als auch in Europa ganz oben auf der Bildungsagenda und ist einer der zukünftigen Schlüsselfaktoren für eine starke Berufsbildung.
  • Die Unterstützung der digitalen Infrastruktur und die Schaffung von Innovationszentren (Centres of Vocational Excellence) durch die Einbindung des Privatsektors ist von entscheidender Bedeutung.
  • Die Attraktivität von Berufsbildung ist ein Schlüsselthema. Berufsbildung sollte in der Wahrnehmung der Eltern und des privaten Sektors positiv besetzt werden.
  • Berufsbildung hat nicht nur zum Ziel, Einzelpersonen zu einem Arbeitsplatz zu verhelfen, vielmehr hat sie auch einen gesellschaftlichen Auftrag.

Die nächste Veranstaltung von BILT findet im Dezember 2021 statt und wird als BILT Learning Forum die drei Regionen Afrika, Asien-Pazifik und Europa zusammenbringen.