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Didaktik und Methodik in der Ausbildung

Ziel einer Berufsausbildung ist es, dass Auszubildende lernen, berufliche Handlungen selbstständig zu planen, durchzuführen, zu kontrollieren und zu bewerten. Die Auswahl geeigneter Ausbildungsmethoden und eine individuelle Lernbegleitung leisten hierzu einen wichtigen Beitrag.

Ausbilder und Auszubildende im Büro.

Berufliche Handlungsfähigkeit

Der Bildungsauftrag des Betriebes besteht darin, den Auszubildenden die berufliche Handlungsfähigkeit zu vermitteln. Sie schließt insbesondere selbstständiges Planen, Durchführen und Kontrollieren ein. Nach der Ausbildung sollen die Auszubildenden über die notwendigen fachlichen, methodischen, sozialen und persönlichen Fähigkeiten verfügen, um im jeweiligen Beruf und in einer sich wandelnden Arbeitswelt als qualifizierte Fachkräfte tätig sein zu können. Ihre Befähigung zum selbstständigen Handeln wird während der betrieblichen Ausbildung systematisch gefördert.

Lernbegleitung von Auszubildenden

Für die Förderung der beruflichen Handlungsfähigkeit, der persönlichen Entwicklung und auch der Motivation der Auszubildenden ist die Vermittlung von Selbstlernkompetenz von entscheidender Bedeutung. Es empfiehlt sich, die Auszubildenden aktiv in den Lern- und Ausbildungsprozess einzubinden, sie selbst nach Lösungen suchen zu lassen und sie dabei zu unterstützen, sich Kenntnisse und Fähigkeiten selbst anzueignen. Denn zur Bewältigung der Anforderungen moderner Arbeits- und Lebenswelten benötigen sie neben Fachkenntnissen vor allem Problemlösungsfähigkeit, Selbstständigkeit und Flexibilität. Den Ausbilderinnen und Ausbildern kommt die Rolle zu, die Auszubildenden in ihrem Lernprozess zu begleiten, indem sie Lernarrangements schaffen, gemeinsam mit den Auszubildenden Lernziele formulieren und die Erreichung dieser Ziele überprüfen. Eine solche Lernprozessbegleitung orientiert sich immer an den individuellen Voraussetzungen des oder der Lernenden und besteht aus verschiedenen Phasen:

  • Phase 1: Ermittlung des individuellen Lernbedarfs und gemeinsame Festlegung von Lernzielen (Orientierung am betrieblichen Ausbildungsplan)
  • Phase 2: Auswahl der zu den Lernzielen passenden Lerninhalte und -methoden
  • Phase 3: Bereitstellung von benötigten Ressourcen (Material, Methoden, Lernplan)
  • Phase 4: Beobachtung und Unterstützung des Lernprozesses
  • Phase 5: Reflexion und Feedback

Lernprozessbegleitung in der Ausbildung

Zwei Personen reden miteinander in einem Büro

Feedbackgespräche

Regelmäßige Feedbackgespräche fördern den Entwicklungsprozess und die Motivation der Auszubildenden und können insgesamt die Zusammenarbeit zwischen Auszubildenden und Ausbilderinnen und Ausbildern verbessern. Beide Seiten können so ein gemeinsames Verständnis über den Lernstand, die aktuell notwenigen Lerninhalte und die Lernziele entwickeln. 
Feedbackgespräche tragen dazu bei

  • positive Verhaltensweisen der Auszubildenden zu fördern, 
  • Veränderungen herbeizuführen,
  • Konflikten vorzubeugen,
  • die Kommunikations- und Reflexionsfähigkeit zu verbessern und
  • den konstruktiven Austausch mit anderen zu trainieren.

Für das Führen von Feedbackgesprächen ist es wichtig, konkrete Beobachtungen und Beispiele zum Lern-, Arbeits- und Sozialverhalten der Auszubildenden zu sammeln und sich darüber wertschätzend, konstruktiv und möglichst zeitnah in einem für beide Seiten angenehmen Gesprächsrahmen auszutauschen. Neben der Rückmeldung der Ausbilderinnen und Ausbilder spielt die Selbsteinschätzung der Auszubildenden eine wichtige Rolle. Ziel solcher Gespräche sollte es auch sein, gemeinsam konkrete Ziele und Maßnahmen für die persönliche und fachliche Entwicklung der Auszubildenden festzulegen. 

Leitfaden Feedbackgespräch

Auszubildende in der Landwirtschaft prüft Gemüsequalität

Handlungsorientierte Ausbildungsmethoden

Um die berufliche Handlungsfähigkeit der Auszubildenden zu fördern, sind aktive, situationsbezogene Ausbildungsmethoden erforderlich, die Wissen nicht einfach mit dem Ziel einer „Eins-zu-eins-Reproduktion“ vermitteln, sondern eine selbstgesteuerte Aneignung ermöglichen. Sie versetzen die Auszubildenden in die Lage, Aufgaben im betrieblichen Alltag selbstständig zu erfassen, eigenständig zu erledigen und zu kontrollieren sowie ihr Vorgehen selbstkritisch zu reflektieren. 

Im Hinblick auf die zur Auswahl stehenden Ausbildungsmethoden sollten Ausbilderinnen und Ausbilder sich folgende Fragen beantworten:

  • Welchem Ablauf folgt die Ausbildungsmethode und für welche Art der Vermittlung ist sie geeignet (z. B. Gruppen-, Team-, Einzelarbeit)?
  • Welche Aufgaben übernehmen Auszubildende, welche Ausbildende?
  • Welche konkreten Ausbildungsinhalte des Berufs können mit der gewählten Ausbildungsmethode erarbeitet werden?
  • Welche Vor- und Nachteile hat die jeweilige Ausbildungsmethode?
  • Welche Lerntypen werden angesprochen, z. B. auditiv, visuell, kommunikativ?

Für die Erlangung der beruflichen Handlungsfähigkeit sind Methoden gefragt, die folgende Grundsätze besonders beachten:

  • Lernen für Handeln: Es wird für das berufliche Handeln gelernt, das bedeutet Lernen an berufstypischen Aufgabenstellungen und Aufträgen.
  • Lernen durch Handeln: Ausgangspunkt für ein aktives Lernen ist das eigene Handeln, es müssen also eigene Handlungen ermöglicht werden, mindestens muss aber eine Handlung gedanklich nachvollzogen werden können.
  • Erfahrungen ermöglichen: Handlungen müssen die bisherigen Erfahrungen der Auszubildenden einbeziehen sowie eigene neue Erfahrungen ermöglichen und damit die Reflexion des eigenen Handelns fördern. 
  • Ganzheitliches nachhaltiges Handeln: Handlungen sollen ein ganzheitliches Erfassen der beruflichen und damit der berufstypischen Arbeits- und Geschäftsprozesse ermöglichen, dabei sind ökonomische, rechtliche, ökologische und soziale Aspekte einzubeziehen.
  • Handeln im Team: Beruflich gehandelt wird insbesondere in Arbeitsgruppen, Teams oder Projektgruppen. Handlungen sind daher in soziale Prozesse eingebettet. Um soziale Kompetenzen entwickeln zu können, sollten Auszubildende in solche Gruppen aktiv eingebunden werden.
  • Vollständige Handlungen: Handlungen sollen durch die Auszubildenden weitgehend selbstständig geplant, durchgeführt, überprüft, ggf. korrigiert und schließlich bewertet werden.

Innerhalb der Ausbildungsmethoden kann zwischen Klein- und Großmethoden unterschieden werden. Kleinmethoden, wie Brainstorming oder Mindmapping, benötigen nur einen Zeitraum von maximal einer Stunde, Großmethoden, wie eine Fallstudie oder ein Rollenspiel, hingegen haben einen größeren zeitlichen Umfang und können auch mehrere Tage in Anspruch nehmen. 

weitere Informationen zu Ausbildungsmethoden

Übersicht Kleinmethoden

Übersicht Großmethoden

Modell der vollständigen Handlung

Modell der vollständigen Handlung

Das Modell der vollständigen Handlung besteht aus sechs Schritten, die aufeinander aufbauen und die eine stetige Rückkopplung ermöglichen.

  1. Informieren: Die Auszubildenden erhalten eine Lern- bzw. Arbeitsaufgabe. Um die Aufgabe zu lösen, müssen sie sich selbstständig die notwendigen Informationen beschaffen.
  2. Planen: Die Auszubildenden erstellen einen Arbeitsablauf für die Durchführung der gestellten Lern- bzw. Arbeitsaufgabe.
  3. Entscheiden: Auf der Grundlage der Planung wird i. d. R. mit dem Ausbilder bzw. der Ausbilderin ein Fachgespräch geführt, in dem der Arbeitsablauf geprüft und entschieden wird, wie die Aufgabe umzusetzen ist.
  4. Ausführen: Die Auszubildenden führen die in der Arbeitsplanung erarbeiteten Schritte selbstständig aus.
  5. Kontrollieren: Die Auszubildenden überprüfen selbstkritisch die Erledigung der Lern- bzw. Arbeitsaufgabe (Soll-Ist-Vergleich).
  6. Bewerten: Die Auszubildenden reflektieren den Lösungsweg und das Ergebnis der Lern- bzw. Arbeitsaufgabe.

Je nach Wissensstand der Auszubildenden erfolgt bei den einzelnen Schritten eine Unterstützung durch die Ausbilderinnen und Ausbilder. Die Lern- bzw. Arbeitsaufgaben können auch so konzipiert sein, dass sie von mehreren Auszubildenden erledigt werden können. Das fördert den Teamgeist und die betriebliche Zusammenarbeit.

Digitale Tools und Medien

Der Einsatz digitaler Medien bietet zahlreiche Möglichkeiten, den Lernprozess der Auszubildenden effektiv und zeitgemäß zu gestalten. Er unterstützt außerdem die Vermittlung wichtiger Kompetenzen für die digitale Arbeitswelt wie Medien- und Selbstlernkompetenz.

Digitale Medien bieten eine Vielzahl von Vorteilen:

  • Flexibilität: Lerninhalte können zeit- und ortsunabhängig abgerufen werden.
  • Interaktivität: Durch interaktive Lernmodule wird das eigenständige Erarbeiten von Wissen gefördert.
  • Visualisierung: Komplexe Inhalte lassen sich durch Videos, Grafiken und Simulationen anschaulich darstellen.
  • Individualisierung: Lernplattformen ermöglichen eine Anpassung der Lerninhalte an das individuelle Lerntempo und die persönlichen Bedürfnisse der Auszubildenden.
  • Kooperation: Digitale Kommunikations- und Kollaborationstools unterstützen die Teamarbeit und den Austausch der Auszubildenden untereinander sowie mit den Ausbilderinnen und Ausbildern.
  • Motivation: Eine abwechslungsreiche und zeitgemäße Gestaltung des Lernprozesses kann die Motivation der Auszubildenden erhöhen. 

Die Auswahl, Einführung und Integration geeigneter Tools in die Ausbildung erfordert Medien- und IT-Kompetenzen von Ausbilderinnen und Ausbildern. Das kostenlose Weiterbildungsangebot MIKA unterstützt hierbei.

MIKA - Medien- und IT-Kompetenz für Ausbildungspersonal