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Nachhaltigkeit in der Ausbildung

Klimawandel, Energiewende, nachhaltiges Wirtschaften und globale Gerechtigkeit – bei diesen aktuellen und zukünftigen Herausforderungen spielt Bildung für Nachhaltige Entwicklung (BNE) eine Schlüsselrolle. Wissen und Handlungskompetenz im Bereich der Nachhaltigkeit gilt es deshalb in der Berufsausbildung an die Fachkräfte von morgen zu vermitteln.

Nachhaltigkeit in der Ausbildung

Nachhaltige Entwicklung heißt, Umweltgesichtspunkte gleichberechtigt mit sozialen und wirtschaftlichen Gesichtspunkten zu berücksichtigen. Zukunftsfähig wirtschaften bedeutet also: Wir müssen unseren Kindern und Enkelkindern ein intaktes ökologisches, soziales und ökonomisches Gefüge hinterlassen. Das eine ist ohne das andere nicht zu haben.

Rat für Nachhaltige Entwicklung

Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE)

Gemeint ist eine Bildung, die Menschen zu zukunftsfähigem Denken und Handeln befähigt: Wie beeinflussen meine Entscheidungen Menschen nachfolgender Generationen oder in anderen Erdteilen? Welche Auswirkungen hat es beispielsweise, wie ich konsumiere, welche Fortbewegungsmittel ich nutze oder welche und wie viel Energie ich verbrauche? Welche globalen Mechanismen führen zu Konflikten, Terror und Flucht? Bildung für nachhaltige Entwicklung ermöglicht es jedem Einzelnen, die Auswirkungen des eigenen Handelns auf die Welt zu verstehen und verantwortungsvolle Entscheidungen zu treffen. (Quelle: BNE-Portal)

BNE Portal

Nachhaltige Entwicklung als Bildungsauftrag

Eine nachhaltige Entwicklung ist nur dann möglich, wenn sich viele Menschen auf diese Leitidee als Handlungsmaxime einlassen, sie mittragen und umsetzen helfen. Dafür Wissen und Motivation zu vermitteln, ist die Aufgabe einer Bildung für nachhaltige Entwicklung. Auch die Berufsausbildung kann ihren Beitrag dazu leisten, steht sie doch in einem unmittelbaren Zusammenhang mit dem beruflichen Handeln in der gesamten Wertschöpfungskette. In kaum einem anderen Bildungsbereich hat der Erwerb von Kompetenzen für nachhaltiges Handeln eine so große Auswirkung auf die Zukunftsfähigkeit wirtschaftlicher, technischer, sozialer und ökologischer Entwicklungen wie in den Betrieben der Wirtschaft und anderen Stätten beruflichen Handelns. Aufgabe der Berufsbildung ist es daher, die Menschen auf allen Ebenen zu befähigen, Verantwortung zu übernehmen, effizient mit Ressourcen umzugehen und nachhaltig zu wirtschaften sowie die Globalisierung gerecht und sozial verträglich zu gestalten. Dazu müssen Personen in die Lage versetzt werden, sich die ökologischen, sozialen und ökonomischen Bezüge ihres Handelns und sich daraus ergebende Spannungsfelder deutlich zu machen und abzuwägen. 

Nachhaltige Entwicklung als Erweiterung der beruflichen Fähigkeiten

Nachhaltige Entwicklung bietet auch Chancen für eine Qualitätssteigerung und Modernisierung der Berufsausbildung – sie muss in nachvollziehbaren praktischen Beispielen veranschaulicht werden. Nachhaltige Entwicklung zielt auf Zukunftsgestaltung und erweitert damit das Spektrum der beruflichen Handlungskompetenz um die folgenden Aspekte: 

  • Reflexion und Bewertung der direkten und indirekten Wirkungen beruflichen Handelns auf die Umwelt sowie die Lebens- und Arbeitsbedingungen heutiger und zukünftiger Generationen
  • Prüfung des eigenen beruflichen Handelns, des Betriebes und seiner Produkte und Dienstleistungen auf Zukunftsfähigkeit
  • kompetente Mitgestaltung von Arbeit, Wirtschaft und Technik
  • Umsetzung von nachhaltigem Energie- und Ressourcenmanagement im beruflichen und alltäglichen Handeln auf der Grundlage von Wissen, Werteeinstellungen und Kompetenzen
  • Beteiligung am betrieblichen und gesellschaftlichen Dialog über nachhaltige Entwicklung 
     

Standardberufsbildposition Umweltschutz und Nachhaltigkeit

Seit dem 1. August 2021 gelten für alle modernisierten und neuen anerkannten Ausbildungsberufe neue verbindliche und einheitliche Standards in Bezug auf die berufsübergreifenden Kernkompetenzen. Im Zuge der Modernisierung wurde die alte Standardberufsbildposition „Umweltschutz“ um den Begriff der Nachhaltigkeit in seinen drei Dimensionen (ökologisch, ökonomisch und sozial) ergänzt.  Ein Bewusstsein zu schaffen für Themen des Umweltschutzes und die Auszubildenden für nachhaltiges Handeln in diesen drei Dimensionen zu sensibilisieren, ist Aufgabe des Ausbildungspersonals. Die Azubis sollen lernen,

  • bei der Herstellung von Produkten, Waren oder Dienstleistungen und der Nutzung von Materialien und Energie Aspekte der Nachhaltigkeit zu berücksichtigen - hierbei geht es sowohl um die Schonung von Ressourcen als auch um soziale Dimensionen wie fairen Handel sowie die umweltgerechte Entsorgung von Abfällen und Wiederverwertung. 
  • proaktiv Vorschläge für nachhaltiges Handeln im eigenen Arbeitsbereich zu entwickeln. 
  • Konflikte zwischen den einzelnen Nachhaltigkeitsdimensionen und -zielen zu erkennen, Vor- und Nachteile von Optimierungsansätzen zu identifizieren und Handlungsalternativen aufzuzeigen.

Die berufsübergreifenden Inhalte sind von den Ausbilderinnen und Ausbildern während der gesamtem Ausbildung integrativ, das heißt im Zusammenspiel mit den berufsspezifischen Fertigkeiten, Kenntnissen und Fähigkeiten, zu vermitteln. Alle ausbildenden Betriebe müssen die Vermittlung sicherstellen, indem sie die Inhalte im betrieblichen Ausbildungsplan verankern.

Modernisierte Standardberufsbildpositionen

Standardberufsbildpositionen in der Praxis

Umsetzung in der Ausbildung

Berufsbildung für eine nachhaltige Entwicklung geht über das Instruktionslernen hinaus und muss Rahmenbedingungen schaffen, die den notwendigen Kompetenzerwerb fördern. Hierzu gehört es auch, Lernsituationen zu gestalten, die mit Widersprüchen zwischen ökologischen und ökonomischen Zielen konfrontieren und Anreize schaffen, Entscheidungen im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung zu treffen bzw. vorzubereiten. 

Folgende Leitfragen können bei der Berücksichtigung von Nachhaltigkeit in der Berufsausbildung zur Planung von Lernsituationen und zur Reflexion betrieblicher Arbeitsaufgaben herangezogen werden: 

  • Welche sozialen, ökologischen und ökonomischen Aspekte sind in der beruflichen Tätigkeit zu beachten? 
  • Welche lokalen, regionalen und globalen Auswirkungen bringen die hergestellten Produkte und erbrachten Dienstleistungen mit sich? 
  • Welche längerfristigen Folgen sind mit der Herstellung von Produkten und der Erbringung von Dienstleistungen verbunden? 
  • Wie können diese Produkte und Dienstleistungen nachhaltiger gestaltet werden? 
  • Welche Materialien und Energien werden in Arbeitsprozessen und den daraus folgenden Anwendungen verwendet? 
  • Wie können diese effizient und naturverträglich eingesetzt werden? 
  • Welche Produktlebenszyklen und Prozessketten sind bei der Herstellung von Produkten und der Erbringung von Dienstleistungen miteinzubeziehen und welche Gestaltungsmöglichkeiten sind im Rahmen der beruflichen Tätigkeit vorhanden?