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Europäischer Austausch zur Berufsbildung und grünem Wandel mündet in Kompendium

13.09.2023

Die Europäische Union hat im Rahmen einer EU-Arbeitsgruppe ein Kompendium zum grünen Wandel erarbeitet. Es beinhaltet aktuelle Erkenntnisse und Möglichkeiten zum gegenseitigen Lernen für Berufsbildungsakteure europaweit. Das BIBB hat im Auftrag des BMBF an der Erstellung mitgewirkt.

Europäischer Austausch zur Berufsbildung und grünem Wandel mündet in Kompendium

Die EU hat ein Kompendium mit dem Titel „Vocational education and training and the green transition – A Compendium of inspiring practices” veröffentlicht. Die Publikation ist ein Ergebnis der EU-Arbeitsgruppe „Vocational Education and Training and the Green Transition“, die im Dezember 2021 eingerichtet wurde und bis Dezember 2025 mandatiert ist. Unter der Koordination der Europäischen Kommission besteht die Arbeitsgruppe aus Delegierten der EU-Mitgliedstaaten, den Kandidatenländern, den EFTA-Ländern, den EU-Agenturen, den europäischen Sozialpartnern, den Verbänden der Berufsbildungsanbieter und den Organisationen der Zivilgesellschaft. Insgesamt beteiligten sich 20 Länder aus den EU-Mitgliedstaaten1 und den Beitrittskandidatenländern2. Bei ihren regelmäßigen Treffen tauschen die AG-Mitglieder ihre Erfahrungen darüber aus, wie die Berufsbildung den grünen Wandel unterstützen kann. Das Kompendium ist ein Resultat dieses laufenden Austauschs.

Auf EU-Ebene bilden die Osnabrück Erklärung und die Empfehlung des Rates zur Berufsbildung von 2020 einen wichtigen politischen Rahmen und unterstreichen die Bedeutung des grünen Wandels für die Berufsbildung. Vor allem die Osnabrück Erklärung wird von den für Berufsbildung zuständigen Minister/-innen der EU-Mitgliedstaaten, den Beitrittskandidaten, den EWR-EFTA-Ländern, den europäischen Sozialpartnern und der Europäischen Kommission als Motor für den Aufschwung und den gerechten Übergang zu einer digitalen und grünen Wirtschaft erachtet. Die EU-Länder wurden 2022 erstmals aufgefordert, nationale Implementierungspläne (NIP) zur Berufsbildung (EU 2013 B)3 einzureichen, darin ist z.T. grüne Transformation ein Schwerpunkt, wie etwa bei Dänemark, Österreich und Luxemburg. Das Europäische Jahr der Kompetenzen, das im Mai 2023 startete, baut auf diesen Dokumenten und Vorarbeiten auf und soll unter anderem auf die Bedeutung des grünen und digitalen Wandels aufmerksam machen.

Das Kompendium steht im Kontext einer Reihe von politischen Maßnahmen, Instrumenten und Interventionen, die auf europäischer Ebene im Bereich Berufsbildung und grünemWandel entwickelt wurden. Wie in der Europäischen Agenda für Kompetenzen dargelegt, kann eine qualitativ hochwertige berufliche Aus- und Weiterbildung jungen Menschen und Arbeitnehmern helfen, die relevanten und notwendigen Kompetenzen zu erwerben, um ihre Lern- und Arbeitskarriere zu gestalten und erfolgreich in einer sich wandelnden Arbeitswelt zu sein.

Eine weitere zentrale Maßnahme in diesem Zusammenhang ist der Europäischen Green Deal, mit dem sich die 27 EU-Mitgliedstaaten das Ziel gesetzt haben, bis 2050 klimaneutral zu werden. In einem ersten Schritt sollen die Treibhausgasemissionen bis 2030 um mindestens 55 % gegenüber dem Stand von 1990 sinken. Eine neue Entwicklung im Bereich „Grüner Wandel“ im Europäischen Jahr der Kompetenzen ist zudem der kürzlich verabschiedete „Green Deal Industrial Plan for the Net-Zero Age (GDIP)“, der die EU-Produktionskapazitäten für die Netto-Null-Technologien ausbauen und einen schnellen Übergang zur Klimaneutralität unterstützen soll. Eine der Säulen des GDIP ist das Thema „Kompetenzen“.

Darüber hinaus wird es in den Länderberichten des Europäischen Semesters ab Mai 2023 einen Abschnitt „Fairer Übergang zur Klimaneutralität“ geben, der Daten zu Arbeitsplätzen und Qualifikationen für den grünen Übergang beinhaltet. In ihren Vorschlägen für länderspezifische Empfehlungen schlug die Kommission zudem vor, dass jeder Mitgliedstaat seine politischen Anstrengungen zur Bereitstellung und zum Erwerb der für den grünen Übergang erforderlichen Qualifikationen verstärken solle. Des Weiteren gab es Mitte Juni 2023 im Rahmen eines Erasmus+ Calls eine neue Welle von 13 Projekten für Centres of Vocational Excellence, von denen mehrere direkt für den grünen Wandel relevant sind.

Aufbauend auf dieser Vielzahl an politischen Maßnahmen und Neuerungen sowie auf dem regelmäßigen Austausch der EU-Arbeitsgruppe, enthält die erste Ausgabe des Kompendiums 57 Beispiele für inspirierende Praktiken auf allen Ebenen, die in 20 Ländern umgesetzt werden. Im gesamten Dokument gibt es elf Leuchtturmpraktiken, die den Leser auf Beispiele verweisen, die von besonderem Interesse sein könnten.

Speziell auf Deutschland bezogen hebt das Kompendium folgende Beispiele für inspirierende Praktiken bezüglich „Skills for the green transition“ hervor:

  • Definition von grünen Kompetenzen in den einschlägigen nationalen Rechtsvorschriften.
  • Bundesweiter Standard für alle Auszubildenden im dualen System zum Thema „Umweltschutz und Nachhaltigkeit“, der sechs Kernkompetenzen für die grüne Transformation umfasst, die während der gesamten Ausbildung, in den betrieblichen Ausbildungsrahmenplänen und in den Prüfungen integriert werden müssen.
  • Das BilRess-Netzwerk (Bildung für Ressourcenschonung und Ressourceneffizienz) bietet Lehrkräften aus verschiedenen Bildungsbereichen, einschließlich der Berufsbildung, den Austausch von Ideen und Wissen zum Thema Ressourceneffizienz und -einsparung.
  • Entwicklung und Förderung der grünen Kompetenz von Lehrer/-innen und betrieblichen Ausbilder/-innen durch branchenspezifische didaktische Materialien, u.a. für die chemische Industrie, den Handel, die Transportlogistik und das Gastgewerbe.
  • Berufsorientierung zu grüner Beschäftigung und Berufen durch Feriencamps und Lernspiele für Schüler/-innen.

Das Kompendium bietet aktuelle Erkenntnisse und Möglichkeiten zum gegenseitigen Lernen für Berufsbildungsakteure in ganz Europa. Es deckt alle Ebenen der Berufsbildungspraxis ab und soll jährlich aktualisiert werden.

Der Arbeitsbereich „Berufsbildung im internationalen Vergleich, Forschung und Monitoring“ – hat mit seinem EU-VET-Projekt an dem Kompendium im Auftrag des BMBF mitgewirkt. Darüber hinaus organisierte EU-VET im Oktober 2022 eine Peer Learning Activity im Rahmen der EU Arbeitsgruppe „Vocational education and training and the green transition“ mit rund 40 Teilnehmer/-innen aus ganz Europa, zu der das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) zusammen mit der Europäischen Kommission eingeladen hat. Bereits dort wurde deutlich, dass das Thema Nachhaltigkeit gemeinsam mit der Digitalisierung europaweit für den Berufsbildungskontext einen sehr hohen Stellenwert besitzt und von allen Akteuren mehr Engagement und konsequentes Handeln erfordert. Es gilt also, den erfolgreichen, regelmäßigen Austausch fortzusetzen.