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Tarifliche Ausbildungsvergütungen 2012 kräftig gestiegen

Ursula Beicht

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In Westdeutschland lagen die tariflichen Ausbildungsvergütungen 2012 bei durchschnittlich 737 € im Monat. Sie erhöhten sich gegenüber dem Vorjahr um 4,1 %. In Ostdeutschland nahmen die Vergütungen um 5,0 % auf durchschnittlich 674 € im Monat zu. Während der prozentuale Vergütungsanstieg damit 2012 im Westen deutlich höher ausfiel als im vorangegangenen Jahr (2,9 %), hatte es im Osten bereits im Vorjahr einen fast ebenso starken Zuwachs gegeben (4,9 %).

Nicht verändert hat sich bei den Ausbildungsvergütungen 2012 der Abstand zwischen west- und ostdeutschem Tarifniveau. Wie bereits im Vorjahr wurden im Osten 91 % der westlichen Vergütungshöhe erreicht. Bezogen auf das gesamte Bundesgebiet betrugen die tariflichen Ausbildungsvergütungen 2012 durchschnittlich 730 € pro Monat. Sie lagen damit im Gesamtdurchschnitt um 4,3 % über dem Vorjahreswert von 700 €.

Schaubild 1

Veröffentlicht: 08.01.2013 URN: urn:nbn:de:0035-0533-5

Schaubild 1: Entwicklung der Ausbildungsvergütungen von 2006-2012

Zu diesen Ergebnissen kommt das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) in der neuesten Auswertung der tariflichen Ausbildungsvergütungen, die seit 1976 jährlich zum Stand 1. Oktober durchgeführt wird (vgl. Beicht 2011). Die Grundlage bilden dabei jeweils rund 500 Vergütungsvereinbarungen aus den gemessen an den Beschäftigtenzahlen größten Tarifbereichen Deutschlands. Die Angaben werden jeweils vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales zur Verfügung gestellt. Berechnet werden getrennt nach West- und Ostdeutschland Vergütungsdurchschnitte für stärker besetzte Ausbildungsberufe. Im Jahr 2012 waren 184 Berufe im Westen und 149 Berufe im Osten einbezogen. In diesen Berufen waren 89 % (West) beziehungsweise 79 % (Ost) aller Auszubildenden vertreten.

Ausschlaggebend für den kräftigen Anstieg der Ausbildungsvergütungen 2012 dürfte zum einen die insgesamt nach wie vor günstige Wirtschaftslage in Deutschland gewesen sein, die auch bei den Tariflöhnen und -gehältern zu deutlich höheren Abschlussraten führte (vgl. Bispinck 2012). Zum anderen wird aber auch die demografische Entwicklung eine Rolle gespielt haben, die sich inzwischen deutlich auf den Ausbildungsmarkt auswirkt und es Betrieben zunehmend schwerer macht, ihre Ausbildungsstellen zu besetzen (vgl. Troltsch, Gerhards, Mohr 2012). Wie die längerfristige Beobachtung zeigt, beeinflusste die jeweilige Ausbildungsmarktsituation in der Vergangenheit immer auch die Entwicklung der tariflichen Ausbildungsvergütungen (vgl. Beicht 2011). So lagen beispielsweise die Steigerungsraten der Vergütungen im Jahr 2006, als der Mangel an Ausbildungsplätzen im letzten Jahrzehnt am stärksten ausgeprägt war, mit 1,0 % im Westen und 1,3 % im Osten weit niedriger als im Jahr 2012, in dem die Versorgungslage erheblich besser war (vgl. Schaubild 1).

Schaubild 2

Schaubild 2: Ausbildungsvergütungen in 20 ausgewählten Berufen 2012

Zwischen den Ausbildungsberufen gab es 2012 beträchtliche Vergütungsunterschiede, wie Schaubild 2 verdeutlicht. Dargestellt sind die durchschnittlichen tariflichen Ausbildungsvergütungen für 20 exemplarisch ausgewählte Berufe. Sehr hoch lagen demnach in West- und Ostdeutschland die Vergütungen beispielsweise in den Berufen Mechatroniker/Mechatronikerin, Medientechnologe/Medientechnologin Druck sowie Kaufmann/Kauffrau für Versicherungen und Finanzen. Im Westen gab es auch in den Berufen des Bauhauptgewerbes (zum Beispiel Maurer/Maurerin) sehr hohe Ausbildungsvergütungen, während sie im Osten deutlich geringer ausfielen. Eher niedrig waren die Vergütungsdurchschnitte zum Beispiel in den Berufen Maler und Lackierer/Malerin und Lackiererin, Bäcker/Bäckerin, Florist/Floristin und Friseur/Friseurin.
Bei den ermittelten berufsspezifischen Durchschnittswerten ist zu beachten, dass häufig auch im gleichen Beruf die tariflichen Ausbildungsvergütungen je nach Branche und Region erheblich voneinander abweichen. Zudem ist zu berücksichtigen, dass die tariflichen Ausbildungsvergütungen nur in der betrieblichen Ausbildung gelten. In der aus öffentlichen Mitteln finanzierten außerbetrieblichen Ausbildung erhalten die Auszubildenden in der Regel erheblich niedrigere Vergütungen, die gesetzlich beziehungsweise durch Verordnung festgelegt werden und in der Auswertung der tariflichen Ausbildungsvergütungen daher nicht einbezogen sind.

Die tariflichen Ausbildungsvergütungen stellen Bruttobeträge dar. Überschritt die monatliche Vergütung im Jahr 2012 die Geringverdienergrenze von 325 €, so musste der Auszubildende hiervon den Arbeitnehmerbeitrag zur Sozialversicherung leisten, andernfalls hatte der Ausbildungsbetrieb die gesamten Sozialversicherungsbeiträge (Arbeitgeber- und Arbeitnehmeranteil) zu übernehmen. Bei hohen Ausbildungsvergütungen erfolgte gegebenenfalls auch ein Lohnsteuerabzug.

Schaubild 3

Schaubild 3: Ausbildungsvergütungen nach Ausbildungsbereichen

Insgesamt verteilten sich die tariflichen Ausbildungsvergütungen in den erfassten Berufen im Jahr 2012 wie folgt: In Westdeutschland kamen 30 % der Auszubildenden auf hohe monatliche Beträge von 850 € und mehr. Für 62 % bewegten sich die Vergütungen zwischen 550 € und 849 €. Relativ gering waren die Beträge für 8 % der Auszubildenden mit weniger als 550 €. In Ostdeutschland gab es für 21 % der Auszubildenden eine hohe Vergütung von 850 € und mehr. Für 46 % lagen die Vergütungen zwischen 550 € und 849 €. 33 % der Auszubildenden hatten eher niedrige Vergütungen von unter 550 €.

Nach Ausbildungsbereichen unterschied sich das Niveau der tariflichen Ausbildungsvergütungen 2012 erheblich, wie Schaubild 3 zeigt. In Westdeutschland wurde demnach in Industrie und Handel eine relativ hohe durchschnittliche Vergütung erreicht, ebenso im Öffentlichen Dienst. Weit darunter lagen die Durchschnittsbeträge im Handwerk, bei den Freien Berufen und in der Landwirtschaft.

Noch größere Unterschiede gab es in Ostdeutschland: Hier war die durchschnittliche Vergütung im Öffentlichen Dienst mit Abstand am höchsten, gefolgt von Industrie und Handel. Erheblich niedriger fielen auch hier die Durchschnittswerte im Handwerk, in der Landwirtschaft und bei den Freien Berufen aus. Allerdings ist zu beachten, dass vor allem innerhalb der beiden größten Bereiche Industrie und Handel sowie Handwerk die Vergütungen zwischen den einzelnen Berufen jeweils sehr stark differierten. Dagegen waren die Vergütungsunterschiede innerhalb der kleineren Ausbildungsbereiche, die wesentlich weniger Berufe aufweisen, deutlich schwächer ausgeprägt.

Auffällig ist, dass für den Ausbildungsbereich Freie Berufe im Westen ein niedrigerer Vergütungsdurchschnitt als im Osten ermittelt wurde. Dies ist vor allem darauf zurückzuführen, dass der Beruf "Zahnmedizinischer Fachangestellter/Zahnmedizinische Fachangestellte", der in Westdeutschland eine vergleichsweise geringe Vergütung aufwies, für Ostdeutschland aufgrund fehlender tariflicher Vereinbarungen nicht in die Auswertung einbezogen war.

Vergütungsunterschiede gab es 2012 auch zwischen männlichen und weiblichen Auszubildenden. In Westdeutschland betrug der durchschnittliche Monatsbetrag für junge Männer 751 € und für junge Frauen 715 €. In Ostdeutschland kamen männliche Auszubildende auf 692 € und weibliche auf 642 €. Die abweichenden Vergütungsdurchschnitte resultierten ausschließlich aus der unterschiedlichen Verteilung von jungen Männern und Frauen auf die Ausbildungsberufe. In Berufen, in denen weit überwiegend junge Männer ausgebildet wurden, waren die Ausbildungsvergütungen teilweise sehr hoch. Umgekehrt wurden in den Berufen, in denen sehr stark junge Frauen vertreten waren, häufig relativ niedrige Vergütungen gezahlt.

Schaubild 4

Schaubild 4: Ausbildungsvergütungen nach Ausbildungsjahren 2012

Bei allen bisher genannten Beträgen handelte es sich jeweils um die durchschnittlichen tariflichen Vergütungen während der gesamten Ausbildungszeit. Die tariflichen Vergütungssätze variieren jedoch zwischen den einzelnen Ausbildungsjahren, denn es ist gesetzlich vorgeschrieben, dass die Vergütung mit jedem Ausbildungsjahr ansteigt (§ 17 Berufsbildungsgesetz). Die für die einzelnen Ausbildungsjahre errechneten Durchschnittswerte sind Schaubild 4 zu entnehmen. Dabei ist allerdings zu beachten, dass in die ausbildungsjahrspezifischen Durchschnittswerte nicht immer alle Ausbildungsberufe eingingen. Die Ausbildungsdauer der Berufe variiert zwischen zwei, drei und dreieinhalb Jahren. Der Vergütungsdurchschnitt des 4. Ausbildungsjahres basiert daher ausschließlich auf den relativ wenigen Berufen mit einer dreieinhalbjährigen Ausbildungszeit.

 

Literatur

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