BP:
 


Ergebnis der BIBB-Voruntersuchung: Es gibt Bedarf an einem Ausbildungsberuf im Bereich des Facility Managements

16.07.2025

Jedes Unternehmen und jede Organisation nutzt, betreibt und bewirtschaftet im Rahmen ihrer Geschäfts- und Arbeitsprozesse Gebäude. Damit verbunden sind vielfältige Aufgaben im Bereich des Facility Management, insbesondere des technischen Gebäudemanagements (TGM), die fachkundiges Personal erfordern. Aktuell decken Quereinsteiger aus den verschiedenen gebäudetechnischen Gewerken wie der Elektrotechnik, dem SHK-Handwerk oder Personen mit praktischer Erfahrung diesen Personalbedarf. Ein einschlägiger Ausbildungsberuf für das technische Gebäudemanagement existiert bislang nicht.

Ein Geschäftsmann arbeitet im Büro, drückt auf einen virtuellen Bildschirm und wählt Facility Management aus.

In den vergangenen 20 Jahren gab es wiederholt Bestrebungen, einen Ausbildungsberuf in diesem Bereich zu etablieren, doch da Sozialpartner und Branchenvertreter/-innen den Bedarf dafür unterschiedlich einschätzten kam es nicht zu einer Umsetzung. Angesichts wirtschaftlicher, rechtlicher und technologischer Entwicklungen beauftragte im Jahr 2023 das damalige Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) im Einvernehmen mit dem damaligen Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) auf Antrag der Sozialpartner, eine Voruntersuchung durchzuführen. Deren Ziel war es, eine Empfehlung zum Bedarf der Einführung eines neuen Ausbildungsberufs im TGM zu erarbeiten. Dabei sollten folgende Fragen beantwortet werden:

  1. Sind bestehende Qualifikationsstrategien geeignet, um den Qualifikationsbedarf für das im Antrag der Sozialpartner beschriebenen Tätigkeitsfeld zu decken?
  2. Entsprechen die vorgeschlagenen Eckwerte und der Qualifikationskatalog des neuen Ausbildungsberufs den Qualifikationsanforderungen des beschriebenen Tätigkeitsfelds?
  3. Können die beschriebenen Qualifikationen im Rahmen einer Berufsausbildung vermittelt werden und sind die adressierten Betriebe geeignet um diese zu vermitteln?
  4. Gibt es einen hinreichend großen Bedarf für den neuen Ausbildungsberuf im beschriebenen Tätigkeitsfeld?

Für die Voruntersuchung nutzte das BIBB verschiedene methodische Ansätze, darunter Sektoranalysen, statistische Sekundäranalysen, qualitative Experteninterviews und quantitative Betriebsbefragungen. Die Ergebnisse wurden in Workshops mit Expertinnen und Experten diskutiert und präzisiert.

Die Studie zeigt, dass Quereinsteiger und Nachqualifikationen den Fachkräftebedarf im Facility Management nicht vollständig decken. Die von den Sozialpartnern vorgeschlagenen Eckwerte des neuen Ausbildungsberufs entsprechen weitgehend den Kompetenzanforderungen in der Facility Management-Branche, jedoch besteht bei der Ausgestaltung und Gewichtung des technischen Profils eines neuen Ausbildungsberufs und der Schärfung kaufmännischer Kompetenzen noch Diskussionsbedarf. Die Ergebnisse der Betriebsbefragung und Experteninterviews deuten aber darauf hin, dass eine Ausbildung des herausgearbeiteten Berufsprofils in vielen Unternehmen möglich wäre.

Im Ergebnis empfiehlt die Voruntersuchung die Etablierung eines neuen Ausbildungsberufs "Fachkraft für Gebäudeinfrastrukturbetrieb". Dabei sollte die Rolle der neuen Fachkraft als Koordinator von Instandhaltungsmaßnahmen und Schnittstelle zwischen verschiedenen Akteuren betont werden. Die Ausgewogenheit der technischen Ausbildungsinhalte in Hinsicht auf deren notwendigen Breite und Tiefe sollte in Sachverständigenverfahren diskutiert werden, um eine Balance zwischen Einsatzfähigkeit und Ausbildbarkeit herzustellen. Der Abschlussbericht der Voruntersuchung empfiehlt zudem, die qualifikatorischen Grundlagen für die Bestellung als Elektrofachkraft in das technische Profil zu integrieren und Ansätze wie Verbundausbildung und überbetriebliche Ausbildung zu diskutieren. Zudem sollte ein Berufslaufbahnkonzept berücksichtigt werden, um Anschlussmöglichkeiten für höherqualifizierende Berufsbildung zu schaffen.

Der Abschlussbericht zu der Voruntersuchung sowie weitere Informationen zum Projekt befinden sich in der BIBB-Projektdatenbank (DaPro): https://www.bibb.de/dienst/dapro/de/index_dapro.php/detail/2.2.412