DigiMal
Digitalisierung der überbetrieblichen Ausbildung im Malerhandwerk
Die (überbetriebliche) Ausbildung der Maler- und Lackierer/-innen erfolgt bisher weitgehend analog. Das möchten die Lehrwerkstätten der Berliner Malerinnung und das Institut für Zukunftsstudien und Technologiebewertung (IZT) ändern. Mit dem Projekt „DigiMal“ planen sie die überbetrieblichen Ausbildungskurse mit digitalen Technologien anzureichern.
Ausgangslage
In immer mehr Handwerksbetrieben werden digitale Applikationen und Design-Programme eingesetzt, um Objekte, Räume und Gebäude zu gestalten. Dies betrifft im Besonderen die Arbeit der Maler- und Lackierer/-innen. Sie vermessen und gestalten beispielsweise Räume mit Hilfe von Augmented-Reality-Anwendungen, erstellen davon 3D-Modelle (sog. digitale Zwillinge) und nutzen diese für die Präsentation bei den Kundinnen und Kunden. Obwohl diese Tätigkeiten zeigen, dass die Digitalisierung im Berufsalltag der Maler- und Lackierer/-innen eine zunehmend wichtige Rolle spielt, werden sie in der Ausbildung oftmals nicht berücksichtigt. Während in vielen Gewerken Gestaltungsvorschläge bereits vollständig digital erarbeitet und Arbeitsergebnisse digital dokumentiert werden, erfolgt die Ausbildung der Maler- und Lackierer/-innen immer noch überwiegend analog: Bis heute dominiert hier die Vier-Stufen-Methode, beginnend mit einem Papierausdruck als Arbeitsanweisung.
Um die angehenden Fachkräfte umfassend und zu qualifizieren, muss die Ausbildung digitaler werden. Im Projekt „DigiMal“ sollen daher digitale Technologien in die überbetriebliche Ausbildung integriert werden.
Ziele
Das Projekt „DigiMal“ zielt darauf ab, die Digitalisierungslücke in der überbetrieblichen Ausbildung (ÜBA) der Maler- und Lackierer/-innen zu schließen und so die ÜBA auf den aktuellen Stand zu heben. Indem Auszubildende mit digitalen Arbeitsmitteln und Medien lernen, sollen sie gängige digitale Werkzeuge (z. B. 3D-Scanner, digitale Zeichenprogramme) kennenlernen und damit verbundene Kompetenzen erwerben. Dazu planen die Lehrwerkstätten der Berliner Malerinnung gemeinsam mit dem IZT beispielsweise digital bearbeitbare und via Mixed-Reality-Technologien begehbare 3D-Modelle von Räumen zu erstellen. Digitalisiert werden sollen unter anderem auch Arbeitsanweisungen, Aufgaben, Fehleranalysen und Lernstandserhebungen.
Projektschritte und -umsetzung
Im Projekt „DigiMal“ wird erprobt, welche digitalen Systeme und Werkzeuge in der ÜBA sinnhaft eingesetzt werden können. Das Projektteam wird dazu…
- … die Verwaltung der ÜBA digitalisieren (z. B. digitales Berichtsheft, Kursanmeldung) und ein Lernmanagementsystem (LMS) für die digitale Ausbildungspraxis auswählen
- … die Ausbilder/-innen umfassend in der Verwaltungssoftware und im neuen LMS qualifizieren. Als Methode soll Blended Learning zum Einsatz kommen
- … ausgewählte Unterweisungseinheiten der sieben Ausbildungskurse der Maler- und Lackiererinnung Berlin digitalisieren oder um digitale Elemente erweitern. Es werden…
- … Arbeitsanweisungen digital aufbereitet (u. a. mit erklärenden Videos und Screencasts, mehrsprachigem Fachglossar und einer Bilddatenbank zur Fehleranalyse)
- … Gestaltungsentwürfe für Objekte oder Räume am Tablet erstellt
- … Räume und Objekte mit 3D-Scannern digital vermessen und davon sog. digitale Zwillinge (3D-Modelle) angefertigt
- … digitale Zwillinge mit Extended Reality-Technologien begeh- und gestaltbar gemacht
- … Simulationen eingesetzt, um bestimmte Fertigkeiten zu trainieren (z. B. ein Farbspritzsimulator zum Lackieren eines Tisches)
- … die Einsatzmöglichkeiten künstlicher Intelligenz erprobt (z. B. die Bildanalyse mit ChatGPT zur Erfassung von Mängeln)
- … Software-Lösungen ausgewählt, die Geschäftsprozesse vollständig digital abbilden sollen
- … das Thema „Nachhaltigkeit“ praktisch in die ÜBA-Kurse integrieren.
- … die entwickelten digitalisierten Kurse praktisch erproben und evaluieren
- … die digitalen Konzepte und Materialien anderen Innungen und Ausbildungsstätten zur Verfügung stellen, damit diese sie für ihr eigenes Kursangebot nutzen können
Innovation
Im Projekt „DigiMal“ werden zukunftsorientierte und nachhaltige Technologien in die ÜBA der Maler/-innen und Lackierer/-innen integriert. Dadurch können anstehende Transformationsprozesse (in den Bereichen Digitalisierung und Nachhaltigkeit) innerhalb des Malergewerks besser bewältigt werden. Besonders hervorzuheben ist dabei die enge Einbindung von Ausbildenden und ausgewählten Ausbildungsbetrieben. So soll zum Beispiel ein Betrieb, der sich mit Robotik-Einsätzen im Malergewerk befasst, in die Gestaltung der ÜBA-Kurse involviert werden. Zudem wird die ÜBA mithilfe innovativer Lerntechnologien für die Auszubildenden aufgewertet.
Mehrwert
Im Projekt „DigiMal“ wird die ÜBA der Maler- und Lackiererinnen in großen Teilen digitalisiert. Dadurch wird die bestehende Digitalisierungslücke geschlossen und die Qualität der ÜBA erheblich angehoben. Auszubildende erhalten so eine zukunftsorientierte Ausbildung, in der sie relevante digitale Kompetenzen und Fertigkeiten für ihre spätere berufliche Tätigkeit erwerben. Davon profitieren schließlich auch die Unternehmen, die digital qualifizierte Fachkräfte erhalten.
Mit einer breit angelegten Öffentlichkeitsarbeit möchte das Projekt außerdem deutschlandweit die ÜBA der Maler- und Lackierer/-innen im Bereich Digitalisierung unterstützen. Es wird dazu während der Projektlaufzeit umfassend über die Fortschritte informieren und alle relevanten Ergebnisse zum Projektende frei zugänglich zur Verfügung stellen.
Herausforderungen
Die Projektmitarbeiterinnen und -mitarbeiter stehen vor der technischen Herausforderung, ein Lernmanagementsystem zu finden, das allen projektspezifischen Anforderungen gerecht wird. Insbesondere eine gut funktionierende Schnittstelle zur Verwaltungssoftware sowie eine hohe Anzahl an Nutzenden stehen hier im Fokus. Es wird daher ein externer technischer Dienstleister ins Boot geholt. Schließlich müssen alle, die an der ÜBA beteiligt sind, im Umgang mit der neuen Verwaltungssoftware und dem LMS qualifiziert werden. Um dies zu gewährleisten, werden die Ausbilderinnen und Ausbilder frühzeitig in die Entwicklungsprozesse einbezogen und regelmäßig geschult.