E-Mobi_Boot
Elektromobilität im Bootsbauerhandwerk
Mit dem Projekt „E-Mobi_Boot“ initiiert, erprobt und implementiert die Berufsbildungsstätte Travemünde der Handwerkskammer Lübeck die Elektromobilität für die überbetriebliche Ausbildung (ÜBA) im Bootsbauhandwerk. Geplant sind die Einführung eines ÜBA-Lehrgangs zur Arbeit an Hochvolt-Systemen und weitere Schulungsangebote zur Elektromobilität.
Ausgangslage
Seit langer Zeit werden Boote durch Verbrennungsmotoren (in der Regel mit fossilen Brennstoffen) angetrieben. Dies hat eine starke Lärm- und Kraftstoffemission zur Folge. Durch die aufkommende Elektromobilität im Bootsbau kann indessen ein aktiver Beitrag zur Energie- und Mobilitätswende erwirkt werden. Elektroantriebe für Boote sind umweltfreundliche, leise und kostensparende Optionen, die eine nachhaltige Nutzung der Gewässer ermöglichen.
Die Elektromobilität stellt neue Anforderungen an die Fachkräfte im Bootsbau. In der ÜBA sind diese jedoch bislang nicht nachhaltig hinterlegt. So sind mit der Elektromobilität verbundene Ausbildungsinhalte wie z. B. Grundlagen der Elektrik oder neue Sicherheitsunterweisungen für das Werftpersonal aktuell nicht in den ÜBA-Lehrgängen enthalten. Die Bootsbranche benötigt daher neue Schulungsangebote, die u. a. die besonderen Gegebenheiten an Bord (auf dem Wasser) sowie die Versorgung mit Landstrom bei elektrisch angetriebenen Booten und Schiffen abbilden.
Hier setzt das Projekt „E-Mobi_Boot“ an. Es zielt darauf, die Elektromobilität in die ÜBA der Bootsbauer/-innen und Segelmacher/-innen zu integrieren und die künftigen Fachkräfte sowie Ausbildenden an berufsbildenden Schulen entsprechend zu qualifizieren.
Ziele
Ziel des Projektes „E-Mobi_Boot“ ist es, die beschriebenen Veränderungsprozesse im Bootsbau aufzugreifen und die Ausbildungsinhalte und -methoden daran auszurichten, um die Ausbildung im Bootsbauhandwerk damit zukunftsfähig zu machen.
Die Kompetenzen von Auszubildenden und Ausbildenden in den Bereichen Technologie und Nachhaltigkeit im Bootsbau sollen gefördert werden. Dabei sollen die neuen Inhalte sowohl in die ÜBA als auch in den Berufsschulunterricht eingeführt werden. Der Wissenstransfer erfolgt in die wenigen weiteren ÜBA-Standorte im Bootsbauhandwerk deutschlandweit. Das Projekt „E-Mobi_Boot“ leistet somit einen wichtigen Beitrag für diese spezifische, aber nicht unbedeutende, Branche.
Projektschritte und -umsetzung
„E-Mobi_Boot“ modernisiert die überbetriebliche Ausbildung im Bootsbauhandwerk.
Dazu wird das Projektteam …
- … eine kurzweilige E-Learning-Schulung zur Sensibilisierten Person HV 1E für alle Auszubildenden im Bootsbau entwickeln und anbieten.
- … den bestehenden Lehrgang „ÜLU Boot-E“ modifizieren und durchführen, als Basislehrgang für Elektroinstallationen, beschränkt bis 48 Volt. Ergänzend erfolgt eine Unterweisung zur fachkundig unterwiesenen Person gemäß DGUV 209-093 für Auszubildende des Schwerpunkts „Technik“.
- … einen freiwilligen Lehrgang „Boot HV 2E“ entwickeln, testen und einführen. Dieser richtet sich an Auszubildende mit Schwerpunkt Technik, um fachkundige Personen für Arbeiten an Hochvolt-Systemen im spannungsfreien Zustand vorzubereiten.
- … den bestehenden Lehrgang „ÜLU Boot-A“ hinsichtlich Hybridantriebe modifizieren.
- … die Elektromobilität exemplarisch in den Berufsschulunterricht der bundesoffenen Landesberufsschule Bootsbau implementieren. Dazu wird eine Schulung zur „Sensibilisierten Person HV 1E“ für alle Bootsbau- und Segelmacher/-innen, die in irgendeiner Form mit einem Hochvoltsystem an Bord in Berührung kommen, entwickelt und angeboten.
- … freie Fortbildungsangebote für die Zielgruppe der betrieblichen Mitarbeitenden entwickeln, wie bspw. der Einbau/ der Service von Elektroantrieben oder die Umrüstung von Booten mit Verbrennungsmotor auf Elektroantrieb.
- … eine exemplarische Werkstattausstattung beschaffen (darunter Außenborder, Innenborder, Elektro-Pod-Antriebe, Hybridantriebe, Systeme der Batterietechnologie- Wandler- und Propellertechnik).
- … Ausbilderinnen und Ausbilder schulen, damit sie die benötigten fachlichen und technischen Kenntnisse im Bereich der Elektromobilität erwerben können.
Innovation
Das Projekt greift innovative Themen wie die Elektromobilität, Anforderungen an das Werftpersonal, Sicherheitsunterweisungen, Gesundheitsschutz sowie Grundlagen der Elektrik für die berufliche Bildung der Bootsbauer- und Segelmacher/-innen auf.
„E-Mobi_Boot“ qualifiziert angehende Fachkräfte mit neuen Schulungsangeboten, um die besonderen Gegebenheiten an Bord sowie die Versorgung mit Landstrom abzubilden. Bei der Ausarbeitung werden auch Erkenntnisse aus der Hochvolttechnik im Kfz-Handwerk aufgegriffen und adaptiert. Die angehenden Fachkräfte erlernen dadurch sowohl die theoretischen Grundlagen als auch die praktischen Fertigkeiten im Umgang mit Hochvoltsystemen.
Diese Vorbereitungen sind notwendig, damit die Auszubildenden die Schutzmaßnahmen gegen elektrische Schläge, Kurzschlüsse und Störlichtbögen kennen. So wird auch den Anforderungen der gesetzlichen Unfallversicherung sowie den berufsgenossenschaftlichen Vorgaben für das Arbeiten an Hochvoltsystemen entsprochen.
Mehrwert
Das Projekt entwickelt die überbetriebliche Ausbildung im Bootsbauhandwerk qualitativ weiter. Die Ausbildungsinhalte greifen Transformationsprozesse (insbesondere die Elektromobilität) auf und relevante technologische Neuerungen werden in die Ausbildung integriert. Lehrgänge werden inhaltlich modifiziert, neue Lehrgänge entwickelt und moderne Ausstattung eingesetzt. Sowohl Auszubildende als auch ausbildende Kräfte können dadurch neue Kompetenzen in den Bereichen Nachhaltigkeit und Technologie im Bootsbau entwickeln.
Herausforderungen
Die Elektromobilität in der Bootsbranche steht noch am Anfang, sowohl hinsichtlich der E-Antriebe an Bord als auch im Hinblick auf die Landstromversorgung (z. B. mobile Ladesäulen). Die Motorentechnik in der Bootsbranche hängt dabei stark von der Forschung und Entwicklung der Automobilindustrie ab. Der Markt an umwelt- und ressourcenschonenden E- bzw. Hybrid-Antriebssystemen nimmt zwar zu, befindet sich aber noch in der Entwicklung. Technische Herausforderungen stellen dabei u. a. Themen wie die Langlebigkeit der Systeme, das Gewicht, Überhitzungsschutz, Wasserdichtigkeit usw. dar.