DaVinci
Digital ausbilden – virtuell, individuell, clever und innovativ
Die Digitalisierung beeinflusst zahlreiche Arbeitsabläufe im Handwerk. Die Maler- und Lackierer-Innung Mittleres Ruhrgebiet reagiert mit dem Projekt „DaVinci“ darauf: Digitale und KI-gestützte Anwendungen sollen in die überbetriebliche Ausbildung integriert werden, um zukünftige Fachkräfte gut auf die komplexer werdenden Anforderungen vorzubereiten.
Ausgangslage
Das Maler- und Lackiererhandwerk wird stark beeinflusst von Digitalisierungsprozessen. Arbeitsaufgaben wie die Auftragsplanung, Farbgestaltung oder Materialbeschaffung erfolgen immer häufiger mit Hilfe von digitalen Anwendungen. Zudem lässt sich feststellen, dass die Aufträge im Malergewerk komplexer werden: Zum einen steigt die Vielfalt an Techniken und Materialien, zum anderen haben die Kundinnen und Kunden zunehmend heterogene Gestaltungswünsche. Angehende Fachkräfte benötigen daher ein erweitertes technisches Wissen und Können. Nicht zuletzt eröffnen auf künstlicher Intelligenz (KI) basierte Anwendungen neue Möglichkeiten der kreativen Gestaltung und Prozessoptimierung.
Die überbetriebliche Ausbildung (ÜBA) im Maler- und Lackiererhandwerk muss darauf reagieren. Auszubildende benötigen die Kompetenz, die (neuen) digitalen Werkzeuge sowie KI-gestützten Tools effizient in ihrer Arbeit einzusetzen und so den zukünftigen Anforderungen in ihrem Berufsfeld zu begegnen. Im Projekt „DaVinci“ werden daher digitale und KI-gestützte Tools in die ÜBA integriert und neue methodische und didaktische Ansätze erprobt.
Ziele
Das Projekt „DaVinci“ verfolgt das Ziel, die überbetriebliche Ausbildung der Maler- und Lackierer/-innen zukunftsorientiert zu gestalten und die digitale Transformation in diesem Gewerk mit einem entsprechenden Lernkonzept zu flankieren. Dazu werden u. a. digitale Technologien und Arbeitsgeräte sowie moderne Lernmethoden nachhaltig in die ÜBA implementiert und die Ausbilder/-innen vorab im Umgang mit diesen geschult. Zudem sollen auf künstlicher Intelligenz (KI) basierende Anwendungen in der ÜBA zum Einsatz kommen. Damit soll einerseits das Lernen individueller gestaltet werden können, andererseits sollen Auszubildende so frühzeitig mit KI-Tools in Kontakt kommen und lernen, sie gewinnbringend in ihrem Betrieb einzusetzen.
Projektschritte und -umsetzung
Für eine zeitgemäße ÜBA im Maler- und Lackiererhandwerk wird das Projektteam…
- … ein praxisnahes und kompetenzorientiertes Lernkonzept umsetzen, das die traditionellen handwerklichen Fertigkeiten mit digitalen Methoden (u. a. Blended Learning, digitale Lernplattformen) verknüpft.
- … digitale Werkzeuge – u. a. einen Digitaldrucker zur individuellen Gestaltung von Wandbelägen – in die ÜBA implementieren.
- … KI-Anwendungen einsetzen, um das Lernen individueller zu gestalten. Die Auszubildenden sollen z. B. auf ihr Leistungsniveau angepasste Schulungsinhalte erhalten.
- … die Auszubildenden mit branchenspezifischen KI-Tools vertraut machen, damit sie lernen, diese zum Vorteil ihres Ausbildungsbetriebs einzusetzen. Die KI-Tools unterstützen sie z. B. darin, Ressourcen wie Material und Zeit effizienter zu nutzen oder zeitgemäße Designs zu erschaffen.
- … das Ausbildungspersonal schulen, damit es sicher mit den (neuen) digitalen Werkzeugen und den KI-Anwendungen umgehen kann.
- … Schulungsprogramme für aktuelle und potentielle Ausbildungsbetriebe entwickeln, um sie auf den Einsatz von KI-Technologien vorzubereiten und sicherzustellen, dass sie diese gewinnbringend nutzen können (während der Ausbildung und darüber hinaus).
- … eine sozialpädagogische Fachkraft in die ÜBA einbinden, die den Auszubildenden hilft, Kompetenzen wie Selbstorganisation zu stärken, und die sich für inklusives Lernen einsetzt.
- … die Schulungsräume zu einer modernen Entwicklungs- und Lernlounge umgestalten.
- … die entwickelten digitalen Methoden und Lehrkonzepte dauerhaft in der ÜBA verankern und an Bildungseinrichtungen und Betriebe weitergeben.
Innovation
Das Projekt entwickelt eine KI-gestützte Lernplattform, um das Lernen zu personalisieren und die Auszubildenden individuell zu fördern. Die digitale Lernplattform umfasst u. a. interaktive Lernmodule und einen Chatbot. Lernen die Auszubildenden auf der Plattform, erkennt die KI (z. B. ihren Fortschritt und stellt daran angepasste personalisierte Schulungsinhalte oder Hilfestellungen bereit. So soll vermieden werden, dass die Auszubildenen sich unter- oder überfordert fühlen. Zudem wählt die KI die praktischen Übungen so aus, dass die Auszubildenden einen direkten Bezug zu den (theoretischen) Lerninhalten herstellen können, die sie aktuell vermittelt bekommen. Des Weiteren sollen die Auszubildenen Zugang zu sogenannten KI-Generative Design-Tools erhalten, die es ihnen erlauben, innovative Gestaltungsmöglichkeiten zu erkunden und ihre kreativen Fähigkeiten weiterzuentwickeln.
Mehrwert
Das Projekt hat das Potential die Qualität der ÜBA im Maler- und Lackiererhandwerk zu steigern und die Auszubildenden optimal auf die Anforderungen einer zunehmend technologiebasierten Branche vorzubereiten. Durch die Integration von KI-Anwendungen in die ÜBA können sich Auszubildende frühzeitig mit dem praktischen Einsatz von KI vertraut machen und entsprechende Kompetenzen entwickeln. Sie lernen außerdem adäquat auf branchenspezifische Entwicklungen und technologische Fortschritte zu reagieren. Das erhöht auch ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Denn die Betriebe können durch den zielgerichteten Einsatz von KI-Anwendungen Vorteile verschaffen (z. B. größerer kreativer Gestaltungsspielraum, Verbesserung der Ergebnisse), wenn sie entsprechend versierte Fachkräfte haben.
Herausforderungen
Viele Auszubildende haben bislang wenig Erfahrung mit computergestützten Lernmethoden. Die Entwicklung einer entsprechenden „digitalen“ Selbstorganisation ist daher für den Lernerfolg von hoher Bedeutung. Auszubildende müssen motiviert sein, digital zu lernen und ihr Lernen stärker selbst zu managen. Damit dies gelingt, vermittelt die sozialpädagogische Fachkraft in Workshops und Einzelgesprächen Strategien zur digitalen Selbstorganisation, z. B. Techniken zum Zeitmanagement, zur selbstständigen Recherche und zur Nutzung digitaler Werkzeuge für die berufliche Weiterbildung.