LernKOST
Entwicklung einer Lernkultur für die Orthopädieschuhtechnik
„LernKOST“ ist ein Verbundprojekt von drei ÜBS der Orthopädieschuhtechnik mit der TH OWL. Ziel des Projektes: Mit neuen didaktischen Konzepten eine Lernkultur in der Orthopädieschuhtechnik festigen, welche die beiden Ausbildungsorte Betrieb und ÜBS stärker verknüpft.
Ausgangslage
Die überbetriebliche Ausbildung (ÜBA) in der Orthopädieschuhtechnik – eines der fünf Gesundheitshandwerke in Deutschland – verändert sich zunehmend. Die Digitalisierung modifiziert und beeinflusst bereits viele Prozesse und auch selbstgesteuerte Lernprozesse werden immer wichtiger. Die bisherigen didaktischen Konzepte bilden diese Veränderungen noch nicht ab. Zudem werden die ÜBA-Teilnehmenden immer heterogener in Bezug auf ihre Herkunft, ihr Alter und ihre Vorbildung, sodass verschiedene Anforderungen an das Lernen gestellt werden. Die ÜBA steht vor der Herausforderung, innovative Lehr-/Lernarrangements zu gestalten, um diesen Veränderungen zu begegnen.
Hier setzt das Projekt „LernKOST“ an, indem es eine Lernkultur für die Orthopädieschuhtechnik (OST) erarbeitet und festigt, welche die beiden Ausbildungsorte Betrieb und ÜBS stärker verknüpft. Dabei soll eine Gemeinschaft entstehen, in der Wissen und Erfahrungen geteilt werden können. Für das Vorhaben hat sich ein Verbund aus drei überbetrieblichen Berufsbildungsstätten (ÜBS) der Orthopädieschuhtechnik (Bundesfachschule für Orthopädie-Schuhtechnik (Konsortialführung), Förderverein der Meisterschule Siebenlehn für Orthopädie-Schuhtechnik, Fachverband Orthopädie Südwest) mit der technischen Hochschule Ostwestfalen-Lippe (TH OWL) gebildet.
Ziele
Das Projekt „LernKOST“ verfolgt das Ziel, eine moderne Lernkultur zu erarbeiten und zu festigen. Die Auszubildenden sollen mit Hilfe der neuen Lernkonzepte schneller Defizite erkennen können und mit den notwendigen Grundkenntnissen und Lernmaterialien in den Betrieben besser auf die ÜBA vorbereitet werden. Im Anschluss an die ÜBA sollen die Auszubildenden das Gelernte in den Betrieben vertiefen können. Bereiche der Lernkultur: Die Motivation zum eigenständigen Lernen, der Umgang mit Fehlern, Feedback und Reflexion als wichtiger Bestandteil des Lernens. Ebenso wichtig wird das Lernen in Gemeinschaft sowie die Förderung von Flexibilität und Eigenverantwortung erachtet.
Das Projekt setzt vor allem auf innovative Lehr-/Lernarrangements, die individuelles, selbständiges, mobiles und kollaboratives Lernen fördern. Ein Fokus liegt auf dem Konzept des Blended Learning – hierzu kommt ein Lernmanagementsystem zum Einsatz. Die Auszubildenden sollen auf einer Plattform adaptiv nach ihren individuellen Bedürfnissen sowie kollaborativ in der Gemeinschaft lernen können. Gamification-Elemente sollen zudem die Freude am Lernen stärker anregen. Hier wird vor allem geprüft, inwieweit eine Unterstützung durch Künstliche Intelligenz (KI) und die Nutzung von mobilen Endgeräten helfen kann, auf die Bedürfnisse der einzelnen Lernenden einzugehen
Projektschritte und -umsetzung
„LernKOST“ möchte die ÜBA mithilfe moderner Methoden und Konzepte weiterentwickeln und das Lernen in ÜBS und im Betrieb neu definieren.
Dazu wird das Projektteam unter anderem…
- … eine Strukturanalyse durchführen, um Gemeinsamkeiten, Bedürfnisse und Unterschiede innerhalb der Orthopädieschuhtechnik-Branche zu analysieren und die Qualifizierungsbedarfe der Auszubildenden in der ÜBA zu ermitteln. Dazu werden gezielte Befragungen und Interviews (mit Betriebsinhaberinnen und -inhabern, Ausbildenden (betrieblich und überbetrieblich), Auszubildenden und Berufsschulpersonal) durchgeführt.
- … eine Lernkultur entwickeln, die eine gemeinsame Basis für alle Beteiligten schafft.
- … mithilfe der Methode des „Design Thinking“ ein modernes didaktisches Konzept erarbeiten, das aktuelle pädagogische Ansätze mit innovativen Technologien kombiniert und die eingesetzten (Lern-)Methoden auf die Bedürfnisse der Auszubildenden anpasst.
- … basierend auf dem didaktischen Konzept ein Methoden-Portfolio erarbeiten, das die Vermittlung von Inhalten unterstützt. Hierbei sollen auch Lernmanagementsysteme (LMS) zum Einsatz kommen.
- … untersuchen, inwiefern der Einsatz von KI dazu beitragen kann, Lernprozesse zu individualisieren.
- … ein Train-the-Trainer-Kurs entwickeln, um die Ausbildenden in der ÜBA durch gezielte Fortbildungen zu stärken, damit diese in der Wissensvermittlung individuell und gezielt auf die Bedürfnisse der Lernenden eingehen können.
- … zusätzlich ein Train-the-Trainer-Kurs für betriebliche Ausbildende entwickeln, um so auch die Implementierung der Lernkultur in die Betriebe sicherzustellen.
Innovation
Das Innovative am Projekt ist die Entwicklung und Verstetigung einer neuen Lernkultur in der Orthopädieschuhtechnik. Durch die frühzeitige Einbindung aller beteiligten Akteurinnen und Akteure soll ein gemeinsames Verständnis von Lehr-, Lern- und Kooperations- sowie Kommunikationsprozessen ermöglicht werden. Betriebe, Berufsschulen und Innungen sollen frühzeitig eingebunden werden, damit die Lernkultur von allen gelebt und somit eine gemeinsame Wissensbasis geschaffen wird, damit das individuelle, lebenslange Lernen langfristig verankert wird.
Die Prinzipien dieser Lernkultur können auch für andere Branchen relevant sein. Mit dem Projekt sollen zudem Erkenntnisse gewonnen werden, die sich für den Transfer in weitere ÜBS (unabhängig vom Gewerk) eignen. Die strukturierten Ansätze zum differenzierten Lernen, die gezielte Nutzung digitaler Werkzeuge und die individuelle Förderung der Auszubildenden sind übertragbar und bieten eine Blaupause für andere Handwerksbereiche.
Mehrwert
Die aktive Umsetzung einer veränderten Lernkultur soll neue Lehr- und Lernstandards in den beteiligten ÜBS schaffen. Hiervon sollen auch die ausbildenden Betriebe profitieren. Die neue didaktische Konzeption soll vor allem auf die Vielfalt und Individualität der Auszubildenden eingehen, damit in der ÜBA unterschiedliche Lernbedürfnisse berücksichtigt werden können.
Herausforderungen
Das Projekt berücksichtigt in seiner Konzeption viele unterschiedliche Akteurinnen und Akteure aus den ÜBS, den Betrieben und aus dem Berufsschulkontext. Diesbezüglich gilt es diverse Interessen zu vereinen und zu einem stimmigen Gesamtziel im Sinne einer gemeinsamen Lernkultur zusammenzuführen. Dafür ist die Offenheit für Neues bei allen Beteiligten maßgeblich. Eine gemeinsame Lernkultur kann nur dann erfolgreich sein, wenn sie kollaborativ gelebt und weiterentwickelt wird.