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QualLe Handwerk

Qualifizierte Lernbegleitung für die überbetriebliche Ausbildung im Handwerk

Für eine nachhaltige Steigerung der Ausbildungsqualität im Handwerk setzt Handwerk Bremen mit dem Projekt „QualLe Handwerk“ auf die Qualifizierung des Ausbildungspersonals: Ausbildende sollen innovative Lernformate mit digitalen Technologien umsetzen und sich zu Lernprozessbegleiter/-innen weiterentwickeln.

Grafische Darstellung der Ziele, Innovationen und Transferaktivitäten des INex-ÜBA-Projekts QualLe Handwerk.

Ausgangslage

Die (überbetriebliche) Ausbildung im Handwerk steht vor großen Herausforderungen. Grund dafür sind verschiedene Entwicklungen, u. a. die zunehmend heterogenen Leistungsniveaus der Auszubildenden, stärker verdichtete Ausbildungsinhalte und die Digitalisierung von Arbeitsabläufen. Um diesen Herausforderungen und den damit einhergehenden Veränderungen begegnen zu können, müssen innovative und praxisnahe Lehr- und Lernformate entwickelt werden. Unter den Ausbildenden überwiegt jedoch bislang die traditionelle Sicht auf handwerkliche Arbeitsweisen. Zudem gibt es kaum passende Weiterbildungsangebote für Ausbildende.

Das Projekt „QualLe Handwerk“ setzt hier an: Es möchte ein Qualifizierungskonzept für Ausbildende für die drei Pilotgewerke Kfz-Mechatronik, Elektronik und Sanitär-, Heiz- und Klimatechnik (SHK) entwickeln und erproben.

Ziele

„QualLe Handwerk“ zielt darauf ab, die Qualität der ÜBA im Handwerk zu erhöhen und so die Lernerfolge der Auszubildenden zu steigern. Im Fokus steht dabei das Ausbildungspersonal als zentrales Element der (überbetrieblichen) Ausbildung: Ausbilderinnen und Ausbilder sollen persönlich, pädagogisch und fachlich weiterqualifiziert und dabei unterstützt werden, die Rolle der Lernprozessbegleiterin bzw. des Lernprozessbegleiters zu übernehmen.

Als zweites Qualitätselement der Ausbildung werden die Rahmenbedingungen für eine moderne Lernumgebung in der Bildungsstätte in den Blick genommen: Neben der Einbindung von digitalen Technologien in die ÜBA ist hierbei geplant, die Zusammenarbeit der drei Lernorte (überbetriebliche Berufsbildungsstätte, Betrieb und Berufsschule) zu intensivieren – unter anderem durch den Einsatz einer einheitlichen digitalen Lernplattform.

Projektschritte und -umsetzung

Mit „QualLe Handwerk“ soll die Ausbildungsqualität im Handwerk erhöht werden. Dazu wird das Projektteam…

  • … ein Qualifizierungskonzept für Ausbilderinnen und Ausbilder für drei Pilotgewerke (Kfz, Elektro, SHK) entwickeln und erproben. Ziel ist, die digitalen Kompetenzen und „Future Skills“ (z. B. kollaboratives Arbeiten, kritisches Denken, Resilienz) der Auszubildenden zu erweitern. Dafür wird das Qualifizierungskonzept u. a. kollaborativ (standort- und gewerkeübergreifend) und unter Einbeziehung digitaler Medien gestaltet.
  • … die Lernangebote für die Auszubildenden durch verschiedene Zugänge individueller gestalten (z. B. durch den Einsatz verschiedener Medien wie Videos oder Lernformate wie Blended-Learning)
  • … digitale Technologien erproben und in die ÜBA einbinden (z. B. virtuelle Lernumgebungen, digitale Zwillinge von realen Objekten, digitale Prüfungsformate).
  • … die Ausbildenden entlasten, indem die Vor- und Nachbereitung der ÜBA-Kurse mit Hilfe digitaler Tools (z. B. Erklärvideos) räumlich und zeitlich von der eigentlichen Kursdurchführung entkoppelt wird
  • … die Kooperation zwischen den drei Lernorten ÜBS, Betrieb und Berufsschule ausbauen, damit die theoretische und praktische Wissensvermittlung inhaltlich stärker aufeinander aufbauen und die Bedarfe der Auszubildenden besser adressiert werden können. Dazu soll vorrangig eine einheitliche digitale Lernplattform eingerichtet werden, auf der u. a. alle digitalen Lerninhalte bereitstehen, die Lernstände der Auszubildenden einsehbar sind und über die die drei Lernorte miteinander kommunizieren können.

Innovation

Im Fokus des Projekts steht das Ausbildungspersonal als zentrales Element der (überbetrieblichen) Ausbildung. Ausbilderinnen und Ausbilder sollen befähigt werden, Kurse inhaltlich und methodisch exzellent durchzuführen. Dazu wird ein umfassendes Qualifizierungskonzept entwickelt, das persönliche (z. B. Resilienz, kritisches Denken), pädagogische (z. B. Einsatz neuer Medien wie Virtual Reality) und fachliche (z. B. neue berufsspezifische Technologien) Kompetenzen adressiert. Die Ausbildenden lernen außerdem mit digitalen Technologien wie Lernplattformen, Virtual Reality und digitalen Zwillingen umzugehen und diese effizient in der ÜBA einzusetzen. Durch die Qualifizierungen sollen sich die Ausbilderinnen und Ausbilder schließlich zu modernen Lernprozessbegleiter/-innen weiterentwickeln.

Mehrwert

Im Verlauf des Projekts entsteht ein Werkzeugkasten zur Qualifizierung der Ausbilderinnen und Ausbilder, der durch andere ÜBS zur Qualifizierung des eigenen Ausbildungspersonals genutzt werden kann. So können die Projektergebnisse gut auf andere Bildungsstätten und Gewerke übertragen und eine breite Anwendung und nachhaltige Verbesserung der überbetrieblichen Ausbildung im Handwerk erreicht werden. Auch die intensive Zusammenarbeit der Lernorte (überbetriebliche Berufsbildungsstätte, Betrieb und Berufsschule) fördert Synergien, die zu einer nachhaltigen Verbesserung der Ausbildungsstrukturen und -inhalte in der handwerklichen ÜBA beitragen.

Die Qualität des Vorhabens wird zudem durch die Installation eines Projektbeirats gesichert. Dieser soll einen ganzheitlichen Blick auf die Projektergebnisse gewährleisten und kontinuierlich Feedback zu den einzelnen Entwicklungsschritten geben. Der Beirat setzt sich zusammen aus Vertreter/-innen der im Projekt betrachteten Berufe und Innungen, Vertreter/-innen der Berufsschulen und Auszubildenden. Er stellt somit sicher, dass alle relevanten Perspektiven berücksichtigt werden.

Herausforderungen

Aufgrund der vorherrschenden traditionellen Sicht auf handwerkliche Arbeitsweisen und aufgrund des Mangels an Weiterbildungsangeboten für Ausbildende werden die vorhandenen Potentiale des ausbildenden Personals in der ÜBA bislang nicht vollumfänglich ausgeschöpft. Diese traditionellen Sichtweisen gilt es im Projekt zu durchbrechen und das Rollenverständnis der Ausbildenden zu verändern. Ausbilderinnen und Ausbilder sollen nicht mehr „nur“ Wissen vermitteln, sondern die Auszubildenden in ihrem Lernprozess begleiten. Das ausbildende Personal wird dabei eng durch das Projektteam begleitet.