Modellversuche Berufsbildung für nachhaltige Entwicklung 2015-2019
Im Rahmen des Weltaktionsprogramms „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ haben BIBB-Modellversuche in drei Förderlinien die strukturelle Verankerung von nachhaltiger Entwicklung in der Berufsbildung vorangetrieben.

Modellversuche zur „Berufsbildung für nachhaltige Entwicklung (BBNE) 2015-2019“
Von 2015 bis 2021 hat das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) Verbundprojekte im Modellversuchsförderschwerpunkt „Berufsbildung für nachhaltige Entwicklung (BBNE)“ gefördert. Die Projektförderung mit schwerpunktübergreifender wissenschaftlicher Begleitung wurde im Rahmen des Weltaktionsprogramms „Bildung für nachhaltige Entwicklung 2015–2019“ durchgeführt.
Nachhaltige Entwicklung erfordert einen Paradigmenwechsel in Wirtschaft und Arbeitswelt. Sie benötigt einen Bewusstseinswandel und eine nachhaltigkeitsorientierte Gestaltungs- und berufliche Handlungskompetenz. Hierzu sollen die Modellversuche Lösungskonzepte entwickeln. Bewusstsein und Verantwortung für nachhaltige Entwicklung in der Arbeitswelt soll damit in das berufliche Handeln und in die berufliche Identität einfließen und zur Modernisierung und Attraktivität der Berufsbildung sowie zur Fachkräftesicherung beitragen.
Der Modellversuchsförderschwerpunkt misst der strukturellen Verankerung der zu entwickelnden Konzepte im Berufsbildungssystem besondere Bedeutung bei. Die Modellversuche haben daher zum Leitgedanken des Weltaktionsprogramms „Vom Projekt zur Struktur“ beitragen. Es wurde besonderer Wert darauf gelegt, dass Transferakteure, Prozess- und Machtpromotoren die Verstetigung der nachhaltigen Entwicklung in der Berufsbildung unterstützen.
An den 18 Verbundprojekten waren 45 Verbundpartner beteiligt. Die Interdisziplinarität der Akteure sowie die enge Kooperation mit Betrieben, Ausbildungseinrichtungen und Promotoren zur Sicherung des Transfers waren wichtige Kriterien bei der Auswahl der Projekte. Somit konnten über 200 Praxispartner (Betriebe, Unternehmen, Bildungsträger, Ausbildungsverbünde, ÜBS, u.a.) und ca. 70 strategische Partner (Kammern, Fachverbände, Gewerkschaften, Landesinstitute, u.a.) von den Projekten für eine Zusammenarbeit gewonnen werden.
Die Modellversuche wurden in drei Förderlinien gefördert, die sich auf Handlungsfelder im Weltaktionsprogramm beziehen.
I Entwicklung von domänenspezifischen Nachhaltigkeitskompetenzen in kaufmännischen Berufen
Gefördert wurden auf Auszubildende sowie das Berufsbildungspersonal ausgerichtete (Fach-)didaktische Konzepte für zum Beispiel Curricula, Lehr-/Lernmodule und prüfungsrelevante Lehr-/Lernarrangements. Ziel ist die berufsfeldspezifische Konkretisierung des nachhaltigkeitsorientierten beruflichen Handelns. Dabei wurden Konzepte für kaufmännische Berufe in verschiedenen Bereichen (Groß-/Außen-/Einzelhandel; Logistik/Verkehr; Pflege/Gesundheit/Soziales) entwickelt.
II Gestaltung nachhaltiger Lernorte
Gefördert wurden institutionelle Umsetzungskonzepte zur Konkretisierung eines nachhaltigen Lernortes in der dualen Berufsausbildung bei Ausbildungsbetrieben, überbetrieblichen Berufsbildungsstätten, beruflichen Schulen, Berufsbildungswerken und anderen Bildungseinrichtungen der dualen Ausbildung. Dabei sind unter anderem Indikatoren eines nachhaltigen Lernortes entwickelt worden. Die Förderlinie hat insbesondere kleine und mittlere Unternehmen als betriebliche Lernorte im dualen System fokussiert.
III Entwicklung von domänenspezifischen Nachhaltigkeitskompetenzen in Lebensmittelhandwerk und -industrie
Als Erweiterung des Förderschwerpunkts „BBNE 2015-2019“ hat das BIBB seit 2018 weitere sechs Modellversuche mit BMBF-Mitteln gefördert. In diesen wurden, aufbauend auf den Erkenntnissen der Förderlinie I, domänenspezifische nachhaltigkeitsorientierte Konzepte zur Kompetenzentwicklung in Berufen des Lebensmittelhandwerks und der Lebensmittelindustrie entwickelt und erprobt. Einbezogen wurden u. a. die Ausbildungsberufe Bäcker/-in, Konditor/-in, Fleischer/-in, Fachkräfte für Lebensmitteltechnik, Brauer/-innen, Mälzer/-innen oder Milchtechnologinnen und -technologen.
Wissenschaftliche Begleitung
Der Modellversuchsförderschwerpunkt wurde auf Programmebene wissenschaftlich begleitet. Dies beinhaltete die Bündelung übergreifender Modelle und Konzepte aus den Modellversuchen, die geeignet sind, die strukturelle Verankerung von nachhaltiger Entwicklung im Berufsbildungssystem umzusetzen.
Die Förderlinie I wurde von der Universität Hamburg - Institut für Berufs- und Wirtschaftspädagogik unterstützt. Prof. Dr. Werner Kuhlmeier, Prof. Dr. Thomas Vollmer, Sören Schütt-Sayed und Marc Casper haben die Modellversuche wissenschaftlich begleitet.
Das Forschungsinstitut Betriebliche Bildung (f-bb) war mit der Forschungs- und Entwicklungsarbeit in der Förderlinie II betraut. Die wissenschaftliche Begleitung der Modellversuche erfolgte durch Susanne Kretschmer, Rolf Feichtenbeiner, Robert Hantsch und Heiko Weber.
Die Wissenschaftliche Begleitung der Förderlinie III wurde in Kooperation durch die Fachhochschule Münster unter Projektleitung von Prof. Dr. Julia Kastrup und Team sowie der Universität Hamburg unter Teamleitung von Prof. Dr. Werner Kuhlmeier durchgeführt.