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Vernetzungsveranstaltung: „Wissen verbindet: Die INex-ÜBA-Projekte im Dialog“

18.12.2025 | Virginia Gerard

Vom 04. bis 05. Dezember 2025 organisierte das BIBB eine Vernetzungsveranstaltung für die Projekte der „Initiative für eine exzellente überbetriebliche Ausbildung“ (INex-ÜBA). Rund 120 Teilnehmende tauschten sich über ihre Projektideen aus und formulierten Wünsche wie auch Herausforderungen der Projektarbeit.

120 Teilnehme sitzen in einem Plenarsaal.
Gut besucht: Rund 120 Mitarbeitende der 28 INex-ÜBA-Projekte nahmen im Bundesinstut für Berufsbildung an der Vernetzungsveranstaltung teil.

Mit der Initiative für eine exzellente überbetriebliche Ausbildung, kurz INex-ÜBA, möchte das BIBB – gefördert aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung, Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMBFSFJ) – die Qualität der überbetrieblichen Ausbildung (ÜBA) anheben und weiterentwickeln. Dazu wurden insgesamt 28 Projektideen zur Umsetzung ausgewählt. Sie gehen neue Wege in der ÜBA, indem sie zum Beispiel innovative Lehr-/Lernmethoden entwickeln, moderne Technologien einsetzen und Ausbildende weiterbilden. Von Chatbots, über Simulationen bis hin zu KI-gestützten Lernplattformen sind die Ideen vielfältig. Doch alle haben das Ziel, die Qualität der ÜBA zu steigern und überbetriebliche Berufsbildungsstätten (ÜBS) zu exzellenten Lernorten weiterzuentwickeln.

Dabei sind die Rahmenbedingungen der ÜBA und die Herausforderungen, denen die ÜBS gegenüberstehen, oft ähnlich. Um Synergien zu nutzen und die Netzwerkbildung zu fördern, lud das BIBB die Projekte zur zweitägigen Vernetzungsveranstaltung „Wissen verbindet: Die INex-ÜBA-Projekte im Dialog“ nach Bonn ein. Diverse Formate gaben vor allem am ersten Tag spielerisch Raum, sich kennenzulernen und miteinander ins Gespräch zu kommen.

Am zweiten Tag stand der inhaltliche Austausch im Fokus. Neben einer Keynote von Prof. Dr. Henning Klaffke diskutierten die rund 120 Teilnehmenden aus verschiedenen Branchen (Handwerk, Bauwirtschaft, Industrie, Landwirtschaft) in Workshops zu den Themen Einsatzmöglichkeiten von KI in der ÜBA, handlungsorientiertes Lernen und individualisiertes Lernen. Zudem gab eine Inforunde Einblicke in die Begleitforschung zu INex-ÜBA.

Ulrick Schuck steht auf der Bühne und hält eine Rede.
Ulrich Schuck, Leiter des BMBFSFJ-Referats "Innovationen in der beruflichen Bildung", begrüßte alle Anwesenden zum Auftakt der Veranstaltung.

Qualität entwickeln – Keynote von Prof. Dr. Henning Klaffke

Als Keynotespeaker eröffnete Prof. Dr. Henning Klaffke, Professor für angewandte Information an der Beruflichen Hochschule Hamburg, den zweiten Tag der Vernetzungsveranstaltung. Er umriss zunächst den Qualitätsbegriff und zeigte auf, was Qualität ausmacht: Etwas sei von guter Qualität, wenn es eine gewisse Anforderung erfülle, so der Professor. Auf die Projektförderung gemünzt bedeute das: Die ÜBA ist qualitativ hochwertig, wenn sie die spezifischen Anforderungen der jeweiligen ÜBS und des jeweiligen Ausbildungsberufs optimal abdeckt. „Das können wir aber nicht von außen bestimmen, auch nicht von der Wissenschaft her, sondern das muss aus oder von Ihnen kommen,“ appellierte Klaffke ans Publikum.

Danach richtete der den Blick auf die Qualitätsentwicklung in Lernortkooperationen und stellte verschiedene Qualitätsfelder vor, die Qualität bedingen. Erstes Qualitätsfeld und wichtige Grundlage für eine gute Lernortkooperation sei Kommunikation, betonte er. Über Kommunikation könne Vertrauen entstehen: „Das Wesentliche, um Kollaboration zu entwickeln, ist Vertrauen ineinander.“

„Die ÜBS sind ein ‚richtiger‘ dritter Lernort geworden. Sie kompensieren nicht nur betriebliche Defizite, sondern setzen mit der überbetrieblichen Ausbildung qualitative Standards.“

Prof. Dr. Henning Klaffke

Neben der Qualitätsentwicklung widmete sich Prof. Dr. Henning Klaffke in seiner Keynote noch dem Thema Transformation, insbesondere den technologischen Veränderungen. Dabei betonte er, dass dieses Thema die Wirtschaft und damit auch die Ausbildung mindestens seit der Informatisierung in den sechziger Jahren begleite. Wichtig sei, wie wir auf Transformationen reagieren. Klaffke empfiehlt: „Wir müssen nicht technik-deterministisch gucken: Was macht die Technik mit unserem Beruf? Wir sollten vielmehr schauen: Wie gestalten wir diese Technik und was machen wir damit?“ Die Projekte aus der INex-ÜBA-Förderung seien dafür „wunderbare Beispiele“, da sie Technologien gesellschaftlich, ökonomisch und ökologisch nachhaltig gestalten.

Eine der zentralen Technologien dabei ist künstliche Intelligenz (KI). Aus diesem Grund warf der Professor auch darauf einen kurzen Blick. Er betonte, dass die Modelle statistisch arbeiten und auf randomisierten Algorithmen beruhen: „KI versteht nicht, sie berechnet Wahrscheinlichkeiten. Es ist keine Intelligenz dahinter, es ist eine reine Statistik, die dann gut trainiert wird.“ Als neues Werkzeug könnte sie in der ÜBA jedoch gewinnbringend eingesetzt werden. Dabei sollte jedoch immer die DSGVO beachtet und die Validität der Ergebnisse überprüft werden.

Abschließend kam Prof. Dr. Henning Klaffke auf die wissenschaftliche Begleitung der Projekte durch das BIBB und deren Bedeutung für die Qualitätsentwicklung zurück. Die wissenschaftliche Begleitung habe zum Ziel, die Qualität in der ÜBA zu sichten und zur Weiterentwicklung des Lernorts ÜBS Kriterien für Qualität zu identifizieren. Anschließend sollen diese Ergebnisse in die Breite getragen und ein Qualitätsmodell für ÜBA entwickelt werden.

Prof. Dr. Henning Klaffke zeigt bei einem Vortrag auf eine Power-Point-Folie.
Keynotespeaker Prof. Dr. Henning Klaffke erklärte in seinem Vortrag, was Qualität ausmacht.

Die Workshops: Ergebnisse, Ideen und Fragen

Wie genau dieses Qualitätsmodell entwickelt werden soll, war auch Thema im anschließenden Infoformat zur Begleitforschung in INex-ÜBA. Zusätzlich zum Infoformat wurden Workshops zu den Themen „Einsatzmöglichkeiten von KI in der ÜBA“, „handlungsorientiertes Lernen“ und „individualisiertes Lernen“ angeboten.

Die Formate fanden in zwei Runden statt, sodass die Teilnehmenden die Möglichkeit hatten, zwei der vier oben genannten Themen zu bearbeiten. In den drei Workshops diskutierten die Teilnehmenden in Kleingruppen zu verschiedenen Fragestellungen, nahmen unterschiedliche Perspektiven ein und konnten sich zu Herausforderungen und Lösungsstrategien austauschen. In allen Workshops gab es Suche-Biete-Tafeln, an denen die Teilnehmenden untereinander z. B. Fachexpertise offerieren oder suchen konnten. Das Ziel der Workshops, sich thematisch auszutauschen, ging auf: Es wurden Verabredungen getroffen, thematische Netzwerke aufzubauen, in denen sich die INex-ÜBA-Projekte untereinander austauschen, sich gegenseitig beraten und Feedback geben können (z. B. in Form von Good Practices).

Signale in die ÜBS-Landschaft senden

Die INex-ÜBA-Projekte sind im Lauf des Jahres 2025 gestartet und befinden sich teilweise noch in der Konzeptions- und Analysephase. 2026 werden sie nach und nach in die Umsetzung gehen. Nach drei Jahren sollen dann innovative Ansätze für die ÜBA bereitstehen, die sich multiplizieren und transferieren lassen. „Wir erhoffen uns, dass Sie Ihre Ideen erfolgreich umsetzen können. Das wollen wir dann in die Breite der ÜBS-Landschaft tragen und so eine Signalwirkung und einen breiten Effekt erzeugen,“ formulierte Ulrich Schuck, Referatsleiter im fördermittelgebenden BMBFSFJ, die Erwartungen des Ministeriums.

Die Projekte haben bereits mit der Skizzeneinreichung ihre Transferstrategien umrissen. Beim Transfer der Ideen und Lösungsansätze in die Breite werden die neuen Netzwerke eine wichtige Rolle spielen. Das INex-ÜBA-Team wird diese Netzwerke und den Transfer mit Formaten und Impulsen unterstützend begleiten – für eine hohe Signalwirkung in die ÜBS-Landschaft.