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Should I stay or should I go?

Prävalenz und Prädiktoren räumlicher Mobilität beim Übergang Jugendlicher in die Berufsausbildung

Neue Studie zeigt: fast 40% der Ausbildungsanfänger*innen werden für die Ausbildung mobil. Während soziale Faktoren Jugendliche an ihre Heimat binden, begünstigen hohe individuelle berufliche Aspirationen und ungünstige räumliche Gelegenheitsstrukturen einen Ausbildungsstart in einer anderen Region.

Die aktuelle Lage auf dem deutschen Arbeits- und Ausbildungsstellenmarkt ist durch starke regionale Disparitäten geprägt. Die räumliche Mobilität von Jugendlichen beim Start in die Ausbildung ist ein wichtiges Mittel, um regionale Passungsprobleme zu verringern und Jugendlichen einen erfolgreichen Übergang in die Ausbildung zu erleichtern. Es ist daher eine entscheidende Frage, welche Faktoren die räumliche Mobilität von Jugendlichen beim Übergang von der Schule in die Berufsausbildung fördern oder hemmen.

Linda Hoffmann und Alexandra Wicht (BIBB) untersuchen diese Fragestellung in einer aktuellen Studie im Rahmen der Nachwuchsgruppe: 
 

Berufliche Orientierung und ihre Realisierung: Übergänge junger Menschen in die Berufsausbildung im räumlichen Kontext (BOR³)

Es wurden repräsentative Längsschnittdaten des Nationalen Bildungspanels (NEPS) zum Mobilitätsverhalten Jugendlicher beim Übergang von der Schule in die Berufsausbildung verwendet und zwei Arten räumlicher Mobilität betrachtet: Mobilität innerhalb regionaler Arbeitsmärkte, mit tendenziell kürzeren Wegstrecken, und Mobilität zwischen regionalen Arbeitsmärkten, mit tendenziell längeren Wegstrecken. Um die Rolle räumlicher Gelegenheitsstrukturen für Mobilitätsentscheidungen abzubilden, wurden zusätzlich Regionaldaten angespielt.

Die Ergebnisse zeigen eine starke Prävalenz räumlicher Mobilität unter Jugendlichen beim Übergang von der Schule in die Berufsausbildung: 16% sind innerhalb und 22% zwischen regionalen Arbeitsmärkten mobil. Als Erklärungsfaktoren wurden berufliche Orientierungen, regionale Gelegenheitsstrukturen und sozial an den Heimatort bindende Faktoren betrachtet. Insbesondere die individuellen beruflichen Orientierungen der Jugendlichen sowie die räumlichen Gelegenheitsstrukturen in der Heimatregion sind entscheidend für Mobilitätsentscheidungen Jugendlicher. Bezüglich der beruflichen Orientierungen führen hohe Statusaspirationen zu einer höheren Wahrscheinlichkeit für die Aufnahme einer Ausbildung andernorts, aber innerhalb desselben regionalen Arbeitsmarkts, während eine längere Suchdauer die Wahrscheinlichkeit erhöht, sogar zwischen Arbeitsmärkten mobil zu werden. Hinsichtlich regionaler Gelegenheitsstrukturen zeigt sich, dass Jugendliche aus ungünstigeren Regionen für ihre Ausbildung häufiger mobil werden. Sowohl eine geringere Verfügbarkeit des angestrebten Berufsfeldes vor Ort sowie eine geringere allgemeine Attraktivität der Heimatregion erhöhen die Mobilität innerhalb von Arbeitsmarktregionen, letzteres auch zwischen diesen. Bezüglich der sozialen Einbettung hingegen zeigt sich, dass Jugendliche mit einer hohen Zufriedenheit mit Freunden ihre Ausbildung eher in der Heimatregion beginnen und weniger über Arbeitsmarktregionen hinweg mobil werden.

Die Studie gibt Aufschluss über das Ausmaß räumlicher Mobilität beim Übergang in die Berufsausbildung und was sie bedingt. Insbesondere die mobilitätsfördernde Rolle beruflicher Orientierungen zeigt, dass Mobilität einerseits ein Mittel ist, um individuelle Ziele und berufliche Aspirationen zu erreichen. Andererseits machen ungünstige Gelegenheitsstrukturen in der Heimatregion räumliche Mobilität erforderlich, um erfolgreiche Ausbildungsübergänge im Kontext zunehmender Passungsprobleme und regionaler Disparitäten auf dem Ausbildungsmarkt zu meistern. Es lässt sich ableiten, dass die Umsetzung praktischer Maßnahmen zur Förderung räumlicher Mobilität von Ausbildungsanfänger*innen hilfreich sein könnte, um regionale Ungleichheiten auszugleichen und Jugendlichen einen erfolgreichen Start in die Ausbildung zu erleichtern.