Künstliche Intelligenz (KI) in der überbetrieblichen Ausbildung
27.06.2025
Wie kann KI in der überbetrieblichen Ausbildung genutzt werden? Welche Potenziale bietet KI für die ÜBA? Eine Vielzahl der im Rahmen der Förderinitiative „INex-ÜBA“ geförderten Projekte möchte dies herausfinden. Dazu entwickeln und erproben sie KI-gestützte Anwendungen für verschiedene Ausbildungsberufe. Mit KI sollen Auszubildende z. B. individueller und bedarfsgerechter beim Lernen begleitet und das Ausbildungspersonal organisatorisch entlastet werden.
Künstliche Intelligenz (KI) wirkt sich stark auf die Arbeitswelt und voraussichtlich auch auf die Bildungspraxis aus. Daher gehört KI gegenwärtig zu den bestimmenden Themen in Berufsbildung und Berufsbildungsforschung: Als zentraler Faktor der digitalen Transformation und als Motor von Innovationsprozessen kann KI berufliche Kompetenzanforderungen und die Gestaltung von Bildungsprozessen verändern.
Die Initiative für eine exzellente überbetriebliche Ausbildung (INex-ÜBA) zielt darauf ab, die Qualität der überbetrieblichen Ausbildung (ÜBA) zu steigern. Dazu werden u. a. Projekte gefördert, die zukunftsweisende Technologien wie KI in die ÜBA implementieren. Eine Vielzahl der Projekte entwickelt und erprobt innovative Lehr-/Lernkonzepte, die KI-Anwendungen enthalten. Einige der Konzepte werden so entworfen, dass sie übertragbar sind, z. B auf andere Branchen oder in weitere überbetriebliche Berufsbildungsstätten (ÜBS).
Drei verschiedene Bereiche lassen sich für den Einsatz von KI in der ÜBA identifizieren:
KI für die passgenaue Vermittlung und das Lernen von Ausbildungsinhalten
Einige Projekte zielen darauf ab, KI einzusetzen, um praktische Lerninhalte (z. B. durch Simulationen) zu vermitteln. Zudem soll geprüft werden, inwiefern KI sich dazu eignet, Lernstände und -fortschritte der Auszubildenden zu analysieren und individuelle Lernpfade anzubieten. Bei vielen Projekten soll die KI in adaptive Lernmanagementsysteme integriert werden. Dadurch kann analysiert werden, inwiefern sich KI dazu eignet, passgenaue Angebote zu den individuellen Lernständen der Auszubildenden anzubieten.
Im Projekt „NextGenLearn“ soll ein intelligentes System entwickelt werden, das sowohl die Auszubildenden als auch das Ausbildungspersonal im Lern- bzw. Lehrprozess unterstützt. Auszubildende lernen in modernen Lernumgebungen, die mittels digitaler Lernmodule und KI-gestütztem Assistenzsystem praxisorientiert und interaktiv gestaltet werden. Das System soll den Lernfortschritt analysieren (z. B. an digital vernetzten Dreh- und Fräsmaschinen) und darauf basierend bedarfsorientiert die nächsten Lernschritte anbieten. Es soll den Auszubildenden auch zusätzliche Lerninhalte vorschlagen, Fragen beantworten oder Unterstützungsbedarfe frühzeitig erkennen können.
Im Projekt „ISAmare“ werden diverse Lehrgänge der ÜBA mit digitalen Simulationen und KI-gestützten Anwendungen erweitert. Das Projekt zielt darauf, einen qualitativen Fortschritt für die ausgebildeten Berufe (hier gewerblich-technische und kaufmännische Berufe rund um die maritime Wirtschaft) zu erreichen. Auszubildende sollen mit praxisnahen Simulationen und innovativen Lernszenarien einzeln und in der Gruppe gefahrlos lernen können. Oftmals risikoreiche und kostspielige Trial-and-Error-Verfahren, wie etwa bei der Öffnung eines Containers oder dem Festmachen eines Schiffes, sollen in der Simulation problemlos erlernt werden können.
In einigen Projekten werden Chatbots zum Lehren und Lernen genutzt. Im Projekt „ALINA“ entwickeln drei Projektpartner einen Ausbildungsbuddy – einen durch KI gesteuerten, adaptiven Chatbot – für die ÜBA in der Kfz-Mechatronik. Der mehrsprachige Chatbot soll die Auszubildenden beim Lernen individuell unterstützen, ihre digitalen Kompetenzen stärken und helfen, sprachliche Barrieren zu überwinden. Dadurch sollen unterschiedliche Voraussetzungen und Bedürfnisse der Auszubildenden optimal berücksichtigt werden können.
Das Projekt „KIgUEBA“ verfolgt das Ziel, eine „Tracking-KI“ und eine „Tutoring-KI“ in der ÜBA zu nutzen, um die Lernenden passgenau und in Echtzeit im Lernprozess zu unterstützen. Die KI beurteilt die Handlungen der Auszubildenden und zielt darauf, dadurch den jeweiligen Lernstand festzustellen. Darauf basierend soll sie an den individuellen Lernstand angepasste intelligente Lernunterstützung anbieten und damit sowohl eine Über- als auch Unterforderung der Lernenden vermeiden.
Das Projekt „InnoLernKI“ entwickelt ein KI-System, das die Auszubildenden beim praktischen Arbeiten an einer Schulungswand sowie beim theoretischen Lernen im Lernmanagementsystem begleitet. Dafür wird eine mit verschiedensten Sensoren ausgestattete Schulungswand gebaut und ein bestehender Moodle-Kurs erweitert. Die KI analysiert die Lernentwicklung der Auszubildenden und unterstützt sie mit dazu passenden Lernempfehlungen und Lernpfaden. Personalisiertes Lernen (z. B. nach Lerntempo, Sprache der Auszubildenden) soll so ermöglicht werden. Zudem werden in der Schulungswand integriert: Eine Sprach- und Gestensteuerung sowie ein Echtzeitübersetzungstool, welche den Abbau sprachlicher Barrieren fördern sollen.
Weitere Informationen zum Projekt NextGenLearn
Weitere Informationen zum Projekt ISAmare
Weitere Informationen zum Projekt ALINA
Weitere Informationen zum Projekt KIgUEBA
Weitere Informationen zum Projekt InnoLernKI
KI als berufsspezifische Technik
KI als Arbeitsmittel durchdringt mehrere Berufe. Damit Fachkräfte auf ihren Berufsalltag mit KI gut vorbereitet werden, muss der Umgang mit den KI-Arbeitsmitteln bereits in der Ausbildung geübt werden.
Ein Beispiel aus der Landwirtschaft: Im Projekt „DilA“ sollen Auszubildende den Umgang mit KI-gestützten Kamerasystemen erlernen, um Tierverhalten (z. B. Herdenverhalten im Milchviehbereich) zu erkennen. Kameratechnologie und KI können dabei helfen, das Verhalten der Tiere im Stall kontinuierlich zu überwachen und etwa frühe Anzeichen von Unbehagen, Krankheit oder Stress festzustellen. Die Auszubildenden sollen dazu befähigt werden, die Arbeitsweise und den Umgang mit bildverarbeitenden Systemen kennenzulernen.
Weitere Informationen zum Projekt DilA
KI als Werkzeug des Bildungspersonals
Außerdem sollen im Rahmen von „INex-ÜBA“ die Möglichkeiten von KI erkundet werden, um die Arbeitsprozesse für das Bildungspersonal in der ÜBA zu optimieren.
Im Rahmen der INex-ÜBA-Projekte werden Möglichkeiten von KI erkundet, um die Arbeitsprozesse für das Bildungspersonal zu optimieren. Geplant sind etwa Qualifizierungsmaßnahmen des Ausbildungspersonals zur Nutzung von KI für die Kursentwicklung oder die Aktualisierung und Entwicklung von Lehrgangsmaterialien.