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Digitalisierung in der Pflegebildung

Veranstaltungs-Dokumentation

Der Fachworkshop „Digitalisierung in der Pflegebildung“ fand am 17. September 2021 in virtueller Form statt. Neben der Darstellung einer Präsentation zum Thema erarbeiteten die Teilnehmerinnen und Teilnehmern zu zwei unterschiedlichen Themensessions wichtige Erkenntnisse.

Digitalisierung in der Pflegebildung

Das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) hatte im Vorfeld Partner aus der Ausbildungsoffensive Pflege zum Workshop „Digitalisierung in der Pflegebildung“ eingeladen. Die Durchführung der Veranstaltung diente neben der Vermittlung von theoretischem Wissen zur Digitalisierung in der Pflegebildung auch dem Austausch der verschiedenen Akteure.

Eröffnung und Einführung in die Informationsveranstaltung

Frau Dr. Lena Dorin, Arbeitsbereichsleiterin AB 2.6 Pflegeberufe begrüßte die Teilnehmenden und stellte in der Einführung in den Workshop ihren Arbeitsbereich vor. Neben der Ordnungsarbeit werden im AB 2.6 Aufgaben im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit, der Forschung, der Wissenschaft und der Dauerbeobachtung zu den Pflegeberufen wahrgenommen.

Frau Dr. Miriam Peters, Leiterin des Forschungsprogramms im Kontext der Pflegeberufe am BIBB, beschrieb in der Begrüßung wichtige Aspekte der Digitalisierung in der Pflege dar. Im Anschluss leitete sie über zu Herrn Dr. Lutz Goertz, Leiter Bildungsforschung am mmb Institut – Gesellschaft für Medien und Kompetenzforschung.

Digitalisierung in der Pflegebildung

Beruflich Pflegende benötigen digitale Kompetenzen, um die fortschreitende Digitalisierung des Gesundheitswesens mit gestalten zu können. Das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) hat gemeinsam mit Lehrenden und ausbildenden Akteuren im Fachworkshop „Digitalisierung in der Pflegebildung“ in zwei Themensessions die folgenden Ergebnisse erarbeitet.

Themensession I: Qualifizierung des Bildungspersonals und Organisationsentwicklung

Ausgangslage

Digitales Lernen in den unterschiedlichen pflegerischen Versorgungssettings hat unterschiedliche Voraussetzungen. Bezogen auf die ambulante Versorgung kann man festhalten, dass mittlerweile vielfach Endgeräte vorhanden sind, diese aber nicht immer auf dem neuesten Stand der Technik sind. Auch der noch nicht überall vorhandene Internetzugang in ländlichen Regionen kann den digitalen Lern- und Arbeitsprozess verlangsamen. Eine flächendeckende Versorgung mit digitaler Infrastruktur ist derzeit noch nicht umgesetzt.  Digitale Dokumentation und Planungssoftware wird noch nicht in allen Einrichtungen eingesetzt. Strukturelle Rahmenbedingungen wie geteilte Tagesdienste, fehlende Finanzierung und benutzerunfreundliche Software belasten ebenfalls die Motivation bei Pflegefachkräften, sich umfassend digital weiterzubilden. 

Anwendungsgebiete

Die Anwendung von digitalen Technologien beschränkt sich zurzeit hauptsächlich auf digitale Touren- und Pflegeplanungen, die die Versorgung unterstützen. Darüber hinaus erfolgt die Beratung von Kund/innen und die Abrechnungen der pflegerischen Leistungen mittlerweile digital.  

Ausgangslage

In der stationären Akutversorgung können Pflegende auf eine funktionierende digitale Infrastruktur zurückgreifen. Um Potenziale neuer, digitaler Technologien voll ausschöpfen zu können ist auch hier eine Einführung und Begleitung notwendig, beispielsweise über so genannte „Change Agents“. Dabei ist die Mitbestimmung der Pflegefachkräfte enorm wichtig, auch und vor allem bei der Entwicklung der Hard- und Software. 

Anwendungsgebiete

Digitale Dokumentationssysteme, worunter auch digitale Patientenakten fallen, werden in diesem Versorgungssetting vielfach eingesetzt. Hinzu kommen intelligente Monitoring Systeme zur Erfassung von Vitalparametern sowie Kommunikationstools zur Vernetzung. Robotik scheint noch keine flächendeckende Technologie für die Versorgung in Akutkrankenhäusern zu sein. 

Ausgangslage

Die stationäre Langzeitpflege befindet sich in einem Transformationsprozess. Verschiedene Akteure und Professionen vernetzen sich zurzeit. Die Einrichtungen bieten zunehmend quartiersbezogene Angebotsstrukturen und entwickeln somit ein hohes Potential für interprofessionelle Vernetzungsstrukturen. 

Anwendungsgebiete

Hier kommen digitale Tools für die Versorgung von Pflegebedürftigen, Emotionsroboter, sowie intelligente Betten und Trackingsysteme zum Einsatz. 

Notwendige Veränderungen in der Organisation der verschiedenen Versorgungssettings

Die digitale Patientenakte, Dokumentation und Planungssoftware brauchen eine benutzerfreundliche Technik. Hier spielt die Einbindung von Bildungseinrichtungen eine wichtige Rolle, da die Technik von Lehrenden und Lernenden im Unterricht ausprobiert werden kann. Auch eine reflexiv- kritische Anwendungspraxis kann gemeinsam mit dem Erlernen der Technik an konkreten Beispielen vermittelt werden. Das eigenverantwortliche Lernen, aber auch die Strukturierung von Arbeitsprozessen kann durchdacht werden. Damit wird die eigene Arbeit planbarer. Die Rahmenbedingungen für die schulische und praktische Ausbildung müssen entsprechend angepasst werden, um dem hohen Arbeitsdruck der beruflich Pflegenden entgegen zu wirken. Gezielte Fortbildungen beruflich Pflegender während der Arbeitszeit sollten ermöglicht werden, um das digitale Lernen niedrigschwellig anzubieten und damit die Kompetenzen zu verbessern.

Themensession II: Digitale Lehr- und Lernformate

Ausgangslage

In der theoretischen Pflegeausbildung spielt die technische Ausstattung eine große Rolle. Oft ist die benötigte Ausstattung nicht vorhanden. Lehrmittel und Lernangebote sollten auf den aktuellen Stand der technischen Entwicklung gebracht werden. Es gibt zudem oft personelle Engpässe, die das digitale Lernen erschweren. Weitere Einschränkungen bestehen aufgrund der strukturellen Komponenten der Pflegeschule, wie Stundenplan und Curriculum, die (digitale) Lehrangebote rahmen. 

Anwendungsgebiete

Derzeit werden vor allem Lernplattformen, z. Bsp. Moodle, Videos, Smartboard, Skills Lab und Schulclouds eingesetzt. 

Ausgangslage

Für die praktische Ausbildung werden die Rahmenbedingungen der Praxisanleitung und deren Planung als besonders bedeutsam verstanden. Auch hier spielt die Verfügbarkeit von Lernressourcen eine Rolle. Eine geeignete Hard- und Software ist meist noch nicht vorhanden. 
Der Theorie- und Praxistransfer gestaltet sich teilweise schwierig. Der Fachkräftemangel verstärkt die noch entwicklungsfähige Digitalisierung in der Praxis. 

Anwendungsgebiete

Die digitale Patientenakte wird vielfach angewendet und bietet Auszubildenden und Praxisanleitenden ein Trainingsfeld, z.Bsp. mit Übungspatienten. 

Ausgangslage

im Bereich Fort- und Weiterbildung ist die Vereinbarkeit von Beruf und Weiterbildung ein wichtiger Aspekt. 

Anwendungsgebiete

Die Angebote digitaler Lernformen sind zurzeit überschaubar. Auch die Weiterbildung in der Handhabung digitaler Technik benötigt mehr niedrigschwellige Angebote. 

Notwendige Veränderungen in der Organisation der verschiedenen Lehr- und Lernformate

Der Austausch zwischen Akteurinnen und Akteuren in Theorie und Praxis gestaltet sich schwierig. Eine Austauschplattform für alle ausbildenden Akteure und allgemein transparente Kommunikationsstrukturen könnten dies verbessern. Große Potenziale gibt es auch für Lernplattformen, die neuen Lernformate beinhalten und die Interaktion zwischen den ausbildenden Akteuren durch eine gemeinsame Nutzung vorantreiben. Hier sind unter anderem die Soft- und Hardwareproduzenten gefragt, da die am Markt verfügbare Technik noch wenig nutzerfreundlich und wenig anschlussfähig an vorhandene Systeme ist.
Digitale Patientenakten können beispielsweise mehr als Lernfeld für Auszubildende genutzt werden und den Austausch zwischen Theorie und Praxis fördern. 
Für den Bereich Fort- und Weiterbildung braucht es mehr digitale Angebote.

Fazit

Eine angemessene Lernstrategie, die Fehler und Rückschläge in der Digitalisierung zulässt, kann für alle Beteiligten hilfreich sein. Ein regelmäßiger Austausch, etwa über eine Lernplattform oder einen Runden Tisch, wird von allen Beteiligten als sinnvoll erachtet. 
Der Wandel der Pflege durch die generalistische Pflegeausbildung nach Pflegeberufegesetz (PflBG) kann zusammen mit der Digitalisierung gestaltet werden. Da die Träger der praktischen Ausbildung (TpdA) Lernortkooperationen eingehen, kann die Digitalisierung und die entsprechende Vernetzung mitgedacht und gestaltet werden. Hier stellt sich die Frage, ob die ausbildenden Akteure begleitende Coachings in Anspruch nehmen, eine digitale Lernkultur für Lehrende und Auszubildende entwickeln, und ein gemeinsames Lernen in der Unternehmens- und Lernkultur etablieren wollen. Diese wichtigen Schritte zur Digitalisierung der Pflegebildung benötigen eine systematische Integration von Personalentwicklung.