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Fachforum 3: Strukturen – weiterentwickeln, aufbauen, Unterstützungsangebote optimieren

Welche Strukturen brauchen wir, um Grundbildungsangebote flächendeckend anbieten zu können? Wie können Bund, Länder und Partner ihre Zusammenarbeit optimieren? Und welche Beispiele guter Praxis gibt es bereits? Mit diesen Fragen setzte sich das Forum Strukturen auseinander und ließ sich dabei von einem spannenden Modell aus der Schweiz inspirieren.

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Wie kann arbeitsplatzorientierte Grundbildung in die Fläche getragen werden? Ein Beispiel gelungener Praxis aus der Schweiz. In seinem einleitenden Impulsvortrag erläutert Bernhard Grämiger am Beispiel des Schweizer Modells Go, wie Grundbildungsangebote in einem föderalen System in die Fläche getragen werden können. Das GO Modell basiert auf der Entwicklung von Bildungsmaßnahmen, die auf konkrete Anforderungen am Arbeitsplatz ausgerichtet sind. Um es nachhaltig zu implementieren, wurden unternehmerische Entscheidungsträger gewonnen, um strukturelle Transferprozesse umzusetzen. Bildungsträger mussten ihre Angebotspalette deutlich erweitern und aktiv auf Betriebe zugehen. Eine wichtige Voraussetzung für das Gelingen: die Bildungsträger wurden nicht nur für ihre konkrete Bildungsleistung honoriert, sondern erhielten auch finanzielle Mittel für die aktive Akquise. Das setzt allerdings nicht nur Beratungs- sondern auch Marketingkompetenzen voraus. Die Erfahrungen in der Schweiz zeigen, dass in föderalen Systemen Strukturänderungen bottom-up erfolgen und Entscheidungsprozesse dabei sehr viel Zeit benötigen, wobei jeweils kantons- und branchenspezifische Bedingungen zu berücksichtigen sind.

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Wie können vorhandene Strukturen insbesondere auf kommunaler Ebene weiterentwickelt werden? In der anschließenden Diskussion tauschten sich Expert/innen und Forumsteilnehmende über die brennenden Fragen der Umsetzung aus. Sie hoben hervor, dass vor allem kommunale Strukturen zur Sensibilisierung und Enttabuisierung beitragen. So ist zum Beispiel die Entwicklung von Bündnissen zur Grundbildung bestehend aus kommunalen Akteuren und Grundbildungszentren wichtig. Auch Kooperationen von Weiterbildungsanbietern und Grundbildungszentren werden angestrebt, damit passende Maßnahmen entwickelt werden und eine größere Transparenz über das vorhandene Angebot herrscht. Zur Ermittlung der Bedarfe sollte auch stärker auf die Zusammenarbeit mit der Bundesagentur für Arbeit gesetzt werden. Auf ministerialer Ebene ist es wichtig, dass neben Bildungs- und Kultusministerien auch andere Ressorts in die Förderung von Alphabetisierung und Grundbildung einbezogen werden und Verantwortung übernehmen. Die Teilnehmenden waren sich einig, dass Veränderungsprozesse langfristig anzulegen sind.


Welcher Personenkreis sollte hinsichtlich arbeitsplatzorientierter Grundbildung insbesondere sensibilisiert und adressiert werden? Die Sensibilisierung von Beschäftigten beispielsweise in kommunalen Verwaltungen ist ein zentraler Aspekt, der sich zukünftig an alle, auch neue Mitarbeiter/innen richten sollte. Insbesondere bei den Arbeitsverwaltungen ist es wichtig, dass erkannt wird, welche konkreten Grundbildungsbedarfe Arbeitssuchende haben und welche Angebote man ihnen machen kann. Um (mehr) Betriebe zu erreichen, sollten Personalverantwortliche verstärkt adressiert werden. Insgesamt sollten Sensibilisierungsschulungen Bestandteil des Weiterbildungskatalogs werden.

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Welche Möglichkeiten der Finanzierung der Grundbildungsangebote sind möglich oder sollten geschaffen werden? Mit dem 2016 verabschiedeten Arbeitslosenversicherungsschutz- und Weiterbildungsstärkungsgesetz (AWStG) wurde die Möglichkeit eröffnet, dass Grundkompetenzen gefördert werden können, wenn sie der Vorbereitung auf eine abschlussorientierte berufliche Weiterbildung dienen. Die Diskutanten stellen zudem heraus, dass Anreize für Tarifpartner geschaffen werden sollten und die Kommunikation und Kooperation zwischen den Akteuren verbessert werden müsse. Wünschenswert wäre auch, wenn sich mehr Unternehmen finanziell stärker an Alphabetisierungs- und Grundbildungsmaßnahmen beteiligen. Da der Erfolg einer Maßnahme vor allem vom Engagement der Weiterbildungseinrichtungen abhängt, sind auch hier finanzielle Anreize wichtig.


Welche konkreten Maßnahmen sind notwendig, um das Alphabetisierungsangebot attraktiver zu gestalten? Kurze Lerneinheiten und niedrigschwellige Maßnahmen können den Einstieg in das Lernen erleichtern und zum Weiterlernen anregen. Darüber hinaus ist es wichtig, unterschiedliche Zugänge zu schaffen, um unterschiedliche Lebensverläufe zu berücksichtigen. Gerade bei funktionalen Analphabeten empfehlen sich auch ganzheitliche Ansätze. Bei der konkreten Konzeption von Lernangeboten sollte berücksichtigt werden, dass Unternehmen ihre Beschäftigten bedarfsorientiert (just in time) qualifizieren. Besonders erfolgreiche Maßnahmen könnten mit einem Qualitätssiegel, zum Beispiel einem Alphasiegel, ausgezeichnet werden.

Beteiligte

Einführung und Moderation
Prof. Dr. Michael Heister, Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB)

Input: Verankerung von Alphabetisierung und Grundbildung in der Schweiz – am Beispiel des GO-Projektes
Bernhard Grämiger, Schweizerischer Verband für Weiterbildung

Diskussionsrunde: Wie sind die Strukturen auf kommunaler, Landes- und Bundesebene? Wie kann eine gemeinsame Zusammenarbeit der Ebenen aussehen?
Thomas Bartelt, Bundesministerium für Bildung und Forschung
Daniel Elferich, Bundesagentur für Arbeit
Dr. Ulrich Raiser, Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft, Berlin
Katrin Wartenberg, Grundbildungszentrum Potsdam
Jans Kemner, Deutscher Volkshochschul-Verband
Dr. Sigrid Schöpper-Grabe, Institut der Deutschen Wirtschaft Köln
Klaus Pankau, WISAG Gebäudereinigung